Kapitel 35 - JA'A'NIRA, VINCENT & JEANNE

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Nach einiger Zeit hatte sich Vincent beruhigt.

Nun fand es Jeanne passend, ihn an seine Verpflichtungen gegenüber seinem Sohn und der Gemeinschaft zu erinnern und kurz darauf war er mit beschwingtem Schritt unterwegs nach oben, während seine Frau auf der Liege im medizinischen Bereich schlief.
Was würde Jakob wohl dazu sagen, wenn er ihm erzählte, dass er und Jeanne sich entschieden hatten, ihm ein Geschwisterchen zu bescheren?
Zuerst wollte er sofort mit seinem Sohn reden, um sein unbeschreibliches Glück mit dem Kleinen zu teilen. Doch nach einigem Überlegen entschied er sich dazu, Jakob mit Jeanne gemeinsam auf den gewünschten Familienzuwachs hinzuweisen.

Nachdem Vincent ihren Platz am See wieder aufgeräumt und alles zurück in ihre gemeinsame Wohnkammer gebracht hatte, begab er sich in seine alte Kammer, um zu sehen, ob er seinen Sohn dort vorfände.
Jakobs Bett war ordentlich gemacht, doch der Junge war nicht da, also ging Vincent in die große Bibliothek, in der die meisten der Unterrichtsstunden mit den Kindern stattfanden und fand den Kleinen dort bei seinem Großvater.
„Vater.", grüßte er den alten Mann. Jakob junior sah von dem Buch auf, in dem er gerade las und strahlte, als er seinen Vater sah.
„Papa!", rief er, legte das Buch behutsam hin und sprang Vincent in die Arme.
„Hallo Jakob!", grüßte dieser seinen Sohn und umarmte ihn zärtlich.
Dieser spürte sofort das Glück, das sein Vater ausstrahlte und lachte laut.
„Könnt ihr bitte noch ein paar Tage auf Jakob aufpassen?", wandte sich nun der Hüne, mit dem Kind auf dem Arm wieder an den Alten.
„Natürlich. Warum fragst du?", erwiderte der Führer der Gemeinschaft.
„Wir werden die nächsten Tage in Jeannes Schiff verbringen und sind dort ja bekanntlich nur schwer zu erreichen.", gab Vincent bekannt und wandte sich dann an seinen Sohn.
„Sei schön artig und mach keinen Ärger. Ja?"
„Gerne, Vater.", gab dieser ernst zurück und nickte nachdrücklich.
„Dann wäre das ja geklärt.", stellte Vincent fest und wollte sich schon abwenden. „Ich werde jetzt zu Jeanne zurück kehren."
„Warum ist sie nicht mit dir gekommen?", fragte ihn sein Adoptivvater „Gefällt ihr die neue Kammer so wenig?"
Vincent wurde sofort ernst, senkte den Blick und schüttelte den Kopf.
„Nein, sie findet sie noch immer wunderbar.", erklärte er leise „Doch sie kann im Moment nicht weg aus ihrem Schiff."
„Darf ich fragen, warum?"
„Sie ... sie erholt sich von Verletzungen."
„Habt ihr wieder gekämpft und es übertrieben?", fragte der Alte nun streng. „Vincent, du weißt ..."
„Nein", unterbrach ihn Vincent „Nein, wir haben nicht trainiert. Ich ... ich habe ..."
„Du hast sie doch nicht etwa das Wilde in dir spüren lassen?", fragte Jakob Senior entsetzt.
„Nein!", fuhr Vincent auf „Nein, das könnte ich niemals! Es ... es war ein Unfall."
„Was für ein Unfall?", bohrte der Alte weiter.
Doch in diesem Moment begann sein Enkel zu weinen und er wandte sich von diesem Thema ab und dem Jungen zu.
Es war ihm noch immer schleierhaft, wie es sein konnte, dass der Kleine die Gefühle seines Vaters so deutlich widerspiegelte.
„Wir reden noch darüber.", beschloss Jakob Senior das Thema „Und nun geh wieder zu deiner Frau. Sie braucht dich wahrscheinlich."
„Ja, Vater.", bestätigte Vincent, setzte seinen Sohn wieder ab und verließ den Raum.
Seine Hochstimmung war verflogen und wieder rollten Tränen über sein Gesicht, als er den Rückweg antrat.

Zurück im Schiff ließ er sich auf den Sessel neben Jeannes Liege sinken und spürte nun, wie erschöpft er war.
Das Wechselbad seiner Gefühle, hatte stark an seiner Energie gezehrt und so begannen ihm nun die Augen zuzufallen.
Immer wieder riss er sich zusammen und zwang sich, mit nur sehr geringem Erfolg wach zu bleiben.

Plötzlich ließ ihn eine federleichte Berührung an seiner Hand, die er auf Jeannes Bauch abgelegt hatte, aufschrecken und er schaute auf und in das lächelnde Gesicht seiner Frau.
„Geh rüber in mein Quartier und leg dich hin.", forderte sie leise, mit müder Stimme „Dein fortgesetztes Bemühen wach zu bleiben, hält auch mich vom Schlafen ab."
Sanft strich sie ihm dabei durch das dichte Fell auf seiner Hand.
„Gut, wie du möchtest.", lenkte er ein und stand auf.
„Ja'a'nira wird dich wecken, sollte es Probleme geben.", meinte Jeanne noch etwas lauter, als er den Raum mit hängenden Schultern verließ.

Ways of Destiny - Wege des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt