Kapitel 61 - Kinderzimmer

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Die Freude war groß, als Jeanne und Vincent in die Gemeinschaft zurück kehrten, besonders auch bei ihren beiden Kindern.

Talara hatte in den wenigen Tagen Riesenfortschritte gemacht und kam ihnen entgegen gerannt, als sie zusammen die große Bibliothek betraten.
„Mama, Papa", rief die Kleine freudig und beide Eltern staunten nicht schlecht beim Anblick ihrer kleinen Tochter.
Der Babyspeck war mittlerweile verschwunden und Talara hatte sich auffallend gestreckt. Sie war inzwischen so groß, dass sie ihrer Mutter bis zur Hüfte reichte.
„Na meine Kleine", freute sich Jeanne und hob das Mädchen auf ihren Arm „du bist aber ordentlich gewachsen in der kurzen Zeit."
„Hmm", nickte Talara und wies dann zu dem alten Mann, der sich gerade mühsam von seinem Stuhl erhob „Opa gehen, lesen."
„Dein Großvater hat dir gerade etwas vorgelesen und du möchtest weiter machen?", fragte sie nun Vincent, der zwischenzeitlich seinen Sohn sacht in die Arme genommen hatte.
„Ja", bestätigte Talara „Opa hat schöne Geschichten, aber ich will lesen."
„Ich denke, sie möchte euch etwas anderes zeigen, etwas das uns alle sehr erstaunt hat.", bemerkte Jakob Senior.
Erst als sie an den Schreibtisch heran traten und sahen was dort lag, begriffen sie.
Auf der Platte lag ein Buch zum Lesen lernen. Jeannes und Vincents Augen wurden groß.
„Fängst du schon an ... Lernst du bereits lesen?", fragte Jeanne ihre Tochter verwundert und Talara nickte bestätigend.
„Wie weit ist sie bereits?", wandte sich nun Jeanne an den alten Mann.
„So die ersten einfachen Worte.", erklärte dieser „Mama, Papa, Opa. Aber sie lernt unglaublich schnell."
„Da haben wir ja eine Menge verpasst.", stellte Vincent fest und streichelte seiner Tochter über den Kopf.
Jeanne hatte etwas bemerkt, als sie ihr Kind hoch genommen hatte und fragte nun weiter.
„Wie sieht es mit ihrer Sauberkeit aus? Ich merke, sie trägt keine Windel mehr."
Doch noch ehe Jakob antworten konnte, begann Talara auf ihrem Arm zu zappeln.
„Mama, ich muss mal.", drängelte sie.
„Dann sollten wir dich mal schnell zu einem Klo bringen. Was?", meinte die Mutter und wollte sich auf den Weg machen, doch Jakob Senior hielt sie zurück.
„Lass sie einfach runter.", meinte er „Sie weiß wo sie hin muss und schon seit Tagen ist es nicht mehr passiert, dass sie es nicht geschafft hat."
„Na dann.", erwiderte Jeanne und setzte ihre Tochter ab, die sofort wie ein geölter Blitz davon sauste und Jakob Junior flitzte ihr mit einem „Ich helf' ihr." hinterher.
„Und wie selbstständig ist sie sonst schon?", wollte nun Jeanne weiter wissen.
„Das An- und Ausziehen geht noch ein bisschen langsam, aber sie schafft es allein, wenn ihr ihre Sachen zurecht gelegt werden, was Jakob jeden Abend sehr sorgfältig macht.", gab der alte Mann zu verstehen.
„Dann ist sie ja schon richtig groß geworden.", stellte Vincent mit strahlenden Augen fest.
„Ja, das ist sie", bestätigte sein Adoptivvater „Sie überrascht uns jeden Tag von Neuem. Übrigens war sie es, die die Windel nicht mehr wollte."
„Und wie ist es mit ihrem Bett?", wollte Jeanne weiter wissen.
„Sie hat in den letzten Tagen bei Jakob in der Kammer geschlafen", gab der Alte bekannt „in deinem alten Bett, Vincent."
„Nun, dann sollten wir ihr die Wahl lassen, ob sie weiter bei Jakob schlafen möchte, oder in ihrem Kinderbettchen bei uns.", merkte Vincent an.
„Nun, zumindest so lange, bis sie auch bei uns ein anderes Bett stehen hat, wenn sie lieber bei uns schlafen möchte.", vervollständigte Jeanne.
„Wir graben gerade eine Kammer, direkt neben der euren.", gab Vater bekannt „Dort können eure Kinder dann einziehen, um näher bei euch sein zu können."
„Das ist eine wunderbare Lösung.", freute sich Jeanne „Danke Vater."
„Dann werde ich mich gleich dem Bautrupp anschließen und dort helfen.", setzte Vincent darauf fest „Es geht schließlich um meine Familie."
Vater nickte nur auf Vincents Angebot und der Hüne verließ eilig die Bibliothek, während seine Frau noch blieb.
Jeanne wollte noch auf die Kinder warten und mit ihnen sprechen.

