03:03 UhrA T A K A N
Ich wollte es nicht, Atakan. Ich wollte es nicht ...
Ihre Worte wiederholen sich auf Dauerschleife. Ihre zittrige Stimme verlässt meinen Gedankengang nicht. Ihre Tränen haben sich auf meiner Haut gebrannt markt. Ihr Griff um mich hat sich so angefühlt, als würde sie denken, dass ich sie jeden Moment verlassen würde. Niemals. Niemals würde ich das. Lieber sterbe ich, statt Efsane jemals zu verlassen. Das würde ich der gebrochenen Seele meiner Frau nicht antun.
Seufzend schließe ich meine Augen und nehme mir meine Brille ab, bevor ich meinen Nasenrücken massiere. Ich sollte mich langsam hinlegen und etwas Schlaf abbekommen, auch wenn es das ist, was ich nicht will. Es sind paar Tage seit ich nicht mehr geschlafen habe. Mein Körper gibt mir Anzeichen drauf, dass ich ihm seine täglichen Bedürfnisse geben muss. Erhebe mich und schalte die Stehlampe von meinem Schreibtisch aus. Während Efsane schläft, habe ich mir die Zeit genommen, um paar Sachen bezüglich der Renovierung von dem Kinderheim in Hamburg abzuarbeiten. Die Arbeit habe ich die letzten Wochen sowieso vernachlässigt, aber das ist nicht allzu schlimm. Ich muss die nächsten Tage irgendwann in den Firmen ein Besuch abstatten und an den Meetings teilnehmen. Auch, wenn Ekin, Elif und Osman mir unter die Arme greifen und helfen, muss ich selber auch langsam den Ball halten. Trotz dessen wird meine größte Aufmerksamkeit bei Efsane bleiben. Sie schläft seit drei Stunden. Die ersten zwei Stunden habe ich bei ihr verbracht und ihr die Körperwärme gegeben, die sie gebraucht hat. Als sich aber der Druck ihres Griffs um meinen Arm verringert hat, habe ich mich langsam erhebt, um noch immerhin etwas abzuarbeiten.
Werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Ob Efsane wach ist? Sicherheitshalber habe ich die Türen offen gelassen. Mein Büro ist direkt neben dem Schlafzimmer, in dem Efsane schläft. Falls was ist, damit ich es höre. Jedoch habe ich es bis jetzt nicht, was eigentlich positiv sein sollte. Nachdem ich das Licht ausgeschaltet habe, laufe ich aus dem Büro raus und bleibe am Türrahmen des Schlafzimmers stehen. Efsane liegt immer noch im Bett. So wie ich sie gelassen habe. Nur ist die Decke, die ich über ihren Körper gelegt habe, etwas von ihr gerutscht. Leise laufe ich näher zu ihr und setze mich an den Bettrand. Diese Zuckungen, die sie sogar beim Schlafen hat, gefallen mir nicht. Ich muss nach einer Lösung finden. Ich muss eine Ärztin kontaktieren. Ja, beim Entgiften kann ich Efsane helfen. Und auch bei vielen anderen Sachen, aber ich kann ihr nicht so gut und intensiv helfen, wie eine Psychotherapeutin. Mir fehlt das Wissen. Mir fehlt die Handlungsbreite.Streiche sachte über ihren verwuschelten Seitenpony und lasse meine Hand auf ihrer Wange. Ich spüre, wie das Zucken langsam nachlässt. Mein Mundwinkel zuckt kurz hoch. Ihr Körper zeigt mir immer die Wirkung von mir auf ihr. Immerhin kriege ich somit die Bestätigung, dass sie noch etwas für mich spürt. Ich will mein Wissen erweitern. Für sie. Ich will wissen, wie ich ihr besser helfen kann. Ich will wissen, wie ich in bestimmten Situationen besser zu handeln habe. Was kann ich besser machen? Was braucht sie? Wie kann ich sie einmal lächeln sehen? Damals als wir frisch verheiratet waren, habe ich mit dem Rauchen und Trinken aufgehört, damit sie mir ein Lächeln schenkt. Ja, vor paar Monaten habe ich wieder mit dem Rauchen angefangen, aber ich habe nicht mehr den Drang danach. Also habe ich wieder aufgehört. Was kann ich jetzt tun? Verdammt, ich habe es vermisst, sie sorgenlos und glücklich zu sehen. Und sie bestimmt auch.
Als ich spüre, dass sie aufwacht, will ich reflexartig meine Hand zurückziehen, doch erinnere mich daran, dass sie es vor paar Stunden nicht gestört hat. Also lasse ich sie an Ort und Stelle. Mit dem Wimpernaufschlag, der ihre grünen Augen offenbart, kann ich sie währenddessen nur anstarren. Als würde ich einen Film ansehen. Wie schön können Augen sein? Wie schön können ihre Augen sein? Efsane schaut sich verschlafen kurz um, bevor sie zu mir schaut. ,,Atakan?" murmelt sie müde. ,,Güzelim." erwidere ich leise und streiche ihr eine Wimper unter ihrem Auge weg. ,,Wie viel Uhr ist es?" fragt sie mich wieder und setzt sich langsam auf, wodurch ich meine Hand von ihrer Wange nehme. ,,Kurz nach drei." Sie schaut sich wieder orientierungslos um und nimmt die Decke von ihrem Körper. Mein Blick fällt auf die Flasche neben ihr, die noch halbvoll ist. Ich hatte ihr gesagt gehabt, dass sie die Flasche leer trinken soll, bis sie Schlafen geht. Macht nichts. Dann soll sie es jetzt einfach trinken. Greife noch ihr, öffne die Flasche und reiche es Efsane. ,,Trink doch etwas, güzelim." Sekundenlang schaut sie von meinem Gesicht, zur Flasche und wieder zu meinem Gesicht. Doch greift dann zur Flasche.
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TURKISH REVENGE
Teen Fiction[TURKISH MAFIA muss davor gelesen werden, um diesen Band zu verstehen.] 𝙀𝙛𝙨𝙖𝙣𝙚. Blind vor Rache. Blind für die Rache ihres Bruders. Sie will ihn leiden sehen. Sie will das Tränen fließen. Sie will das Blut fließt. Sie will ihm das antun, was...