Kapitel 30 - DER GROSSE SEE

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Wieder ein neues Teil. 

Diesmal geht's Baden und ein neuer Teil des unterirdischen Reiches zeigt sich.

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Eine Weile später wanderten die Jungvermählten über eine der Brücken der Flüstergalerie und horchten dem Raunen, das hier ständig in der Luft lag. Vincent trug nun wieder den Rucksack auf dem Rücken, in dem am Tag zuvor ihre Kleidung gewesen war.
Jetzt jedoch enthielt er eine Flasche mit Wasser, zwei der Sandwisches vom Frühstück und einige der kleinen Riegel, neben einer bunten Decke, Handtüchern und ein paar Kleidungsstücken.

Sie traten in einen Tunnel und folgten dessen weitem Bogen bis sie an eine Öffnung kamen und durch diese hindurch traten.

Schon nach wenigen Schritten erreichten sie das Ufer eines riesigen unterirdischen Sees und folgten diesem fort vom Tunnelzugang.

Nach einer weiten Kurve, hinter einem Felsvorsprung, lag ein kleines Plateau, auf dem Vincent die Decke ausbreitete.

Jeanne entledigte sich sogleich ihrer Kleidung und ihrer Schuhe und stieg hinab zum Ufer des Sees.
Unten angekommen, machte sie sich kurz nass und sprang dann ins Wasser.

Vincent stand am Rand des Plateaus und sah seiner Frau zu, wie diese sich im kristallklaren Wasser bewegte.
Er selbst war nur hierher gekommen, um sich zu reinigen, doch Jeanne genoss es zu schwimmen und zu tauchen und es erstaunte ihn wieder einmal, wie selbstverständlich und elegant sie sich im Wasser bewegte.

Wenn sie untertauchte und sich mit nach vorn ausgestreckten Armen in wellenförmigen Bewegungen dem Grund des Gewässers näherte, glaubte er fast so etwas wie einen breiten Schwanz statt ihrer Beine zu sehen und ihre Haut wirkte statt hell, plötzlich grünlich. Doch wenn sie dann wieder auftauchte, war sie wieder seine Jeanne und keine Meerjungfrau mehr.

Einmal hatte er ihr von diesen seiner Beobachtungen erzählt und es war das einzige Mal gewesen, dass sie ihn ausgelacht und ihn einen Fantasten genannt hatte.

„Meerjungfrauen", hatte sie lachend erklärt „sind Märchengestalten. Es gibt sie nicht."

„Das hab ich früher von menschenähnlichen Aliens und lebenden Raumschiffen auch gedacht.", hatte er ihr schmollend erwidert.

„Okay, okay!", hatte sie, noch immer lachend, eingelenkt „Es gibt sie nicht auf diesem Planeten. Ist dir das präzise genug?"

Er hatte sie nur umarmt, an sich gezogen und genickt. Und als sie seine Umarmung erwidert hatte, war plötzlich anderes wichtiger geworden, als die Diskussion, ob es nun so etwas wie Meerjungfrauen gab oder nicht.

Doch auch jetzt wieder sah er statt seiner Frau dieses Wesen mit dem breiten grünlichen Ruderschwanz, das sich mit unglaublicher Geschwindigkeit und Präzision durchs Wasser bewegte. Erst als es sich dem Uferbereich näherte, schien der Schwanz zu verschwinden und wurde wieder zu Beinen und auch die Geschwindigkeit der Schwimmenden wurde deutlich geringer.

Schließlich schwamm Jeanne ganz normal ans Ufer und stieg aus dem Wasser. Sie wrang Wasser aus ihrem Haar und kam herauf zu der Decke, die Vincent ausgebreitet hatte, nahm sich ein Handtuch aus dem Rucksack und trocknete ihre Haut ab, bevor sie sich auf dem Stoff nieder ließ.

„Hey!", meinte sie neckend „Du bist ja noch nicht mal ausgezogen. Wie lange willst du denn noch ins Wasser starren, bevor du mal rein steigst?"

Vincent wandte sich vom Wasser ab und seiner Frau zu, die entspannt im Evaskostüm auf der Decke saß, die Hände hinter sich abgestützt und zu ihm aufsah.

Ways of Destiny - Wege des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt