Vincents Augen wurden groß und er starrte die etwas kleinere und schlankere Weibliche verblüfft an, die nun an die Liege heran trat.
Schließlich fand er seine Stimme wieder und knurrte: „Stop!"
Beide Weibliche sahen ihn nun erstaunt an.
„Was ist hier los?", wandte sich Vincent an die riesige Lizard und schob sich zwischen diese und seine Frau „Wer seid ihr und warum hast du sie" – Er wandte sich der Weiblichen mit dem dunklen Haar zu. - „gerade Da'an genannt?"
Lizard brauchte einen Moment, um zu begreifen.
Doch dann trat sie noch einen Schritt zurück und auf ihr Zeichen tat dies auch die andere Frau.
Plötzlich stand das kleinste und unscheinbarste Mitglied der Gruppe der Fremden wie aus dem Nichts zwischen ihnen allen und blickte von einem zum anderen.
„Bitte ...", sagte die kleine Frau mit unbehaglichem Gesicht „Wir haben doch alle dasselbe Ziel."
„Wirklich?", grollte Vincent und die kleine Frau zog die Schultern hoch.
Sacht legte nun die, die ihm als Tiara vorgestellt worden war, Vincent die Hand auf den Arm und in dem Moment als sie ihn berührte, rissen beide perplex die Augen auf.
„Du ...", begann die Frau und unterbrach sich sofort, da Vincent gleichzeitig mit ihr zu sprechen begonnen hatte.
Er hatte im Augenblick des Kontaktes ein Bild empfangen, ein Bild von einem Wesen, das nichts menschliches hatte und das die kleine Frau auf sich bezog.
„Was BIST du?", sprach er weiter, da die Fremde ihm offenbar den Vortritt lassen wollte.
Tiara neigte den Kopf und erwiderte leise: „Vergib uns, doch es geschah nicht aus der Absicht, dich zu täuschen, sondern um euch, dir und den Menschen hier, den Schock zu ersparen."
Vincent, der bis jetzt völlig verkrampft da gestanden hatte, entspannte sich bei dem leicht singenden Tonfall der kleinen Frau ein wenig.
„A ... aber wie ...?", fragte Vincent weiter und formte schließlich eine hilflose Geste.
Nun schaltete sich Lizard ein und fragte nach.
„Was meinst du, Vincent? Wie wir es zustande bringen, oder wie wir wirklich aussehen?"
„Beides.", erwiderte Vincent, dem der leise Gesang, der plötzlich im Raum war, half, sich zu entspannen und zu konzentrieren.
„Zustande kommt es durch eine Technik, die wir holographische Tarnung nennen.", erklärte Lizard.
„Holographie?", fragte Vincent weiter „So wie der Raum hier an Bord, wo Ja'a'nira den Strand geschaffen hatte?"
„So ähnlich", erklärte Lizard „nur dass diese holographischen Felder nicht einen Raum füllen, sondern nur eine Person umgeben und ihr Aussehen scheinbar verändern."
„Und wie seht ihr wirklich aus?", wollte Vincent weiter wissen.
Lizard wechselte einen Blick mit der kleinen Tiara und als diese nickte, formte die Riesin eine zustimmende Geste und die kleine Frau wandte sich an Vincent.
„Du hast ja gerade, als ich dich berührte schon einen Eindruck von dem gewonnen, wie ich aussehe, also haben wir beschlossen, dass auch ich die Erste sein werde, die ihre Tarnung abschaltet.", erklärte sie dem Hünen und als dieser nickte, griff sie nach ihrem Gürtel, klappte dessen auffällig große Schnalle auf, ließ ihn kurz deren technisches Inneres sehen und berührte dann einen Kontakt.
Im nächsten Augenblick wäre Vincent instinktiv nach hinten ausgewichen, hätte er nicht mit dem Rücken an der Liege mit seiner Frau gestanden und wäre ihm die Gestalt nicht bekannt vorgekommen.
Vor ihm stand ein Wesen, das am ehesten wie eine Kreuzung zwischen einem urtümlichen Flugsaurier und einer Fledermaus auf ihn wirkte. Es trug, wie er, am ganzen Körper Fell, jedoch offenbar keine Kleidung und hatte dreifingerige Hände und Füße mit langen Klauen. Dunkle Augen blickten ihn freundlich an und als es den langen Schnabel öffnete, erblickte Vincent zwei Reihen kleiner spitzer Zähne.
„Ich bin Niyan vom Windvolk.", stellte sie sich ihm mit ihrer singenden Stimme vor.
„Windvolk?"
Niyan nickte und fügte erklärend an: „Die, die uns trägt, brachte ursprünglich drei Völker hervor, Windvolk, Erdvolk und Wasservolk, weswegen sie von ihnen" – Sie wies leicht auf Lizard. - „auch die Welt der drei Völker genannt wird."
„Hmm." Vincent brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen, dann blickte er zu Lizard. ‚Schlimmer kann es nicht mehr werden.', dachte er bei sich.
„Und wer bist du? Und sie?", wandte er sich an die Frau, die fast so groß wie er selbst schien.
„Mein richtiger Name ist Jedakar.", erklärte diese und legte sich kurz die glühende Handfläche an die Brust. Im nächsten Augenblick stand vor Vincent jemand, vor dem er sich nur nicht so sehr erschreckte, weil er in dem riesigen Wesen eine weitere der Zeichnungen seiner Frau wiedererkannte, die ihn so sehr faszinierten.
Die Weibliche war wahrhaft riesig. Sie überragte selbst ihn noch um einige Zentimeter, doch auch sie blickte ihn freundlich aus ihren jetzt eher orange wirkenden Augen an. Sie hatte auch ein leichtes Lächeln auf dem markant gezeichneten und strukturierten Gesicht.
„Und ich bin eine Jaridian."
Dann griff sie nach vorn und legte der dritten Frau die Hand kurz auf die Brust und vor Vincent stand ein Wesen von ätherischer Schönheit, das ihn an das ursprüngliche Aussehen Ja'a'niras erinnerte.
Die leicht durchscheinende Gestalt senkte kurz vor ihm den Kopf, legte sich eine Hand auf die Brust und streckte ihm die andere mit nach oben gerichteter Handfläche hin, als es sich vorstellte. „Ich bin Da'an, ein Taelon."
Dann bewegte es kurz seinen Kopf und ein Schauer ging über seine Gestalt, als diese plötzlich fest zu werden schien. „Und dies ist die Gestalt, in der wir uns materiellen Wesen, wie dir, zeigen.", fuhr Da'an fort, als der Prozess abgeschlossen war.
Vor Vincent stand nun ein Wesen mit kahlem Schädel, auffallend heller Haut, helllila Augen und in einem dunkelvioletten Anzug, der, bis auf Hände und Kopf, die gesamte Gestalt zu umhüllen und nahtlos in dessen Schuhe überzugehen schien.
Vincent blickte von einem zum andren der Fremden und musste sich erst einmal wieder fassen.
Dann meinte er: „Wie kommt ihr von Jeannes Zeichnungen hierher?"
„Jeannes Zeichnungen?", fragte Jedakar verblüfft.
„Jeannes Zeichnungen, ja.", erwiderte Vincent „Sie hat im Laufe der Zeit viele Zeichnungen von dem angefertigt, was sie in ihren Träumen sah und etliche davon zeigen unterschiedliche ..." Er machte eine kurze Pause, um das richtige Wort zu finden. „Fremdwesen. Und diese sehen aus wie ihr. Aber es gibt noch ein paar andere, unter ihnen ein Wesen, das dir, Jedakar ähnelt, jedoch noch stärker strukturierte und gemusterte Haut hat und eines, das wie eine Mischung aus dir" Er wandte sich Da'an zu. "und dir" Vincent blickte wieder zu Jedakar. „zu sein scheint."
„Kannst du uns diese Zeichnungen zeigen?", wollte nun der Taelon wissen und Vincent nickte.
„Wenn Jeannes Behandlung noch einen Augenblick Zeit hat, gern sofort, ansonsten nachher.", bot Vincent an „Ihre Zeichnungen sind in ihrem Quartier."
Jedakar zog ihr Kommunikationsgerät hervor und scannte die Frau auf der Liege kurz. Dann bemerkte sie: „Sie ist gefährlich energiearm, doch ich denke, diese Minuten sollten wir uns nehmen."
Vincent nickte und wandte sich dem Ausgang zu und als es ihm alle gleich taten, verließ er den Raum und führte die drei Wesen zurück in Jeannes Privatquartier.
Dort griff er nach dem Stapel Zeichnungen auf der kleinen Ablage in der Ecke mit dem eigenartigen Möbelstück und reichte ihn Jedakar.
Diese nahm ihn und begann darin zu blättern und Da'an trat neben sie und blickte ihr über die Schulter.
Plötzlich hielt der Taelon die Hand auf eine der Zeichnungen und sah zu der riesigen Jaridian auf.
„Das bist eindeutig du.", stellte er fest und als Jedakar nickte und weiter blätterte, bemerkte er „Und das ist Kharak."
Einige Blätter weiter meinte Jedakar „Und das bist du, Da'an."
Weitere Blätter raschelten und Jedakar meinte „Und hier ist Niyan."
Die Windvolkangehörige trat zu den beiden und die Jaridian zeigte ihr die Zeichnung und Niyan nickte.
Die drei Fremdwesen blätterten weiter und immer wieder fielen Namen, mit denen Vincent nichts anzufangen wusste und als sie den Stapel durchgeblättert hatte, reichte Jedakar ihn mit einem gemurmelten „Erstaunlich." an den Hünen zurück und dieser deponierte ihn wieder auf seinem Platz.Kurz darauf waren alle zurück im medizinischen Bereich und Jedakar scannte einmal mehr die Bewusstlose.
„An die Arbeit!", forderte sie von dem Taelon und dieser nahm seinen Platz am Kopfende der Liege wieder ein und griff nach den Händen Jeannes wie zuvor, während Jedakar nun ihre Hände auf Oberbauch und Stirn der Liegenden platzierte.
„Was tut ihr da?", wollte Vincent wissen und Lizard erwiderte: „Wir versorgen sie mit dem, was sie im Moment am dringendsten braucht. Er" – Ihr Kopf wies leicht auf den am Kopfende stehenden Taelon. - „über Joining und ich mit denen."
Damit hob sie ihre Hände noch einmal kurz an, zeigte ihre im Heilmodus aktiven Shaqarava und legte sie dann wieder auf Oberbauch und Stirn Jeannes ab. Konzentriert ließen beide nun Energie fließen.Kurze Zeit später betrat Red den Raum und sah verblüfft von einem zum andren.
„Was...?", setzte er an, wurde jedoch sofort von Jedakar mit einem kurzen „Zwei und vier." unterbrochen.
Der getarnte Jaridian bestätigte mit einem kurzen „Gehört und verstanden", trat an die andere Seite der Liege und legte seine glühenden Hände auf Jeannes Unterbauch und Brust ab und berichtete dann, während seine Energie im breitestmöglichen Strom floss.
„Tarek schließt die Speicher im Maschinenraum an und nimmt sich dann den Energiestrom im Privatquartier vor."
Jedakar quittierte die Worte ihres Gefährten mit einem kurzen Nicken und wandte sich dann an Vincent.
„Du kannst uns im Moment nicht helfen. Weißt du, wo der Maschinenraum ist?"
„Ja", bestätigte Vincent „schließlich habe ich Jeanne dort gefunden."
„Gut, dann geh hinunter und Tarek, wenn möglich, zur Hand. Und wenn er dort fertig ist, bring ihn in Jeannes Quartier und wenn alles angeschlossen ist, führe ihn hierher."
„Gut.", erwiderte Vincent und verließ widerwillig den Raum.
Dann wandte sich die riesige Jaridian der Windvolkangehörigen zu und wies sie an: „Niyan, ruf bitte den Kreuzer. Sie sollen eine Gruppe herunter schicken, die mit dem Auffinden und Bergen eines verloren gegangenen Geistes Erfahrung hat und die Tho'rhas Geist bergen und wieder mit ihrem Körper vereinen kann."
„Gehört und verstanden.", bestätigte Niyan und kramte ihr Kommunikationsgerät aus ihrem Packsack.
Dann entfernte sie sich von den drei Behandelnden, begab sich in eine Ecke des Raumes und sprach dort leise mit dem Diensthabenden an Bord des Kreuzers, um die Konzentration der Jaridian und des Taelon nicht über Gebühr zu stören.Kurze Zeit später trat sie wieder an die Gruppe um die Liege heran und berichtete der Einsatzersten.
„Das Shuttle mit den angeforderten Helfern wird sich binnen einer Einheit auf den Weg machen."
„Danke Niyan.", bestätigte Jedakar, dass sie verstanden hatte und überlegte dann laut: „Vielleicht sollten wir Vincent bitten, die Gruppe abzuholen und auf dem kürzesten Weg hierher zu führen."
„Gute Idee.", bemerkte Red, ohne seine Arbeit zu unterbrechen „Durch seine Ortskenntnis erspart er den Helfern sicherlich unnötige Umwege."
„Wie konnte sie derart vollständig ihr Gedächtnis einbüßen und überleben?", wunderte sich nun Da'an.
„Das habe ich mich auch schon gefragt.", bemerkte Jedakar.
„Und wie konnte sie in so kurzer Zeit, so viel Energie verlieren?", setzte Red hinzu „Sie fühlt sich ja noch schwächer an, als damals, als sie sich in dieses Wasserlebewesen verwandelt hatte."*****************************************************
(1824 Wörter)
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Ways of Destiny - Wege des Schicksals
FantasíaIn einem Tunnelsystem unter einer Großstadt an einer Küste lebt eine kleine Gemeinschaft, die für sich einen anderen Weg des Zusammenlebens geht, als die Gesellschaft an der Oberfläche. Vincent, Beschützer und einer der Führer dieser Gemeinschaft...