Als Ostergeschenk an euch gibt's heute ein zusätzliches Kapitel.
🐰 Frohe Ostern. 🐰
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Während Jeanne ihre kleine Tochter im Schlafraum sauber machte und frisch wickelte, wobei sie auch ein paar kleine Dinge einsetzte, die sie aus ihrem Schiff mitgebracht hatte und die ihr die Arbeit sehr erleichterten, betrachtete Jakob die Bücher, die in einem kleinen Wandregal in der Leseecke fein säuberlich aufgereiht standen.
Interessiert fuhr der kleine Junge an den Rücken der Bände entlang und las die Titel, bis er zu einem schmalen Buch kam, das keinen Titel am violetten Rücken hatte.
Es war die Broschüre, die Ja'a'nira Vincent und Jeanne zusammengestellt hatte und die, neben all den Dingen, die die beiden über Schwangerschaft und Geburt hatten wissen müssen, auch noch einiges über die gängigen Kinderkrankheiten und deren Behandlung enthielt, weshalb Vincent sie behalten hatte.
Neugierig nahm der Junge das Büchlein heraus.
Auch auf der Vorderseite war kein Titel zu lesen, jedoch erkannte er das Bild, welches sich dort zeigte. Es war das gleiche Bildchen, das er in einem kleinen Rahmen an seinem Bett stehen hatte, das erste Bild seiner kleinen Schwester.
Jakob schlug das Büchlein auf und begann es zu lesen.
Schon auf der ersten Seite stand dort anstelle des Titels eine Frage.
‚Schwangerschaft, erstes Drittel: Was ist zu beachten?' stand da zu lesen und Jakob ließ sich in den Sessel sinken und las und seine Augen wurden immer größer.„Jakob!", erklang plötzlich Jeannes erschrockene Stimme und der Junge zuckte zusammen.
Schnell legte die Frau das kleine Mädchen in den Wagen und trat dann an den Jungen heran und streckte ihm die Hand hin.
„Entschuldige bitte, aber das ist wirklich noch nichts für dich.", erklärte sie nun etwas ruhiger und griff nach dem Buch.
„Ist ... ist das alles wirklich mit dir passiert?", fragte Jakob nun leicht verunsichert und Jeanne nickte sacht.
„Ja, Jakob, es ist eine ziemlich genaue Beschreibung dessen, was ich auch erlebt habe.", bestätigte sie.
„Dann wundert es mich nicht mehr, dass du in der Zeit als ihr uns allen gesagt habt, dass ich ein Schwesterchen bekomme, immer so blass warst.", bemerkte Jakob mitfühlend „Aber wie konntest du denn da noch etwas essen, wenn dir dauernd schlecht war?"
Jeanne grinste leicht. „Es war ja nicht dauernd.", erklärte sie „Nur am Morgen, unmittelbar nach dem Aufstehen, da war es schlimm, aber danach fühlte ich mich fast so wie immer."
„Und was war der Unterschied zu immer?", wollte Jakob nun wissen.
Jeanne überlegte einen Moment und meinte dann: „Ich hatte viel mehr Hunger als sonst und das ist noch nicht wieder vergangen.", gab sie ihm zu verstehen.
„Dann sollten wir schnell wieder zurück zum Fest, bevor alles gegessen ist und du hungrig zu Bett musst.", bemerkte der kleine Junge und die Frau nickte grinsend und fragte:
„Möchtest du Talara schieben?"
„Ja, gern.", nickte Jakob und ging zu dem Wagen, während Jeanne das Büchlein auf das kleine Tischchen in der Ecke legte und ihm dann aus den Räumlichkeiten folgte.Kurz darauf gesellten sich beide wieder zu den anderen Feiernden und Jeanne trat dicht an Vincent heran und meinte leise: „Die Broschüre von Ja'a'nira. Wir sollten sie besser nicht so offen im Bücherregal herumstehen lassen."
„Warum?", fragte Vincent ebenso leise.
„Jakob hat sie gerade gefunden und angefangen zu lesen. Ich konnte gerade noch verhindern, dass er die wirklich verstörenden Sachen sieht.", erklärte sie, bevor sie sich zum Buffet auf machte und sich einen Teller mit Schnittchen füllte.
Jeanne spürte nun, dass sie schon wieder wirklich großen Hunger hatte und so tastete sie behutsam nach ihrer Gürteltasche, in der sie seit Beginn ihrer Schwangerschaft stets einige ihrer Energieriegel hatte und erschrak. Die Tasche war bereits leer. Sie würde also warten müssen, bis sie wieder in ihrer Wohnkammer waren, wo ihr Rucksack mit dem Vorrat stand.
