*Tho'rha! *
*Hüterin THO'RHA! *
Der Ruf im Inneren des Schiffes wurde mit jedem Mal intensiver, doch die Hüterin hockte weiter in meditativer Haltung in ihrem Quartier und ihr Blick ging scheinbar ins Leere, während ihr innerer Blick von Bildern und Szenen gefangen gehalten wurde.Die Wesenheit, die das Schiff der Hüterin war, kämpfte gleichzeitig mit unberechenbaren Strahlungs- und Gravitationsschüben und überlegte fieberhaft, wie sie sich noch bemerkbar machen könnte, während es einen weiteren Notruf absetzte.
Dann warf es eine Kommunikationsbake mit allen bisher aufgezeichneten Daten des Sturms und seiner Auswirkungen aus, um es möglichen Rettern zu erleichtern sie zu finden, während es wieder rief, dieses Mal noch drängender: *HÜTERIN! THO'RHA!! *
Im selben Augenblick wurde die Bergende von einer besonders starken Gravitationswelle getroffen und für einen Moment war sie nicht mehr in der Lage, die Auswirkungen in ihrem Inneren auszugleichen und die Hüterin wurde heftig gegen eine Wand geschleudert.
Sofort war sie auf den Beinen und schaute sich, erst einmal desorientiert, um.
*Was ist los? *, fragte sie in den Raum hinein.
*Ein Glück, Tho'rha, du bist wieder wach! *, erwiderte das Raumwesen, während es die Schwerkraft in seinem Inneren wieder normgerecht ausrichtete.
*Was hat mich in der Gegend herumgeworfen? *
Tho'rhas energetische Stimme klang nun nicht nur besorgt, sondern auch ein wenig panisch. Es gab nur wenig, das in der Lage war, ein Wesen wie sie aus dem physischen Gleichgewicht zu bringen.
Sie bewegte sich mit maximal möglicher Geschwindigkeit durch die momentan leeren Gänge zur Brücke, während das Schiff berichtete.
*Wir werden von Ausläufern eines Ionensturms, die bis in die Interdimension reichen, erfasst und mächtig durchgeschüttelt. Ich bin kaum noch in der Lage, den Flug stabil zu halten, von korrekter Navigation nicht mehr zu reden. *
*SHA'BRA!! ...* Die Hüterin fluchte ausgiebig in ihrer Muttersprache. *Wie weit sind wir noch von der Erde entfernt? *
*Ausgehend von unserer Position vor Beginn dieses Chaos und der inzwischen vergangenen Zeit, schätze ich, etwa zwei Lichtminuten, wenn meine Berechnungen stimmen und wir nicht allzu weit vom Kurs abgekommen sind. *
* Du schätzt?*, fragte die Hüterin verblüfft nach.
Derartig ungenaue Angaben über Standort und Kurs kannte sie nicht von der Bergenden, mit der sie nun schon seit etlichen Jahrtausenden zusammenarbeitete und -lebte.
* Meine Sensoren liefern keine brauchbaren Werte mehr. * , fühlte sich das Schiff darauf genötigt zu erklären.
In diesem Moment erreichte Tho'rha die Brücke.
*Außensicht! *, befahl sie beim Betreten des Raumes und sofort wurden Wände und Decke durchsichtig.
Was sie nun zu sehen bekam, ließ die Hüterin für einen Augenblick mit erschrocken erhobenen Händen zurückweichen.
Statt der sanft leuchtenden, wellenförmigen Erscheinungen des Hyperraums, herrschte außerhalb des Schiffes Chaos.
Die Energie der Interdimension wirbelte wie verrückt um das Schiff und wurde immer wieder von grellen Entladungen durchdrungen und die Schilde, die das Raumwesen zu seinem und ihrem Schutz um sich aufgebaut hatte flackerten bedrohlich.
Nur wenige Augenblicke starrte Tho'rha auf das Bild, dann fasste sie sich wieder und befahl noch ehe sie auf dem Sitz des Piloten Platz genommen hatte: *ID-Triebwerke aus, Normalraumantrieb! Wir müssen raus aus diesem Chaos, egal wo wir jetzt sind.*
Einige Sekunden schien nichts zu geschehen, doch dann ging ein Ruck durch das gesamte Schiff, als es plötzlich aus dem Hyperraum ins Einsteinuniversum zurück fiel, und die Außensicht veränderte sich.
Das Schiff schien auf ein Planetensystem, bestehend aus einer gelben Sonne und neun um es kreisenden Planeten sehr unterschiedlicher Größe zuzustürzen.
Gerade versuchte die Hüterin aus dem Gedächtnis das System zu identifizieren, als das Raumwesen getroffen wurde.
Für einen Augenblick durchdrang etwas die schützende Energiehülle und erfasste nicht nur das riesige, sondern auch das wesentlich kleinere Wesen in dessen Innerem, die beide fast zeitgleich aufschrien.
Tho'rha's Körper zerstob in eine Wolke glitzernder Funken, die sich für ein paar Sekunden wirbelnd durch den Raum bewegten, bevor sie sich an einer der Wände sammelten und zu einer menschlichen Gestalt verdichteten, die ohnmächtig zusammensank.
Der Geist der Hüterin wurde von tiefer Finsternis umhüllt und nichts blieb, nur ein Name.
Ihr letzter klarer Gedanke war nur noch gewesen * Landung in einer Höhle oder Grotte!* und das Schiffswesen fasste diesen als Handlungsanweisung auf und fand nach kurzer Suche auch das Geforderte tief unter der Siedlung, die sich nun immer deutlicher auf der Oberfläche des blau-grünen Planeten abzeichnete.
Wenige Momente später raste ein UFO mit sich rasant verringernder Höhe über eine Stadt an einer Küste in Richtung Ozean und verschwand plötzlich mit lautem Knall in einer bunt schillernden Wolke.
Das fast ohrenbetäubende Krachen, das durch das gesamte Stadtzentrum dröhnte und, neben etlichen zerbrochenen Scheiben, zu zahlreichen besorgten Anrufen bei Polizei und Feuerwachen führte, ließ ein auf einer kleinen Wiese liegendes eigenartiges Wesen erschrocken hochfahren und sich desorientiert umschauen.
Der auffallend große und breitschultrige Männliche, dessen Gestalt und Gesicht von einem weiten und langen Umhang mit einer ebensolchen Kapuze verhüllt wurden erschrak heftig, als ihm seine Lage bewusst wurde. Wie war er hierher gekommen, um diese Tageszeit?
Zu seinem Glück waren die Blicke der Menschen im Park fasziniert gen Himmel gerichtet und keiner achtete auf ihn.
So schnell, wie es die Vorsicht zuließ – Nach dem Tod eines der einflussreichsten Kriminellen dieser Stadt waren Bilder von ihm in verschiedenen Medien aufgetaucht, die eine regelrechte Hetzjagd auf ihn, den Andersartigen, ausgelöst hatten. - schlüpfte er von Deckung zu Deckung und als er schließlich einen der Abwassertunnel des Parks, die hier den Zugang zu der Welt in der er sich zu dieser Zeit sicher fühlte bildeten, in Sichtweite hatte, rannte er und verschwand wenig später durch einen geheimen Eingang unter der Erde.*********************************************************
(917 Wörter)
DU LIEST GERADE
Ways of Destiny - Wege des Schicksals
FantasíaIn einem Tunnelsystem unter einer Großstadt an einer Küste lebt eine kleine Gemeinschaft, die für sich einen anderen Weg des Zusammenlebens geht, als die Gesellschaft an der Oberfläche. Vincent, Beschützer und einer der Führer dieser Gemeinschaft...