Es war Jakob, der die Erwachsenen zuerst entdeckte und mit einem Aufschrei aufsprang und zu Vincent gerannt kam.
Die kleine Talara versuchte zuerst , es ihrem Bruder gleich zu tun, doch fiel sie gleich wieder um und krabbelte dann tapfer weiter.
„Vater!", freute sich Jakob und sprang dem Hünen an den Hals.
Dieser umarmte mit strahlenden Augen seinen Sohn.
„Hallo, mein Sohn.", grüßte Vincent den Jungen „Schön, dass du da bist."
Jeanne derweil ging zu ihrer kleinen Tochter und nahm auch diese auf den Arm.
„Na Schätzchen", meinte sie leise „war das Spielen mit Jakob und Ja'a'nira schön?"
„Ja, Mama, sön mit Kob. Meer.", erwiderte die Kleine und wies mit einer Hand hinaus auf's Wasser.
Sacht streichelte Jeanne Talara über Kopf und Rücken. „Und? Hast du jetzt Hunger?"
Talara nickte nachdrücklich und grinste ihre Mutter an.
„Mam mam.", betonte sie noch einmal laut, als Jeanne nun mit ihr an Vincent und Jakob heran trat. Dieser hatte seinen Sohn inzwischen wieder herunter gelassen und so blickte der Vater von oben das Mutter-Tochter-Gespann und der Bruder von unten seine Schwester liebevoll an und Vincent meinte: „Dann sollten wir uns mal schnell auf den Weg machen, wenn du so großen Hunger hast."
Talara sah ihren Vater an und strahlte. „Papa." Sie streckte ihm die Ärmchen hin und Vincent nahm sacht das Kind aus den Armen seiner Frau und drückte es an sich, während Jakob sich lautstark freute: „Oooohhh jaaaaaa, Abendessen!"
„Warum essen wir nicht gleich hier?", bot nun Jeanne an und sowohl Jakob, als auch Vincent schauten verwundert.
„Geht das denn, wo wir doch gar nichts ...", setzte Vincent an, doch als seine Frau breit grinste stoppte er. Was wusste er schon, über die Fähigkeiten ihres Schiffes?
„... mitgebracht haben?", beendete Jeanne seine begonnene Aussage und als er nickte, meinte sie nur: „Versuchen wir es doch mal."
Dann hob sie den Kopf und sagte laut in den Raum: „Ja'a'nira? Ist es möglich, dass du uns ein adäquates Abendessen hierher schaffst, so dass wir hier am Strand essen können?"
„Kein Problem.", erwiderte das Schiffswesen „Ihr müsst nur ein wenig Geduld haben."
„Kannst du das Sonnenuntergangsbild erhalten?", fragte die Frau weiter „Dann bleiben wir einfach hier und lassen uns von dir überraschen."
„Nichts leichter als das.", gab das Schiff zurück und als sich Jeanne einfach im Sand nieder ließ, tat es ihr Vincent gleich.
Talara setzte er in den Sand und die Kleine krabbelte gleich in Richtung Wasser und patschte vergnügt in die Wellen.
Jakob, ganz der verantwortungsvolle Bruder, setzte sich in ihrer Nähe hin und beobachtete sie, wobei er auch von Zeit zu Zeit einen Blick zu den Erwachsenen gleiten ließ, die sich leise unterhielten.„Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass sie dich in ihre Hände bekamen?", hatte Jeanne gerade gefragt und Vincent betrachtete unbehaglich den Sand.
„Ich ... ich habe", begann er stockend zu erzählen „einen Fehler gemacht."
Jeanne schaute ihn aufmerksam an, neigte leicht den Kopf zur Seite, sagte jedoch nichts.
„Ich wollte die Kameras mit eigenen Augen sehen.", fuhr Vincent fort und sein Unbehagen war fast mit Händen zu greifen „Und ich habe nicht damit gerechnet, dass ich noch einmal dort in der Gasse angegriffen würde."
Vincent begann leicht zu zittern und Jeanne legte ihm sacht eine Hand auf sein Knie.
„Ruhig!", raunte sie „Du bist hier in Sicherheit." Dann hob sie den Blick und sah ihm direkt in seine bernsteinfarbenen Augen. „Was geschah dann?"
Deutlich spürte sie, wie er mit seiner Panik kämpfte. Doch sie war sich dessen bewusst, dass er sich diesen Ängsten stellen musste, wollte er jemals wieder zu seiner alten Selbstsicherheit zurück finden.
„Ich spürte plötzlich direkt hintereinander zwei Stiche im Nacken und verlor praktisch sofort das Bewusstsein.", berichtete Vincent weiter und griff sich unbewusst mit einer Hand an die Stelle, wo ihn die Nadeln wohl getroffen hatten.
„Als ich ..." „Stopp!", verhinderte Jeanne mit einem Wort, dass Vincent noch tiefer in seine Erinnerungen eintauchte „Du bist schon jetzt kaum noch in der Lage, deine Panik zu kontrollieren.", erklärte sie „Und es gibt sicher bald Essen. Du willst doch nicht vor den Kindern plötzlich einen Flashback, wie vorhin in der Dusche bekommen. Oder?"
„Nein. Auf keinen Fall darf das passieren.", bestätigte der Hüne.
„Also lass uns hier darüber reden, wenn die beiden nachher schlafen.", schlug Jeanne vor „Sie sind sicher von der langen Wanderung und den vielen neuen Eindrücken erschöpft."
„Gut, machen wir es so. Führen wir diese Gespräche möglichst immer dann, wenn sie schlafen, zumindest so lange, bis ich keine Flashbacks mehr bekomme."
Jeanne nickte, rückte dicht an ihn heran und streichelte sacht über die Innenseite seines Oberschenkels und Vincent legte den Arm um sie und drückte sie fest an sich.
„Ich danke dir", raunte er „für dieses Leben und deine Liebe."
Jeanne antwortete nicht, sondern legte nur ihren Kopf an Vincents Schulter und blickte zu ihm auf, all das in ihren Blick legend, was sie für ihn empfand.
Nach einem Moment begannen Vincents Augen zu strahlen und Jeanne wusste, dass die Gefahr einer Panikattacke für den Moment gebannt war.
Doch für wie lange?Kurz darauf wuchs weiter oben am Strand ein Sonnendach aus Palmwedeln und darunter ein Tisch mit vier zu den Körpern aller passenden Sitzgelegenheiten empor und auf dem Tisch erschienen mehrere Schalen und Platten und Karaffen mit Wasser und Saft und Trinkgefäße.
Eine leise Stimme erklang neben den Eltern. „Das Essen ist angerichtet."
„Danke Ja'a'nira.", gab die Frau zurück und machte sich daran, aufzustehen, um die Kinder zum Essen zu holen.
„Lass mich das machen.", raunte Vincent plötzlich „Geh du schon mal zum Tisch rauf."
„Okay, machen wir es so.", gab seine Frau zurück, stand auf und machte sich auf den Weg, den Strand hinauf.
So konnte sie noch mal kontrollieren, ob ihr Schiff nicht nur an die Sitzbedürfnisse aller gedacht hatte, sondern auch daran, dass zumindest Talara noch nicht alles essen konnte.
An jedem Platz stand ein Teller, doch am Platz ihrer Tochter stand eine kleine, flache Schale.
Jeanne setzte sich auf den Stuhl daneben und griff in das kleine Körbchen mit den Riegeln, öffnete einen und bröselte ihn in den Teller. Dann gab sie etwas Saft dazu und blickte nun zu Vincent und den Kindern, die sich langsam näherten.
„Ich brauche noch etwas, um Obst zu pürieren.", bat sie ihr Schiff, doch statt eines Pürriergerätes, erhielt Jeanne ein kleines Glas mit leuchtend orangenem, breiigen Inhalt.
„Es ist ganz frisch.", bemerkte das Schiff, nur für die Frau hörbar.
„Ich danke dir.", erwiderte Jeanne und gab das Püree in die inzwischen breiig gewordenen Riegelkrümel und rührte das Ganze um.
Im nächsten Moment trat Vincent mit ihrer gemeinsamen Tochter auf dem Arm an den Tisch und auch Jakob gesellte sich zu ihnen.
„Mhm, lecker.", meinte der Junge und wies schließlich auf das Körbchen mit den Riegelchen „Was ist das?"
„Es ist eine sehr energiereiche Spezialnahrung, die dein Vater gelegentlich hier auch mal isst.", erklärte Jeanne. „Wenn du magst, kannst du auch mal einen davon probieren, aber ich muss dich warnen. Die schmecken nach absolut nichts."
Neben all den Obstplatten lag auch ein kleines Holzbrettchen und ein scharfes Messer und bei jedem Teller stand auch noch eine Schale, wie sie auch an Talaras Platz stand.
„Vielleicht macht ihr euch einen Obstsalat und bröselt die Riegel drauf.", schlug das Schiff vor.
„Gute Idee, zumindest wenn man nur einen davon essen will.", erwiderte Jeanne und griff sich eines der Riegelchen und verschlang es mit zwei Bissen.
„Du hast zumindest vor, mehr als einen zu dir zu nehmen.", stellte Vincent mit strahlendem Blick fest, als er das kleine Mädchen in dessen Stuhl fädelte.
Jeanne nickte und wandte dann ihre volle Aufmerksamkeit ihrer Tochter zu.
„Magst du allein essen, oder lieber von Mama gefüttert werden?", fragte sie lächelnd.
„Leine!", rief Talara und als Jeanne ihr ihre Schale vorsetzte und ihr den Löffel reichte, begann sie sofort sich die Mahlzeit einzuverleiben und obwohl es nicht ohne Kleckern abging, stellte sich Talara doch für ihr junges Alter recht geschickt mit dem Löffel an.Nach einer fröhlichen Mahlzeit im Schein der untergehenden Sonne brachten die Eltern ihre Kinder ins Bett und während Jakob eines der Gästequartiere bezog, hatte Ja'a'nira in Jeannes Quartier ein Bettchen für Talara wachsen lassen.
Beide Kinder schliefen schon nach kurzer Zeit tief und fest und ihre Eltern machen sich auf, zurück an den Strand, der nun im Licht eines riesigen Vollmondes lag.***********************************************************
(1382 Wörter)
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Ways of Destiny - Wege des Schicksals
FantasyIn einem Tunnelsystem unter einer Großstadt an einer Küste lebt eine kleine Gemeinschaft, die für sich einen anderen Weg des Zusammenlebens geht, als die Gesellschaft an der Oberfläche. Vincent, Beschützer und einer der Führer dieser Gemeinschaft...