Bisher wusste, außer Vincent, noch niemand davon, dass die normale Nahrung, die sie in der Gemeinschaft aß, nicht ausreichte, um ihren Energiebedarf zu decken und sie hatte nicht vor, es heute bekannt zu geben.
Mit dem vollen Teller wanderte sie zurück zu ihrem Mann, sprach hier und da mit dem einen oder anderen der Gäste und bedankte sich immer wieder auch für die schönen und nützlichen Dinge, die ihrer kleinen Tochter geschenkt worden waren.
Als sie an den Tisch mit den Geschenken zurück gekehrt war, bemerkte sie, dass an ihn angelehnt ein ziemlich großes Paket stand, welches vorhin, als sie gegangen war, noch nicht dort gestanden hatte.
Neugierig öffnete sie die Verpackung, die von einer sehr festen Schnur gehalten wurde ein wenig und erstarrte. Dann hob sie den Blick und sah sich um.
Wer war noch neu dazu gekommen, zu den Feiernden?
Sie brauchte einen Moment, bis sie ihn sah. Neben Diana Benett stand ein dunkelhaariger Mann, dessen Locken an den Schläfen bereits grau wurden.
Langsam trat sie zu dem Gespann aus Polizistin und Staatsanwalt.
„Mister Maxwell?", grüßte sie ihn fragend und der Mann wandte sich ihr zu und lächelte sie offen an.
„Sagen Sie doch Joe, wie alle anderen auch.", meinte er grinsend.
„Okay.", erwiderte Jeanne „Aber nur, wenn Sie mich auch Jeanne nennen."
„Gerne Jeanne." Er streckte ihr die Hand hin.
Jeanne nahm sie entgegen und lächelte. „Ich danke Ihnen für das Geschenk, das Sie unserer kleinen Talara gemacht haben. Es ist wirklich großzügig von Ihnen."
Der Mann wirkte etwas verlegen, als er erwiderte: „Nun, ich hörte von Ihrem Dilemma und wusste, wo noch ein Bettchen und eine Matratze rumstand, das niemand mehr braucht."
„Danke Joe."
„Wo ist denn nun eure Kleine? Ich würde sie gerne mal sehen."
Jeanne sah sich um und zuckte grinsend mit den Schultern. „Da werden Sie sich wahrscheinlich noch ein wenig gedulden müssen, Joe. Talara wird gerade von ihrem großen Bruder in den Gängen spazieren gefahren. Ich habe ihm zwar gesagt, dass er sich nicht zu weit von hier entfernen soll, aber Sie wissen ja sicher, wie kleine Jungs so sind."
Maxwell grinste nickend. „Ja, das weiß ich.", bestätigte er.
In dem Moment trat Vincent zu ihnen und Maxwell versteifte sich einen Moment, bevor er den Hünen begrüßte.
„Guten Tag, Joe.", grüßte Vincent und reichte dem Neuankömmling die Hand und der Staatsanwalt nahm die befellte Pranke und schüttelte sie. „Guten Tag, Vincent. Ich gratuliere Ihnen, sowohl zur Hochzeit als auch zu ihrer kleinen Tochter. Das ging ja alles ziemlich schnell."
„Danke Joe.", erwiderte Vincent und nicht nur Jeanne erkannte, dass er leicht verlegen war, denn die Haut auf seinen Wangen, die er stets fellfrei hielt, färbte sich leicht rosig.
Beide Frauen tauschten einen kurzen Blick und senkten dann unisono die Köpfe, um ihr Lächeln zu verbergen.
„Was ist?", fragte Maxwell, dem die Reaktion nicht entgangen war.
„Nun", erklärte Jeanne „es gibt nur wenig, was Vincent in Verlegenheit bringt. Aber Sie scheinen es zu schaffen, Joe, mit nur wenigen Worten."
Und Diana ergänzte: „Und Sie, Joe, hab ich noch nie ängstlich erlebt, aber Vincent scheint Sie aus der Bahn zu werfen."
Maxwell brauchte einen Moment, doch dann lachte er laut los und auch Vincents Augen strahlten und Jeanne spürte, dass auch er amüsiert war.

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Ways of Destiny - Wege des Schicksals
FantasyIn einem Tunnelsystem unter einer Großstadt an einer Küste lebt eine kleine Gemeinschaft, die für sich einen anderen Weg des Zusammenlebens geht, als die Gesellschaft an der Oberfläche. Vincent, Beschützer und einer der Führer dieser Gemeinschaft...