Je schneller Yasin fährt, desto schneller zweifele ich an meiner Entscheidung. Meine Hände haben sich an meiner Handtasche vergraben und lassen sie auch nicht mehr los. Sonst gibt es kein weiteres äußeres Merkmal, das zeigt, dass Nervosität in meinem Körper herrscht. Verdammt nochmal. Vielleicht hatte Eda doch recht. Vielleicht geht es wirklich zu schnell. Aber so ein Angebot hätte ich nicht ablehnen können. Ich meine, Yasin hat mich zu sich Nachhause eingeladen. Yasin. Dieser Mann. Dieser Mann wird mir bei meiner Rache helfen. Nie im Leben hätte ich das ablehnen können. Der Grund für seine Einladung ist auch ganz nett. Mein Lieblingsessen. Mhm. Ich vertraue ihm aber nicht. Es kann auch sein, dass er etwas anderes in Planung hat. Was geht in seinem Kopf vor? Drehe meinen Kopf leicht zu ihm, um sein Seitenprofil anzuschauen. Konzentriert liegt sein Blick auf der Straße. Hast du etwas anderes geplant, Yasin? Will er wirklich nur mein Lieblingsgericht vorbereiten?
,,Planst du meinen Mord oder wieso schaust du mich die ganze Zeit an?" fragt mich Yasin schmunzelnd und schaut zu mir, als er an der roten Ampel stehen bleibt. Seine Augen haben wieder ein Farbwechsel eingenommen. Erst waren sie dunkelblau, dann hellblau und jetzt wieder dunkelblau. So blau wie das Meer nach dem Sonnenuntergang. Seine Augen gehören wirklich zu den seltenen Augenfarben. Es ist nicht das typische Blaue. Es ist ein anderes Blau. Es ist sein Blau. Yasin's Blau. ,,Nicht deinen." antworte ich nur kühl, was seine Augen leicht weiten lässt. ,,So tief ist er Hass also..." murmelt er. Seine Lippen verzieren sich zu einem kleinen Lächeln. Erwarte, dass er etwas sagen wird, aber er schüttelt nur seinen Kopf vor sich hin und beißt sich auf die Unterlippe. ,,Was?" frage ich direkt. ,,Nichts." ,,Yasin." sage ich warnend. Er nervt. Er soll doch einfach antworten. ,,Es ist wirklich nichts." Spiele mit dem Gedanken sein Gesicht gegen das Lenkrad zu knallen und einfach auszusteigen. Wie nervig. Hacke nicht weiter nach und belasse es. Dummkopf.
Der Rest der Fahrt verläuft schweigend. Yasin fährt schon mehr als dreißig Minuten, aber ich wusste schon, dass es etwas dauern wird bis wir bei ihm sind. Natürlich wusste ich es. Ich kenne alles von diesem Typen. Alles. Er hat auch andere Häuser in Berlin, die aber etwas weiter entfernt sind. Er bringt mich zu dem nahest liegenden und ich habe das Bild von seinem dreistöckigen Haus vor meinen Augen. Das Haus liegt etwas abseits von der Stadt. Somit hat er seine Ruhe hier. Aber ein Nachteil für mich, wenn wirklich etwas anderes passieren würde, was mich dazu bringt abzuhauen. Es kann alles Mögliche passieren. Ich bereite mich für alles vor. Wir kommen langsam an und halten vor seinem Tor an, bis Yasins Männer es öffnen. Großes Haus, viele Männer. Viele Männer für Yasins Schutz. Wir fahren durch das geöffnete Tor und ich sehe, wie alle Yasin mit einem Nicken begrüßen. Yasin erwidert es. ,,Wie viele Männer stehen hier?" tue ich auf unwissend und schaue alle an. 22 sind es. ,,22. Sie wechseln am Tag mehrmals, mit gleichen Abständen, ihre Positionen." ,,Vertraust du allen?" frage ich weiter. Es folgt keine Antwort. Auch nicht nach paar Sekunden, in denen er sein Auto parkt. ,,Nein." antwortet er doch. ,,So vielen Menschen kann man nicht vertrauen." ,,Wieso hast du sie trotzdem eingestellt?" ,,Ich habe das Potenzial in ihren Augen gesehen." Pff. ,,Das Potenzial dich zu schützen?" Er nickt. ,,Bis jetzt meistern sie gut ihre Aufgabe." Kann ja auch nicht jeder, draußen rumzustehen, eine Waffe in seinem Hosenbund zu haben und versuchen angsteinflößend auszusehen.
,,Du kannst also Augen lesen?" drehe meinen Kopf nach links. Er sieht mich schon an. Keine Ahnung wie er die Frage auffasst, das er sich etwas über die Mittelkonsole vorbeugt. ,,Kann ich." Warum hat seine Stimme einen raueren Ton eingenommen? ,,Deine kann ich auch lesen." sagt er plötzlich rau. Hebe meine rechte Augenbraue. Einen Scheißdreck kannst du das. ,,Ach echt?" Hingegen seiner Stimme rede ich normal. So rau wie er kann ich nicht reden. Er nickt. ,,Und wie..." Er nähert sich, doch bevor er einen weiteren Schritt wagt, knallt etwas gegen Frontscheibe, so dass er unter eine Sekunde nach vorne schaut. Behalte meinen Blick noch kurz auf ihm, schaue aber dann auch nach vorne. Hm. Es ist nichts passiert. War wohl ein Stein oder so. Ach, Aslanoğlu, ach. Ist dir nichts Besseres eingefallen, um zwischen Yasin und mir Abstand zu verschaffen? Drecksack. ,,Was war das?" fragt Yasin vor sich hin und steigt aus. Mache es ihm langsam nach und stelle mich auf. Etwas kalt. Ich will meine Jacke nicht anziehen. Wir gehen sowieso gleich rein. Einer von seinen Männern hat den Stein wohl mitbekommen, weswegen Yasin und er gerade reden. Atme leise aus. Keine Lust zu warten. ,,Yasin." unterbreche ich das Gespräch zwischen ihm und dem Mann. Beide Augenpaare richten sich auf mich und ich kriege einen fragenden Blick von Yasin. ,,Ja?" ,,Mir ist kalt. Können wir rein?" ,,Natürlich, Küçüğüm." antwortet er sofort und dreht sich kurz zum Mann. ,,Findet heraus was das war." befehlt er und eilt zu mir rüber. Grinse leicht. Er will mich nicht warten lassen, was besser zu seinen Gunsten ist. ,,Na komm. Ich führe dich zu meinem Heim." sagt er lächelnd und wir laufen auf die Eingangstür zu.
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TURKISH REVENGE
Teen Fiction[TURKISH MAFIA muss davor gelesen werden, um diesen Band zu verstehen.] 𝙀𝙛𝙨𝙖𝙣𝙚. Blind vor Rache. Blind für die Rache ihres Bruders. Sie will ihn leiden sehen. Sie will das Tränen fließen. Sie will das Blut fließt. Sie will ihm das antun, was...