Kapitel 16

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Loreana's Sicht:

2 Tage vergingen, die ich jetzt schon hier in Frankfurt im Krankenhaus verbrachte. Ich war immer noch wie gelähmt und wollte eigentlich auch niemanden sehen. Volkan kam trotzdem mehrmals am Tag vorbei, um nach mir zu sehen und das obwohl ich ihn jedesmal anmotzte. Mir war das einfach viel zu viel! Ich hatte niemandem davon erzählt. Nicht mal meine Eltern oder mein Bruder wussten von der Schwangerschaft oder der Fehlgeburt! Ich wollte auch mit niemandem darüber sprechen! Die einzige die es noch wusste, war Anna! Ich hatte Volkan gebeten, es ihr zu sagen. Sie wollte auch eigentlich direkt vorbei kommen, aber ich wollte das nicht! Ich wollte einfach nur meine Ruhe!

Es klopfte leise an der Tür und die Krankenschwester betrat das Zimmer. „Frau Gomez, Sie müssen Ihr Frühstück aufessen, sonst kann ich Ihnen keine Schmerzmittel geben!" ich sah sie emotionslos an und antwortete ihr erst gar nicht. „Frau Gomez. Ich kann sie verstehen, aber..." „NIEMAND KANN DAS! NIEMAND KANN DAS HIER VERSTEHEN, VERDAMMTE SCHEISSE!" brüllte ich ihr weinend dazwischen. „ICH MÖCHTE EINFACH NUR MEINE RUHE HABEN! ICH WILL KEIN FRÜHSTÜCK! ICH WILL KEINE MEDIKAMENTE! ICH WILL NUR MEIN BABY!" schrie ich weiter und plötzlich öffnete sich die Tür erneut und ein geschockter Volkan stand dort. „Es tut mir furchtbar leid, Frau Specht." entschuldigte er sich für mich bei der Schwester, die dann auch direkt den Raum verließ.

„Lore, man! Das geht so nicht! Du kannst nicht einfach irgendwelche Leute anschreien, die versuchen wollen dir zu helfen!" schimpfte mein Freund mit mir, während er sich neben mich aufs Bett setzte. Ich starrte nur geradeaus gegen die Wand, während Volkan versuchte auf mich einzureden. Als er bemerkte, dass ich ihm gar nicht mehr zuhörte, legte er seine Finger unter meinem Kinn, sodass ich gezwungen war ihn anzusehen. Meine Sicht war komplett verschwommen, durch die Tränen, die sich immer wieder neu bildeten, sobald sie meine Augen verließen. „Askim. Ich liebe dich! Aber du kannst hier nicht so mit diesen Leute sprechen. Ich bin immer für dich da, aber du musst auch anfangen mit mir zu reden." immer mehr Tränen sammelten sich und es bildete sich ein großer Klos in meinem Hals, sodass ich kaum Luft bekam und anfing laut zu schluchzen.

Volkan drückte meinen Kopf an seine Brust und strich mir durchs Haar. „Ich will doch einfach nur unser Kind wieder zurück!" sagte ich und Volkan drückte mich immer enger an sich ran. „Ich weiß Bebeğim. Ich weiß!" er küsste meinen Kopf und schaukelte mich leicht, damit ich mich etwas beruhigen konnte. Nach wenigen Minuten lösten wir uns voneinander und er wischte mir meine Tränen weg. „Wir dürfen uns jetzt nicht so gehen lassen, Lore! Wir können nicht in Selbstmitleid versinken." ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Irgendwie passte mir das gerade so gar nicht, was er da von sich gab. „Willst du mir sagen, du vermisst es überhaupt nicht? Du bist gar nicht traurig darüber? Kommst du so gut damit klar oder was?" platzte es aus mir raus und Volkan ließ mein Gesicht los. „Sag mal gehts noch? Das war auch mein Kind, Loreana! Nicht nur du trauerst! Ich trauer genauso, aber einer von uns muss ja den stärkeren Part übernehmen, wenn du hier so durchflippst! Denkst du ernsthaft mir gehts gut? Ich hatte mir schon ausgemalt, wie unser Kind mich zum ersten Mal Baba nennt und jetzt unterstellst du mir, dass es mir am Arsch vorbei gehen würde?"

Volkan wurde richtig wütend und es dauerte auch nicht lange, bis mich die Schuldgefühle überrollten. Er hatte Recht! Natürlich hatte er das! Was war bloß aus mir geworden? Ich versuchte vorsichtig vom Bett aufzustehen und mein Freund beobachtete mich dabei. Langsam lief ich auf ihn zu, legte meine Hände an seine Brust und sah zu ihm hoch. Ich konnte sehen, wie er mit den Tränen kämpfte. Wäre ich nicht so klein, würde ich jetzt meine Hand an seine Wange legen, doch als Alternative strich ich ihm sanft über die Brust und küsste diese. „Es tut mir leid, Volkan. Ich war so egoistisch vorhin. Es tut mir wirklich schrecklich leid." er nickte nur und beugte sich vorsichtig zu mir runter, um mich endlich nach Tagen mal wieder zu küssen. Der Kuss ging gefühlt eine halbe Ewigkeit, bis wir uns dann voneinander lösten.

Dein weißes Kleid•Apache207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt