TURKISH REVENGE

5.Kapitel

Montag, 10:02 Uhr

Mit dem Klingelton von meinem Handy, wache ich auf und greife mit geschlossenen Augen danach, das auf dem Nachttisch liegt. Wer stört mich beim Schlafen? Öffne flatternd die Augen, da die Helligkeit mich etwas blendet. Lese den Namen von Yasin und setze mich mit einem Mal auf. Endlich. Wurde auch mal Zeit. Atme nochmal tief ein und aus und räuspere mich, bevor ich abhebe. Warte bis er redet. ,,Günaydin, Küçüğüm." begrüßt er mich gut gelaunt mit einem einfachen Guten Morgen und dem beschissenen Kosenamen. Ich will nicht so genannt werden. Wie oft muss ich es noch sagen? Lehne mich an mein Bett. ,,Günaydin." sage ich auch und räuspere mich leise wegen meiner Morgenstimme. ,,Habe ich dich geweckt? Tut mir Leid, das wollte ich nicht." entschuldigt er sich und ich höre wie er eine Autotür schließt. Spürst du wirklich Leid oder tust du nur so? ,,Hast du." bestätige ich ihm einfach und muss gleich die Rollladen hochziehen. Meine Nachttischlampe ist immer noch an. ,,Du kannst gleich weiterschlafen. Ich wollte dich fragen, ob du heute Abend mit mir Essen gehen willst. Ich will dich zu meinem Lieblingsrestaurant führen." Schaue auf meine Oberschenkel und lecke mir kurz über meine Unterlippe, weil sie so trocken ist. Ich gucke zum Whiteboard und schaue auf Yasins zwei Bilder, die ich mit Magneten drauf gehängt habe. In dem einen Bild lacht er und man kann seine strahlenden, weißen Zähne sehen. Aber auf dem anderen ist er wie ausgewechselt, sehr sauer und genervt. Bis jetzt hat er mir nur seine gute Seite gezeigt und nur einen kleinen Teil seiner aggressiven Seite. Diese Seite von ihm als aggressiv zu bezeichnen ist sogar etwas zu viel, meiner Meinung nach. Eher würde einfach Wut passen.

,,Wo ist das ?" frage ich und streiche über meinen Nacken. Ein bisschen Recherche muss sein. ,,Es ist ein schickes Restaurant des Hotels InterContinental und das im 14.Stockwerk. Es hat einen Panoramablick auf die Stadt und hat sehr kreative Gerichte. Ich will mit dir zusammen dorthin gehen, Efsane. Ich will wirklich sehr, diesen Abend mit dir verbringen." antwortet Yasin und ich höre den großen Willen aus seiner Stimme. Restaurant eines Hotels. 14 Stockwerk. Panoramablick. Kreative Gerichte. Einen ganzen Abend mit Yasin. Das hört sich gut an. Yasin hat eine gute Idee gebracht. Es hat mich gewundert, dass er mich nicht schon gestern angerufen hat oder mir eine Nachricht geschrieben hat. Aber gut. Er hat es jetzt getan. ,,Okay." antworte ich und streiche über meine Augen. Ich bin noch müde und eine weitere Runde Schlaf könnte ich gut gebrauchen. Unterdrücke mir ein Gähnen. ,,Okay?" hackt Yasin nach und ich höre wie er einen Wagen startet. Er muss wohl in seinem Auto sein. ,,Ja." ,,Danke, Efsane. Das freut mich sehr. Dann komme ich dich heute um 20 Uhr abholen? Würde dir das passen?" ,,Ist gut." sage ich nur und hatte für heute sowieso nichts geplant. ,,Okay. Schick mir deine Adresse und ich werde pünktlich da sein. Versprochen." Meine Lippen verzieren sich zu einem kleinen, unglaubwürdigen Lächeln. Verarschen kannst du jemand anderes, Yasin. Wir wissen beide ganz genau, dass er weiß, wo und mit wem ich wohne. Dann spiele ich mal kurz die Dumme. ,,Mach ich." ,,Na dann. Schlaf du weiter deinen Schönheitsschlaf, Küçüğüm. Wir sehen uns heute Abend. Ich freue mich schon." Yasins Stimme ist voller Freude und Aufregung. Schüttele mit dem Kopf leicht. Dieser Typ ist so aufgeregt. Jetzt schon. Lege auf, halte mein Handy kurz in meiner Hand und starre stumm auf das schwarze Display.

Ich brauche Yasin für die Rache an Aslanoğlu. Sie sind miteinander verfeindet und ich muss den Grund aufspüren. Yasin weiß mehr als ich über Aslanoğlu's Mafia. Er wird mir eine große Hilfe sein und so scheisse es sich anhört, ich nutze Yasins Gefühle aus. Missbrauch von Gefühlen. So oft wurde mir das angetan. Ich will wissen, wie es ist, diesmal nicht das Opfer sondern der Täter zu sein. Ich will es sein. Einmal. Nur einmal. Nur einmal und dann nie wieder. Missbrauch von den Gefühlen einer Person ist auf keiner Weise etwas Gutes. Ich tue es nur, um mein Ziel zu erreichen und einmal zu erfahren, wie es ist, wenn man die Gefühle von jemanden missachtet und zum Ausnutzen verwendet. Lege den Kopf in den Nacken und lasse mein Handy auf die Bettdecke fallen. Nie wieder. Nur einmal. Bis jetzt fühle ich keine Schuldgefühle. Hoffentlich bleibt es auch so. Bei einigen Sachen schaffe ich es nichts zu fühlen, aber...aber bei Sachen, die mir selber angetan wurden, verzweifele ich etwas. Ich weiß was die Folgen sind. Ich weiß wie man sich als Opfer des Missbrauches und Verrat fühlt. Trotz dessen habe ich diesen Weg gefunden, bin seinen Anfang gelaufen und bleibe stehen. Niemand soll sowas spüren. Außer Yasin. Er muss es. Er wird es.