Bewegung, die nicht die ihre war, weckte Jeanne aus samtener Dunkelheit.
Sie spürte, dass sie auf einer Unterlage fixiert worden war und geriet fast augenblicklich in Panik. Sie versuchte sich zu befreien, doch ihr Körper reagierte nicht wie gewohnt, was ihre Angst noch verschlimmerte.Plötzlich hielt die Unterlage an und jemand trat an sie heran.
„Jeanne", erklang eine Männerstimme und als sich die Frau dieser zuwandte, sah sie sich dem jungen Arzt Michael gegenüber „ihr seid außer Gefahr.", erklärte dieser weiter „Benett hat euch gefunden und uns umgehend benachrichtigt und wir haben es geschafft, euch fort zu bringen, bevor die anderen Polizisten euch fanden. Jetzt bringen wir euch erst einmal in die Krankenkammer."
„Vincent?", fragte Jeanne schwach.
„Er ist noch bewusstlos, aber es geht ihm den Umständen entsprechend gut.", beruhigte sie der Arzt.
Jeanne nickte leicht, schloss die Augen und war im nächsten Augenblick wieder ohnmächtig.
Der junge Mediziner schüttelte verblüfft den Kopf und gab dann das Zeichen, den Weg fortzusetzen.Als Jeanne erneut erwachte, lag sie in einem Bett und man hatte ein zweites daneben geschoben.
„Vincent?", krächzte sie kaum hörbar und tastete nach dem zweiten Lager.
„Ich bin wach.", erklang leise die tiefe Stimme ihres riesigen Ehemannes und eine befellte Pranke schloss sich um ihre suchende Hand „Es ist alles in Ordnung."
Im nächsten Moment wurde ihr von der anderen Seite her behutsam ein Gefäß unter die Nase gehalten aus dem duftender Dampf aufstieg.
„Trink das erst einmal. Danach wirst du dich schon viel besser fühlen.", hörte sie Narcissas Stimme.
Behutsam schloss Jeanne die Hände um den warmen Becher und murmelte leise: „Danke Narcissa."
Dann nahm sie einen ersten, vorsichtigen Schluck von dem Getränk.
Es schmeckte merkwürdig, aber nicht schlecht und Jeanne merkte schnell, wie durstig sie war. So schnell wie möglich trank sie das heiße Getränk aus und als sie der alten Hawaiianerin den Becher zurückreichte, fühlte sie sich schon viel besser.
„Das hat gut getan.", bemerkte sie.
„Das will ich aber auch hoffen.", grinste Narcissa „Schließlich enthielt es auch das Gegenmittel zu dem Zeug, das sie euch wahrscheinlich reingepumpt hatten."
„Wie lange waren wir weg?", wollte Jeanne nun von der alten Frau wissen.
„Vincent ist gestern Abend nach zwei Tagen wieder wach geworden und du hast nach deiner Panikattacke auf dem Weg hierher ganze drei Tage durchgeschlafen.", gab Narcissa bekannt und vermutete „Sie hatten sich bei dir wohl mit der Dosis ein bisschen vertan."
„Also ich glaube nicht, dass es so geplant war, dass wir nach unserer Entführung erst mal ein Schläfchen von zwei Tagen abhalten.", bemerkte Jeanne leicht grinsend.
Deutlich war ihrer Stimme anzuhören, wie erleichtert sie war, dass alles so glimpflich abgegangen war.Umständlich erhob sich Narcissa nun aus ihrem Sessel.
„Ich lass euch zwei Turteltäubchen jetzt erst mal allein.", gab sie bekannt „Später kommt Michael noch mal und sieht nach euch, bevor ihr nach Hause dürft. Schlaft gut."
„Danke Narcissa.", erwiderte Vincent „Für deine Fürsorge und für den Trank."
„Und auch dir einen guten Weg und eine gute Nacht.", schloss sich Jeanne an.
Beide blickten der alten Hawaiianerin noch kurz nach, bis diese den Raum verlassen hatte und wandten sich dann wie auf Kommando einander zu.
„Vincent, ich ...", setzte Jeanne an und im selben Augenblick begann auch dieser zu sprechen: „Jeanne, ich ..."
Beide unterbrachen sich und sahen sich grinsend an. „Zuerst du.", meinte Jeanne, doch Vincent wehrte ab „Nein, zuerst du."
„Okay.", gab sie nach und blickte ihm tief in die Augen. „Ich bin so froh, dass alles so glimpflich abgegangen ist. Nicht auszudenken, wenn uns dort niemand oder die falsche Person gefunden hätte, vor allem dich."
„Ja, du hast Recht, ich habe dich in Gefahr gebracht. Vergib mir!", erwiderte Vincent und zog sie darauf behutsam an sich.
Jeanne kroch zu ihm auf sein Lager und kuschelte sich an seinen massiven Körper.
„Sie müssen sehr vorsichtig gewesen sein, als sie dich beobachteten, dass du es nicht bemerkt hast.", stellte sie leise fest.
„Du solltest dir, zusammen mit Benett, die Gasse mal bei Tageslicht genauer ansehen.", meinte Vincent leise „Ich glaube nicht, dass ich Personen, die mich beobachten, nicht bemerkt hätte. Sie müssen etwas anderes benutzt haben, um zu erkennen, wann ich dort bin, denn ich war immer an unterschiedlichen Tagen dort."
„Ja, das denke ich auch.", bestätigte Jeanne und schlang ihre Arme um Vincents Nacken. „Nimmst du Kontakt zu Benett auf?"
Der Hüne nickte leicht und meinte: „In der nächsten Nacht am besten, bevor dort etwas verändert wird."
„Ich werde mich um dich sorgen, bis du wieder da bist.", stellte Jeanne fest.
„Ich mach's kurz, versprochen."
Plötzlich näherte sich Jeanne ihrem Mann und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
Vincent erstarrte für einen Wimpernschlag, doch dann umfasste er seine Frau fester und erwiderte ihren Kuss behutsam.
Langsam strichen seine Hände über den Rücken ihres Nachthemdes und Jeanne kroch nun gänzlich zu ihm unter die Decke und legte sich auf ihn drauf.
„Ich liebe dich, Vincent.", hauchte sie gegen seine Lippen „Und ich würde alles tun und geben, um dich vor Schaden zu bewahren."
‚Das gilt auch für mich.', dachte Vincent, da seine Lippen schon wieder versiegelt waren.

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Ways of Destiny - Wege des Schicksals
FantasyIn einem Tunnelsystem unter einer Großstadt an einer Küste lebt eine kleine Gemeinschaft, die für sich einen anderen Weg des Zusammenlebens geht, als die Gesellschaft an der Oberfläche. Vincent, Beschützer und einer der Führer dieser Gemeinschaft...