25.Kapitel

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80 Stunden vorher

Dank meinen Kopfschmerztabletten sind meine Kopfschmerzen verschwunden. Jedoch fühle ich mich noch nicht so weit, aufzustehen und nach Bolat zu schauen. Es ist der nächste Morgen. Es ist der nächste Morgen, nachdem Atakan aus dem Fenster gegangen ist und wir diskutiert haben. Ich liege auf meiner rechten Körperseite und ziehe die Decke bis zu meinem Kinn hoch. Es regnet nicht mehr. Der Regensturm von letzter Nacht ist weiter gezogen und es herrscht Stille. Sowohl draußen, als auch in meinem Inneren und in meinem Kopf. Ich denke zurück an die Nacht davor.

,,Verdammt, es war nicht ..."

Was wolltest du sagen, Atakan? Was hat dich gestoppt? Einerseits denke ich an seine Wörter und meine Wörter, aber andererseits verstehe ich nicht, warum ich das überdenke. Ist doch egal, was er und ich gesagt haben. Ist doch egal, was Atakan sagen wollte. Es würde doch sowieso nichts an den Tatsachen ändern. Es würde doch sowieso kein Wunder entstehen lassen. Atme leise aus und meine Augen wandern zum Fenster an dem vereinzelte Regentropen an meinem Fenster sind. Atakan ist gestern aus diesem Fenster gegangen. Aus diesem Fenster hat er mein Zimmer verlassen.

,,Hoffentlich stirbst du bald."

Presse meine Lippen zusammen.

,,Dein Wunsch ist mein Befehl, güzelim."

Presse meine Augen zusammen.

Danach ist er gegangen. Nach seinem Abgang war ich paar Minuten verstummt, bevor ich kurz mit Yasin telefoniert und mich ins Bett gelegt habe, um zu schlafen. Und das hat er nach paar Stunden funktioniert. Jetzt liege ich hier und will nicht aus dem Bett. Ich muss mich aber für später bereit machen. Das Treffen mit Yankar und den anderen. Der Plan Atakan anzugreifen. Ich werde es durchziehen. Das habe ich Muso und mir versprochen. Das Blut von meinem Bruder wird nicht auf dem Boden liegen bleiben. Ich werde dafür sorgen.

Ein zögerliches Klopfen an meiner Zimmertür zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. ,,Ich bin's." höre ich die murmelnde Stimme von Bolat. Hebe meinen Kopf an und schaue zur Tür. ,,Komm rein." rufe ich und setze mich etwas auf. Mit meinem Rücken lehne ich mich an das Wandpolster und sehe, wie sich die Tür öffnet. Zum Vorschein kommt Bolat, der zurückhaltend reinkommt, die Tür wieder schließt und sich zu mir bewegt. Meine Augen wandern zu seinen Handgelenken, die mit Verband gewickelt worden sind. Seine Locken sind etwas verwuschelt und er sieht so aus, als ob er auch gerade aufgestanden ist. Hinter seinem Rücken hält er etwas. Ich klopfe auf die linke, freie Bettseite, was ihn leicht zum Lächeln bringt. Ohne länger zu warten, kommt er meiner stummen Forderung nach und setzt sich auf den freien Platz. Decke ihn zu und will meinen Arm um ihn legen, aber er kommt mir zuvor und legt seinen Arm um meine Schulter. Mein Mundwinkel zuckt hoch und ich lehne mich an meinen kleinen Bruder.

,,Wie geht es dir?" frage ich leise und greife nach seinem linken Handgelenk. Mein Daumen fährt über seinen Verband und ich lasse sie dort ruhen. ,,Besser." antwortet er genauso leise. ,,Dir?" Seufzend schlucke ich leise und spüre seine Wange an meinem Kopf. ,,Wie immer halt." Bolat seufzt leise. ,,Erinnerst du dich an meinem Brief?" fragt er mir plötzlich und ich ziehe meine Brauen zusammen. Wieso kommt er jetzt damit an? Hebe meinen Kopf und blicke ihn fragend an. ,,Ja." Bolat greift hinter seinen Rücken und bringt etwas hervor, was meinen Atem stocken lässt. Ich ... ich habe das ganz vergessen. Die Puppe ... die mir Bolat gekauft hat. Mein Blick haftet auf die Puppe und ich zeige keine Reaktion. Wenn er erwartet, dass ich diese Puppe ganze Zeit mit mir tragen werde, dann muss ich ihn enttäuschen. Sowas wird nämlich nicht passieren. Ich ... will das nicht, ich ... ich bin nicht dafür gemacht. Diese Zeit ist leider vorbei.

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