Kapitel 68 - Ja'a'nira(2)

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Während des Gespräches war Jeanne durch das Innere des Schiffswesens bis zum Heck gewandert und betrat nun den Maschinenraum.
Der riesige Raum, in dem sonst rege Aktivität herrschte, erschien ihr leer und dunkel. In den dicken Strängen, in denen bisher stets massenweise weiße Lichtpünktchen wie Wasser geflossen waren, waren nur noch vereinzelt welche unterwegs und so war es wesentlich dunkler, als Jeanne es gewohnt war.
Vorsichtig ging sie, geleitet von den winzigen, leuchtenden Markierungen, durch den Raum zu einem Punkt, an dem sich die meisten der Leitungen trafen und scheinbar von der Decke herab in den Boden verliefen. Dort war es noch ein wenig heller, doch es war nicht im Mindesten so, wie bisher.
„Was kann ich für dich tun?", fragte die Frau nun leise.
„Siehst du die Konsole rechts von dir?", fragte das Schiff.
„Ja" Jeanne trat an die besagte Konsole heran und strich sanft darüber.
„Ich werde dir jetzt genau sagen, was du wo umstellen musst, um alles abzuschalten, was für uns beide nicht unbedingt lebensnotwendig ist.", erklärte Ja'a'nira „Wir bringen mich jetzt in einen Modus, den unsereiner nur selten nutzt. Es ist eine Art Tiefschlaf."
„Okay. Beginnen wir."
„Du wirst nach Abschluss der Arbeiten nur noch schwierig an Informationen kommen können hier, also denk nach, ob es noch etwas gibt, das ich dir beantworten kann."
„Das Einzige, was mir da einfällt", erwiderte die Frau „ist eine Information, von der du mir schon gesagt hast, dass du sie mir nicht einfach mal eben geben kannst, weil es gefährlich wäre."
„Du meinst, die Informationen, wer du bist und woher ich dich kenne?", fragte Ja'a'nira nach. „Ich gebe dir in der nächsten Zeit, während der Umstellungsmaßnahmen, so viel wie ich dir zumuten kann, doch es wird nicht alle deine Fragen beantworten."
„Um mehr kann ich dich nicht ersuchen.", lenkte Jeanne ein „Denn ich ich glaube dir, dass du mir dieses Wissen nicht aus Böswilligkeit vorenthältst, sondern um mich zu schützen."
„Ja. Doch nun lass uns beginnen, damit du auch wieder nach oben zu deinem Mann kommst."
Jeanne legte die Hände auf die Konsole und nickte bestätigend.
„Als Erstes schalten wir das Holodeck und die Heizungen in allen nicht unbedingt nötigen Bereichen ab.", begann das Schiff und erklärte der Frau dann Schritt für Schritt, wie sie das umsetzen konnte.
Jeanne folgte den Anweisungen und arbeitete stundenlang konzentriert an der Konsole.

Als endlich alles geschafft war, war Jeanne so müde, wie schon lange nicht mehr.
„Geh in dein Quartier und ruhe dich eine Weile aus, bevor du dich auf den Rückweg machst.", schlug Ja'a'nira vor.
„Gut.", bestätigte Jeanne „Wecke mich bitte in zwei Stunden, sollte ich einschlafen."
„Bestätigt."

Jeanne wanderte in ihr Quartier und ließ sich auf die Polster ihres Bettes sinken und war, kaum dass ihr Kopf die Kissen berührt hatte, eingeschlafen.

Ein immer lauter werdendes Signal rief Jeanne aus fast totenähnlichem Schlaf und sie fand nur mühsam zurück in die Realität.
„Was ist?", fragte sie undeutlich und hob den Kopf, der sich für sie anfühlte, als wiege er doppelt so viel wie sonst.
„Du wolltest in zwei Stunden geweckt werden.", bemerkte Ja'a'nira „Und diese Zeitspanne ist nun verstrichen."
„Wie spät ist es?"
„Es ist schon fast vier Uhr am Nachmittag und du wirst Mühe haben, bis zur Abendmahlzeit wieder bei deinem Mann zu sein."
Langsam erhob sich Jeanne aus dem Bett und streckte sich ein paar Mal und machte ein paar schnelle Übungen, um ihren Kreislauf in Schwung zu bringen. Dann griff sie in ihre Gürteltasche und holte einen der kleinen Energieriegel hervor und verspeiste ihn mit wenigen Bissen.
Nach wenigen Augenblicken schon fühlte sie sich etwas besser.
„Dann wollen wir mal.", bemerkte Jeanne und wandte sich zum Gehen.
„Jeanne."
„Ja?"
„Wir sollten die Arbeiten zeitnah fortführen.", bemerkte das Schiffswesen.
„Ich verstehe.", gab die Frau zurück „Dann werde ich morgen früh nach der Morgenmahlzeit zurück kehren."
„Aber überanstrenge dich nicht.", mahnte Ja'a'nira eindringlich „Es nützt keinem etwas, wenn du zusammenbrichst. Du machst damit nur Vincent Sorgen."
Jeanne senkte den Blick und nickte leicht.
„Ich weiß, also würde ich dann vorschlagen, dass ich einen Tag oben bleibe, bevor ich wieder hier herunter komme."
„Das ist ein guter Vorschlag und eine machbare Vorgehensweise.", bestätigte das Schiff.
„Dann bis übermorgen.", erwiderte Jeanne und machte sich auf den Weg nach oben.

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