46.Kapitel

1.8K 189 165
                                    



,,O bir tepe, ben bir ova,
koyulmuşuz ayni yola"

E F S A N E

Mir fällt es schwer es zu realisieren. Mir fällt es schwer es wahrzunehmen. Meine Pupillen drehen sich durchgängig im Kreis und schreien vor Verwirrtheit, Verzweiflung und Wut. Während den Vordergrund meine verwirrten Emotionen dominieren, steht im Hintergrund die aufgestaute Wut, die ich nicht kontrollieren kann. Bin ... bin ich befreit? Oder träume ich wieder nur davon, während ich in dem kleinen Bett liege und ans Bett gefesselt bin? Ich blinzele. Meine Sicht ist verschwommen. Blinzele erneut. Mitten im Verschwommenen sehe ich etwas Kleines in meiner Hand. Ich spüre einen Gegenstand. Meine Hand hat sie fest umfassen. Ich sehe es, aber spüre nichts davon. Ist mein Griff fest? Zu fest? Platzt die Plastikflasche gleich?

Leise ausatmend ziehe ich die dünne Decke enger um mich, um meinen zitternden Körper zu erwärmen. Es ist eine warme Sommernacht, aber mein Körper ist unterkühlt. Mir ist kalt. Ich brauche Wärme. Meine zitternde Unterlippe presse ich gegen meine Zähne und lehne meinen Kopf an das Fenster vom Wagen. Ich weiß nicht, wem der Wagen gehört. Atakan hat mich in den Wagen gesetzt, mir versichert, dass er gleich kommen würde und musste nochmal in die abscheuliche Villa. Ich will sie nicht mehr sehen. Meine geschlossenen Augen halte ich stets geschlossen, damit sie nicht dahin wandern. Ich will dieses Nachtkleid und alle anderen Kleider, die mir Yankar gegen meinen Willen angezogen hat, verbrennen. Verbrennen und sie erkennunglos machen. Diese Villa will ich auch verbrennen. Sie soll in Flammen umzingelt sein und sterben. Genau wie sie mich getötet hat.

Als ich ein Geräusch von Draußen höre, erschrecke ich mich und entferne meinen Kopf von der Scheibe. Mit großen Augen schaue ich raus, aber meine verschwommene Sicht will nicht verschwinden. Ist da Yankar?! Wie konnte er fliehen?! Ich höre wie die Tür aufgemacht wird und schreie laut auf. Meine Arme hebe ich hoch, um mein komplettes Gesicht dahinter zu verstecken. Die Decke fällt von meinen Schultern. ,,Efsane, ich bin es nur! Ganz ruhig, Abim!" Ich blinzele. Meine Ohren nehmen die Stimme wahr und ich erkenne, dass es Emirhan ist. Emirhan?

Nehme langsam meine Arme runter und blicke mit verengten Augen zu der Person, die neben dem Auto steht. Nur ganz leicht erkenne ich die Konturen seines Gesichts und als ich seine blauen Augen sehe, weiß ich, dass es Emirhan ist. Ich ... er soll mich so nicht sehen. Greife nach der Decke und verdecke meinen ganzen Oberköper. Unkontrolliert schluchze ich, was ihn dazu veranlasst sich zu mir zu beugen und seine Arme um mich zu legen. Umarme ihn und lege mein Kinn auf seine Schulter ab. Emirhans Arme umarmen mich fest und lassen mich auch gar nicht mehr los. Er ist hier und gibt mir die Bestätigung: Ich bin befreit.


A T A K A N

,,Denkst du, dass er lebt?" höre ich Zehir hinter mir fragen. Seufzend gehe ich in die Hocke und betaste den Puls von Sergio, der am Boden bewusstlos liegt. Der Rauch im Haus hat sich verblasst und ist vollständig weg. Zehir und ich mussten nochmal rein, um die Lage anzuschauen. Mehrere Männer liegen bewusstlos am Boden, was bedeutet, dass sie den giftige Rauch eingeatmet haben. Halte inne und konzentriere mich auf den Puls von Sergio. Von dem Mann, der mir geholfen hat meine Frau zu finden.

Spüre keinen Puls.

,,Er ist tot." sage ich emotionslos und erhebe mich wieder. Habe keine Zeit hinterher zutrauen. Hatte ich auch sowieso auch nicht vor, aber ich wollte mich aufrichtig bedanken und ihm ein großzügiges Geschenk geben. Ein Geschenk, das er sich verdient hat, aber man kann nichts ändern. Er ist tot. Und ist vermutlich jetzt bei seiner toten Frau. Wer weiß. So ist es vielleicht besser für ihn.

TURKISH REVENGEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt