H A K A NWo bin ich? Welcher Hund hat mich hier hergebracht? War ich nicht gerade mit Pamuk? Mit ihr auf dem Dach des sieben stöckigen Hochhauses? Blinzele. Blinzele dann nochmal. ,,Ey!" rufe ich laut und frage mich, was ich mich in unserem alten Haus in der Türkei mache. Das kleine Haus, das große Erinnerung hinterlassen hat. Drehe mich im Kreis und schaue auf meine Kleidung. Puh. Zum Glück habe ich das Gleiche an. Meine Bauchtasche habe ich auch an. Greife nach dieser und drücke einen Kuss drauf. ,,Niemand kann dich von mir nehmen." flüstere ich gegen den Stoff und streichele noch einmal drüber, bevor ich sie loslasse und mich wieder auf meine Umgebung fokussiere. Diese Bauchtasche hat mehr Wert als paar bestimmte Menschen. Ich darf die nicht verlieren. Laufe aus dem Nebenzimmer raus und laufe auf das Zimmer von Abla und mir zu. Niemand drinnen. Junge, was mache ich hier? Dieses Haus ist doch abgebrannt? Hä? Stelle mich stocksteif hin, als ich ein Geräusch aus dem Wohnzimmer höre. Oh Nein. Und noch ein Geräusch. Jemand ist doch hier drin. Jemand ist hier. Das heißt, dass ich nicht alleine bin. Ich scheiße mir gleich in die Hose. ,,Ich bin noch zu jung, um zu sterben." murmele ich und setze mich einfach auf mein Bett. Niemals gehe ich da raus.
Ein kleiner Kreischer verlässt meinen Mund, als wieder ein Geräusch aus dem gleichen Zimmer kommt. Presse meine Hand gegen meinen Mund. Das ist nie passiert. Das war kein Kreischer. Nein. Ich bin kein Mädel. Ich bin nicht Pamuk, wenn ich sie erschrecke und dann wie noch was schreit und mich schlägt. Raffe dich. Stehe auf und atme tief aus. Ich muss schauen, wer dort ist. Aber...aber was, wenn es Baba ist? Gänsehaut breitet sich auf meiner Haut aus und ich zucke mit dem Kiefer. Na und? Dann soll es Baba sein. Ich kann mich beschützen. Ich bin nicht mehr der kleine Junge. Ich bin älter geworden und habe manche Sachen realisiert. Auch wenn die ganzen Realisationen tief in meinem Herz weh tun, habe ich eingesehen, dass ich nie zwei liebende Elternteile hatte. Und so wird es auch bleiben. Scheiß drauf. Nicht jeder braucht liebende Eltern in seinem Leben. Genau wie die Yanmaz Geschwister.
Laufe auf die Tür zu und öffne sie mit einem Mal. Auch wenn ich etwas zittere, schaffe ich es die Tür vom Zimmer zu öffnen. In der nächsten Sekunde weiten sich meine Augen. Das kann nicht wahr sein. ,,M-Muso?" entweicht aus meinem Mund. Ich...ich dachte, ich würde diesen Namen nie wieder in meinen Mund nehmen. Der Schmerz ist zu frisch. Der Schmerz ist zu tief. Zu frisch und zu tief, weshalb ich nicht mehr meinen Kopf darüber zerbrechen wollte. Nicht falsch verstehen. Damit ist nicht das Vergessen von meinem jüngsten Bruder gemeint, niemals. Familie vergisst man nicht. Wer Familie vergisst, kann sich selber vergessen. Ich muss aber nach vorne schauen, um weiter leben zu können. Muso steht lebendig vor mir. Geschockt schaue ich meinen Bruder an und bin sprachlos. Er steht wirklich vor mir! Renne auf ihn zu, aber werde mit seiner nächsten Handlung sprachloser. Er macht einen Schritt zurück. Will-will er nicht, dass ich ihn umarme? Ich habe ihn doch so sehr vermisst. Er mich etwa nicht? Hat mein Bruder mich nicht vermisst? ,,Muso?" frage ich ihn. Sein Gesichtsausdruck wechselt von monoton zu wütend. Er schaut mich wütend und...hasserfüllt an. Oh Nein. Nein man Nein. ,,Es ist alles deine Schuld." ruft er und zeigt mit dem Finger auf mich. ,,Alles ist deine Schuld!" Ich ertrage das nicht. ,,Wegen dir bin ich gestorben! Wegen dir wurde ich umgebracht! Wegen dir werde ich meine Träume nicht leben können! Alles ist nur deine Schuld!" Presse meine Hände auf meine Ohren, um seine Wörter nicht mehr aufnehmen zu können. Ich bin so schwach. ,,Hör auf, bitte." flehe ich ihn an. Ich weiß, dass ich Schuld an seinem Tod besitze. Ich weiß das. Die Schuldgefühle erinnern mich jede Sekunde dran.
,,Nein, werde ich nicht. Du bist doch mein großer Bruder gewesen? Wieso hast du mich nicht beschützt? Wieso?" Er fragt mich Fragen, die ich selber nicht beantworten kann. Ich war sein Bruder gewesen und bin es immer noch. Ich kann niemanden beschützen, Muso. Nicht nur dich habe ich nicht beschützen können. Abla konnte ich auch nicht vor Baba schützen können. Abi auch nicht. So schwach bin ich. So nutzlos bin ich. Ich schaffe einfach gar nichts in diesem Leben. Nie mache ich was richtig. Nie. ,,Es tut mir so leid." schaffe ich diesen Satz zu bilden und fange an zu weinen. Es tut mir so leid, Muso. Ich hätte dich beschützen müssen. Ich hätte meinen kleinen Bruder schützen müssen.
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TURKISH REVENGE
Teen Fiction[TURKISH MAFIA muss davor gelesen werden, um diesen Band zu verstehen.] 𝙀𝙛𝙨𝙖𝙣𝙚. Blind vor Rache. Blind für die Rache ihres Bruders. Sie will ihn leiden sehen. Sie will das Tränen fließen. Sie will das Blut fließt. Sie will ihm das antun, was...