Eine Weile später in der sich der alte Mann seinen Aufgaben gewidmet und Jeanne interessiert in dem Lesebuch geblättert hatte, kehrten die Kinder zurück in die Bibliothek und strahlten beide vor Freude.
„Mama, Mama!", rief die kleine Talara „Hat gut geklappt, alles ist sauber!"
Sie stellte sich vor ihrer Mutter hin, bückte sich, hob ihr Röckchen und präsentierte ihre trockene und saubere Strumpfhose.
„Das ist ja wunderbar.", lobte Jeanne das Mädchen und hob dann den Blick zum wartenden Jakob „Das hast du gut gemacht, Jakob. Du bist ein sehr verantwortungsvoller, großer Bruder."
„Ach", wehrte der Junge ein bisschen verlegen ab „das macht sie doch alles schon fast alleine."
„Das freut mich.", erwiderte Jeanne und fügte dann an: „Wollen wir jetzt erst einmal in unsere Kammer gehen? Euer Vater ist schon voraus gegangen und hat sich dem Bautrupp angeschlossen, der an eurer neuen Kammer gräbt und wenn ihr wollt, könnt ihr bald in eurer eigenen Kammer, dicht bei uns wohnen."
„Oh fein!", rief Talara begeistert aus „Zusammen mit Jakob wohnen. Hurraa!"
„Na, noch ist es nicht so weit.", bremste Jeanne ihre kleine Tochter „Erst muss die Kammer ja gegraben und gesichert sein."
„Oh!", machte die Kleine enttäuscht.
„Willst du stattdessen", bot Jeanne aus einem Gefühl heraus an „weiter mit Jakob in seiner Kammer wohnen? Aber nur, wenn er es auch will."
„Oh jaaaa!", rief Talara und wandte sich dann an ihren Bruder „Darf ich? Darf ich? Biiiitteeeee!"
Jakob machte ein strenges Gesicht, als er antwortete: „Aber dann tauschen wir die Betten. Du schläfst in Zukunft in meinem Bett und ich bekomme Vaters altes Bett."
„Okay!", bestätigte Talara und Jeanne stand neben den Kindern und lächelte.
Sie freute sich, dass sich auf diese Weise auch das Problem der Schlafstätte ihrer Tochter geklärt hatte.
„Gut", schloss sie das Thema ab „dann machen wir das so. Du, Talara, wirst weiter bei deinem Bruder in Vincents alter Kammer schlafen und du, Jakob, bist dann weiter nachts für deine Schwester verantwortlich und musst dich um sie kümmern."
„Das mache ich doch gerne.", erwiderte der Junge stolz.
Für ihn war es eine Auszeichnung, die Verantwortung für seine kleine Schwester übernehmen zu dürfen und sei es auch nur für ihren Schlaf.

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