29.Kapitel

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Die Trockenheit in meinem Mund und die Schwere auf meinen Augen erschweren es mir zu aufzustehen. Ich kann mich kaum regen, als ich mein Bewusstsein zurückkriege. Außer zu Atmen bin ich gerade nicht fähig irgendwas anderes zu machen. Oh Gott. Was ist das? Ich fühle mich, als ob ich von einem LKW überfahren wurde. Etwas Weiches liegt unter mir und die Decke um mich hält mich warm. Krampfhaft versuche ich meine Augen zu öffnen, aber es klappt vorerst nicht. Lasse es sein. Ich versuche es gleich nochmal. Ich versuche mich an alles zu erinnern. Wo bin ich? Wo befinde ich mich? Zurück in Deutschland? Bin ich noch in der Türkei? Was ... was ist passiert?

Als ich plötzlich etwas höre, atme ich flacher und spitze meine Ohren. Eine Tür wurde aufgemacht. Rege mich nicht und zeige nicht, dass ich wach bin. Jetzt sind es Schritte, die näher kommen. Leise und vorsichtig. ,,Abi?" Als ich aus der Stimme herausfinde, wer gerade den Raum betreten hat, will ich meine Augenbrauen zusammenziehen und sofort zu ihm schauen. Ekin. Das ist Ekin. Er ... er fragt nach seinem Bruder. Warte mal ... wenn er nach seinem Bruder fragt, dann ... dann ... Oh Gott? Ist Atakan etwa hier!? ,,Zehir ruft nach dir. Er muss dir was Wichtiges wohl sagen." spricht Ekin weiter und seufzt im nächsten Moment. Er spricht leise, so als ob er nicht stören möchte. Erneut höre ich was, aber diesmal ist das Geräusch näher. Ist ... ist das Atakan etwa? ,,Ich komme." Und wie das Atakan ist! Seine gleiche kalte Stimme! Er war hier die ganze Zeit. Aber wo sind wir denn? Im Krankenhaus? Ich werde warten, bis die beiden den Raum verlassen, was sie auch im nächsten Moment tun. Die Tür wird geschlossen und ... abgeriegelt. Atakan hat die Tür abgeschlossen! Du, verdammtes, Arschloch! Ich warte noch kurz, bevor ich wieder versuche meine Augen zu öffnen. Es klappt auch diesmal. Doch als das Licht meine Augen trifft, will ich sie wieder schließen. Verdammt, ich werde ja gleich blind. Nachdem ich mich an die Helligkeit gewöhnt habe, blicke ich neben um mich, doch das Umblicken hört genauso schnell auf, wie es angefangen hat. Ich atme nicht mehr, als ich realisiere, wo ich mich befinde. Im ... im Schlafzimmer von ... von Atakan. Ich liege in seinem Bett. Ich habe seine Decke um mich. Was zum Teufel?!

Unruhig und angespannt lege ich meine Hände auf das Bett, um zu stützen, während ich mich hebe. Mit einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck schaffe ich es mich aufzusetzen und mich an das Kopfteil anzulehnen. Durch diese Stellung kann ich besser sehen, aber ich wünschte ... ich wünschte ich wäre nicht hier. Was mache ich hier? Wieso befinde ich mich in diesem Raum ... voller Erinnerungen? Ich versuche zu schlucken, was nicht klappt. Nicht mal ein bisschen Spucke habe ich im Mund. Mein Gesicht dreht sich nach rechts und ich sehe eine Glaskaraffe mit Wasser drinnen. Oh ja. Vorsichtig greife ich danach und fülle einen Becher mit Wasser, doch verschütte etwas daneben. Gierig führe ich das Glas an meine Lippen und trinke alles aus. Erst nach dem dritten Glas habe ich meinen Durst vollständig gestillt. Aber ... aber wieso habe ich es zu mir genommen?! Was, wenn da was drinnen gewesen war? Und es ist das Wasser, das Atakan bezahlt hat! Ich trinke davon nie wieder!

Wie von selbst wandern meine Augen erneut durch den Raum, nur genauer. Es ... es ist alles gleich geblieben. Sogar ... sogar der Schminktisch ist noch da. Und die lockeren Klamotten, die ich anhabe sind von den Kleidungsstücken, die ich früher, als ich hier noch gelebt habe, angezogen habe. Ich ... ich fühle mich hier nicht wohl. Nein, ganz und gar nicht! Ich darf hier nicht sein! Mühsam schaffe ich meine Beine über das Bett zu werfen. Halte mich an der Wand fest, um aufzustehen. Aufstehen schaffe ich, aber als ich höre, wie sich die Tür wieder öffnet, verliere ich abrupt mein Gleichgewicht. Sehe mich schon, wie ich auf den Boden knallen werde, aber gewisse Arme umschlingen meinen Oberkörper und halten mich fest. Meine Augen, die ich fest zusammen gepresst habe, öffne ich nach stummen Sekunden und blicke geradewegs in die dunklen, geweiteten Augen von Atakan. Er wird erschrocken ... genauso wie ich. ,,Efsane." sagt er murmelnd. ,,Lass mich los!" fordere ich kühl und löse mich von ihm. Er soll mich nicht anfassen. Unwohlsein durchströmt meinen ganzen Körper, als seine Augen über mich herwandern, bis sie kurz an meiner Brust verharren und schlussendlich an meinen Augen stoppen. ,,Du bist endlich wach. Hast du Schmerzen? Tut dir etwas weh?" fragt er dann plötzlich neugierig und ich erkenne Besorgnis an ihm.

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