TURKISH REVENGE

10.Kapitel

Montag, 10:24 Uhr

,,Und er kam wirklich einfach in die Toilette?" fragt mich Lale und legt mit geweiteten Augen ihr Nutella Brot auf den Tisch ab, von dem sie eigentlich abbeißen wollte. Nicke leicht. Ich erzähle ihr gerade von gestern Abend. Sie wollte es so sehr wissen. ,,Der traut sich aber was." sagt sie schockiert. ,,Was für Trauen? Wäre er Mann genug, dann würde er vor Yasin auftauchen und ihr eine Warnung machen." beschwert sich Eda und greift nach ihrem schwarzen Kaffee, um einen großen Schluck draus zu trinken. ,,Wer bist du? Wer bist du, dass du einfach auftauchst und sie damit anlabberst, nie wieder Yasin zu sehen?" Sie streicht sich genervt ihre Haare nach hinten. Wir sitzen gerade in einem kleinen Cafe und frühstücken. Besser gesagt Lale und Eda. Eda und ich haben seit der letzten Auseinandersetzung nicht richtig miteinander gesprochen, aber das hat sich heute geändert. Ich habe keinen Hunger. Mir reicht mein schwarzer Tee, ohne Zucker. Ich blicke hinaus aus dem Fenster und sehe viele Menschen, die durch das Chaos von Berlin gehen. So viele Menschen. ,,Aber...aber was macht er in Deutschland? Osman meinte noch letztens, er müsse in die Türkei, um mal wieder Atakan zu sehen. Hä?" Lale ist verwirrt. Das war ich auch. Vor allem der Moment als ich ihn gesehen habe. Allein sein Name bringt mich auf die Palme. Balle meine Hand zu einer Faust. ,,Dein Mann lügt dich bestimmt an." stellt Eda fest, worauf ich eingreife. ,,Vielleicht wusste Osman davon nichts." ,,Vielleicht wusste er aber davon und hat Lale extra nichts gesagt, weil er wusste, dass Lale es dir erzählen würde." entgegnet Eda. ,,Die Möglichkeit besteht." sage ich nur. Es kann beides sein.

,,Mein Mann würde mich nicht belügen, okay? Das war erstens. Zweitens: Atakan ist manchmal sehr spontan. Als er vielleicht erfahren hat, dass du mit Yasin zusammen, alleine, Essen gehen wirst, wurde er vielleicht eifersüchtig und ist vielleicht mit dem nächsten Flug sofort nach Deutschland gekommen?" Lale stellt eine Theorie auf, die mich meine Brauen zusammen ziehen lässt. ,,Eifersüchtig? Eifersüchtig? Willst du mich verarschen? Die haben sich getrennt! Sie sind geschieden." springt Eda sofort ein und etwas Kaffee verschüttet sie als sie die Tasse auf den Tisch stellt. ,,Na und? Scheidung heißt nicht sofort Gefühle verlieren. Vor allem Atakan, der Efsane wirklich geliebt hat." sagt sie schulterzuckend und beißt in ihr Brot rein. Ihre Ruhe und Wörter machen mich wütend. ,,Wirklich geliebt hat?" wiederhole ich kühl ihre Wörter. ,,Erschießen Menschen, die sehr lieben, den Bruder von der Person, die sie lieben?" Sie schaut mich ausatmend an und beugt sich etwas über den Tisch, um besser mich anschauen zu können. ,,Er meinte doch selber, dass er wegen dem ganzen Rauch nichts sehen konnte. Es war ein ausverseh..." Je warnender mein Blick wird, desto mehr haltet sie ihre Fresse. ,,Du willst mir wirklich erzählen, dass ein jahrelanger Mafiaführer, nur wegen Rauch, ein Kind ausversehen erschossen hat? Hm?" frage ich sie und sie lehnt sich mit einer traurigen Miene wieder an ihren Stuhl.

,,Und was sagst du zu den Bildern? Auf denen ein Weib ihm einen geblasen hat?" fragt Eda sie gespielt interessiert. ,,Würde ein Mensch, wirklich jemanden betrügen, obwohl er sie doch so sehr liebt?" Natürlich folgt keine Antwort drauf. Nur paar Sekunden später. ,,Ich meine...wir haben das Bild nicht ganz gesehen weißt du...vielleicht steckt hinter dem Bild was anderes..." Laut atme ich aus und lache ironisch auf. ,,Ich hab es mit meinen eigenen Augen gesehen. Und was schützt du ihn so sehr, Lale?" frage ich sie sauer. Was soll das? Immer kommt sie mit einem Gegenargument. ,,Aber vielleicht wurden die Bilder geschossen, als du noch gar nicht in seinem Leben warst?" Schon wieder. Ich reiße mir gleich die Haare aus dem Kopf. ,,Dort stand ein Datum unten im Bild. Verstehst du jetzt? Warum nimmst du den Bastard in Schutz?" wiederhole ich meine Frage von eben. ,,Ou." sagt sie nur und versteckt sich hinter ihrem Brot. ,,Antworte ihr doch." befehlt diesmal Eda. ,,Üstüme gelmeyin! Ich bin schwanger und sensibel." (Kommt mir nicht auf die Nerven!) Ihr Augen fangen sogar an glasig zu werden. Und jetzt kommt sie mit dieser Ausrede. Ich verstehe nicht, wieso Lale ihn so sehr beschützt. Sie kann die Dinge, die er getan hat, nicht abstreiten. Auf keinen Fall.