Kapitel 52

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Loreana's Sicht:

Über all im Raum standen Maschinen rum und ich konnte zuerst nicht wirklich erkennen, wo ich mich überhaupt befand. „Frau Gomez, nur noch ein letztes Mal richtig pressen und dabei das atmen bitte nicht vergessen!" Ich wusste nicht so recht, was hier los war. An meiner linken Hand spürte ich einen kräftigen Händedruck und sah Volkan neben mir stehen. „Gleich geschafft, Canım." er strich mir über die Stirn und lächelte mich aufmunternd an. „Herzlichen Glückwunsch Frau Gomez und Herr Yaman!" die Geburtshilfe legte mir, in einem Handtuch eingewickelt, mein Kind in die Arme. „Ich hab dir doch gesagt, du schaffst das!" Volkan's Stimme klang total verzerrt und auch sein Gesichtsausdruck wurde kälter und aggressiver, bis er sich letztendlich in Luft auflöste. Die komplette Atmosphäre verschlechterte sich und ich merkte schnell, dass hier etwas überhaupt nicht stimmte.

Ich sah mich um und konnte so gut wie gar nichts mehr erkennen. Die Umgebung um mich herum verschwamm und auch das Babygeschrei verstummte allmählich. Die Panik überkam mich und ich schaute besorgt in meine Arme. Das Gesicht meines Kindes war mit Blut überströmt und der Körper meines Babys löste sich langsam in meinem Armen auf. Und auch der Kreissaal um mich herum verwandelte sich in einen brennenden Raum und ich spürte die Wärme und die Übelkeit in mir hochkommen.

Erschrocken riss ich meine Augen auf, schlug die Bettdecke bei Seite und rannte ins Badezimmer, um mich über der Toilettenschüssel zu übergeben. Die Bilder meines Traumes tauchten immer wieder vor meinen Augen auf und ich übergab mich erneut. „Hey, Askım. Was ist denn los?" Volkan legte seine Hand flach auf meinen Rücken. Ich fühlte mich so erschöpft und kraftlos, dass ich sogar meinen Kopf auf der Toilettenschüssel ablegte. „Hayır, Canım! (Nein, Canım!) Komm ich helfe dir." hörte ich seine Stimme im Hintergrund und bekam beiläufig mit, wie Volkan mich versuchte hochzuheben und mich anschließend ins Bett legte. „Magst du mir erzählen, was du hast?" er setzte sich halb auf meine Betthälfte drauf, nahm meine linke Hand in seine und spielte an meinem Verlobungsring rum. „I-Ich....ehm...." „Ist gut, Babe! Hast du schlecht geträumt?"

Volkan strich mir mit seiner anderen Hand über den Kopf und ich nickte nur. Er wollte gerade aufstehen, um sich auf seiner Seite wieder zu mir zu legen, doch ich hielt ihn zurück. „Können.....können wir bitte im Wohnzimmer oder im Gästezimmer schlafen?" er nickte und nahm mich an die Hand. „Möchtest du, dass ich das kleine Licht auf dem Schreibtisch an mache?" „J-Ja...bitte." Volkan knipste das Licht an und legte sich zu mir ins Bett. Ich robbte mich an ihn ran und legte meinen Kopf in seine Halsbeuge. „Ich....ich hab geträumt, dass ich ein Kind auf die Welt gebracht habe...aber....also....das Gesicht des Babys war voller Blut und....und es hat sich in meinen Armen aufgelöst, wie Staub....du warst auch da....aber dann warst du plötzlich weg.....und.....und der Raum wurde so heiß und überall war Feuer und...." „Pssht, ist gut, Babe. Es war nur ein Traum, ich bin ja da!" mir kullerten die Tränen die Wange hinunter und ich stellte mir die Frage, ob dieser Traum irgendeine Bedeutung oder eine Auswirkung auf mich hatte. Es war alles so komisch und es fühlte sich so real an.

Minutenlang zerbrach ich mir den Kopf und auch meine Tränen hörten nicht auf. „Babe, es ist alles gut!" mein Verlobter zog mich noch enger an sich ran und kraulte meinen Arm entlang. „Es war nur ein Traum, Bebeğim! Nur ein Traum." ich umfasste seine Mitte mit meinem Arm, als hätte ich Angst davor, dass er sich wirklich in Luft auflösen würde. Meine Augen wurden immer schwerer und Volkan strahlte so eine Ruhe aus, dass ich mich so langsam fallen lassen konnte und endlich einschlief.

Im Halbschlaf nahm ich das Klingeln der Haustür wahr und murmelte vor mich hin. „Ich geh schon, Schatz. Schlaf weiter." Volkan drückte mir einen Kuss auf die Stirn auf und löste sich von meinem Griff, damit er aufstehen konnte. Ich war so müde und fühlte mich so geschwächt, dass ich nicht mal die Kraft gehabt hatte, mich zu bewegen. Im Unterbewusstsein nahm ich wahr, wie er die Lampe auf dem Schreibtisch ausknipste und hinter sich leise die Zimmertür schloss.  Ich zog die Decke noch ein kleines Stückchen höher und atmete den verbliebenen Duft meines Freundes ein. „Loreana, ist für dich!" hörte ich Volkan von unten rufen und ich schnaubte laut auf. Total übermüdet quälte ich mich aus dem Bett, schlüpfte in meine Schlappen und lief im pinken Pyjama die Treppen hinunter.

Dein weißes Kleid•Apache207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt