Ich hatte mit wirklich vielen gerechnet, aber nicht mit dem hier. Auf der einen war das Bild, welches sich mir bot, so passend, doch gleichzeitig auch irgendwie so verdammt unwirklich.
Ich stand am Rande eines gepflegten Gartens. Wege aus hellen Stein schlängelten sich an gepflegten Rasenflächen und pinken Rosenbüschen zu einem pinken Häuschen in der Mitte. Kitschige Katzenstatuen standen überall verteilt. Es gab sogar mehrere Springbrunnen, in deren Mitten dieses Tier zu sehen war.
Das Haus selbst war genauso kitschig wie der Garten drum herum. Es sah aus wie in kleines Schlösschen mit Türmen, auch wenn es dafür eigentlich ziemlich jämmerlich war. Laut dem Grundriss war das Erdgeschoss gerade einmal fünfzig Quadratmeter hoch. Darüber begann sofort das Dach. Zwar war der Dachboden ausgebaut, doch durch die Schrägen ging noch einmal ziemlich viel Platz verloren. Da hier allerdings nur eine Person alleine wohnte, reichte der Platz wohl dicke.
„In echt ist das Ding noch viel hässlicher als auf den Fotos", flüsterte mir Susanne zu, mit der ich zusammen am Rande des Gartens stand.
„Hätte die Fassade eine andere Farbe und würde der Garten nicht nach einem Katalogmodell aussehen, könnte es sogar sehr gemütlich aussehen. Aber es passt zu ihr", erwiderte ich trocken.
Als Antwort bekam ich nur ein leises Brummen. Meiner Cousine war es wahrscheinlich einfach komplett egal, ob das Haus zu seiner Besitzerin passte oder unter anderen Umständen sogar gemütlich aussähe. Gerade wollte sie einfach nur darüber lästern, dass sie es nicht mochte. Und ich ging ihr nicht genug darauf ein.
„Wir sollten anfangen, die Sicherheitsmaßnahmen herauszufinden", erinnerte ich sie an unsere eigentliche Aufgabe. Schließlich waren wir nicht hier, um über den viel zu gepflegten Garten die Nase zu rümpfen. Jedenfalls nicht nur.
„Ich habe dich eindeutig zu einer zu guten Kriegsnymphe erzogen. Lässt dich nicht einmal mehr von Lästereien über Umbridge ablenken. Na komm, worauf wartest du noch? Umbridge kommt in zwei Stunden von der Arbeit wieder."
Ich verdrehte lächelnd die Augen. So war Sue nun einmal. Erst verplemperte sie Zeit, weil sie über unsere ehemalige Lehrerin lästern wollte, dann schob sie es mir auch noch in die Schuhe. Aber so war sie nun einmal. Und ich war sehr froh, dass ich eine so verrückte Cousine hatte.
„Bisher scheint sie noch nicht wirklich Angst vor Todessern zu haben", stellte Susanne fest. „Ansonsten hätte sie ihr kleines Häuschen etwas besser gesichert. Kein Zauber, der es versteckt, kein Hinweis auf einen weiteren Zauber, der uns davon abhält, gleich in ihren Garten zu klettern. Wenigstens hat sie einen Anti-Apparier-Zauber über das Gelände gelegt. Aber ansonsten scheint sie nachlässig zu sein, wirklich nachlässig."
„Ist doch gut für uns. Dann können wir in ein paar Tagen einfach wiederkommen, um ihr Medaillon gegen eine Fälschung auszutauschen." Ich hatte nichts dagegen, dass meine erste Mission als Patricia unkompliziert war. Das Doppelleben bei den Malfoys war wirklich anstrengend genug. Da passte es mir eigentlich ganz gut, dass ich wenigstens an den Horkrux so leicht herankam. Vor allem, weil mir die Zeit weglief. In ungefähr 300 Tagen würde sich die Prophezeiung erfüllen, jedenfalls wenn wir sie richtig interpretiert haben. Das hieß auch, ich hatte weniger als 300 Tage, um alle möglichst aus der Scheiße zu holen. Und ich würde alles in meiner Macht stehende tun, damit Sirius und Carolin bei ihrer Rückkehr keinen zweiten Zauberkrieg miterleben müssen.
„Ein bisschen mehr Aktion fände ich schon ganz nett", gab Sue zu, weshalb ich grinsen musste. Meine gute Laune verpuffte allerdings fast genauso schnell wieder. Ein Krieg war wirklich nicht witzig.
„Davon kriegen wir im nächsten Jahr wahrscheinlich noch genug", murmelte ich, während ich mir gefolgt von Sue einen Weg in Richtung Haus bahnte. Vor jedem Schritt murmelten wir leise Zauber, um irgendwelche Schützenden zu finden. Bisher allerdings ohne Erfolg. Umbridge legte wirklich keinen großen Wert auf Sicherheit.
„So wie du momentan drauf bist, zieht sich der Krieg nicht mehr so lange. In zwei Wochen haben wir unseren Lord Plattnase niedergemetzelt. Und ich werde immer nur auf dem Abstellgleis gestanden haben."
Ich biss mir nervös auf die Unterlippe. Wenn es nur so wäre. Wie gut wäre es, wenn ich diesen Krieg alleine gewinnen könnte und alle anderen auf dem Abstellgleis lassen könnte. Doch das konnte ich nicht. Ich konnte den Weg ebnen, doch die letzte Schlacht würde erst mit meinem Tod beginnen. Und ich hoffte wirklich, sie würde möglichst kurz andauern.
„Machst du dir Sorgen, ich könnte auf dem Abstellgleis vor Langeweile sterben?", wurde ich fröhlich gefragt.
„Ich mache mir Sorgen, jemand könnte das Abstellgleis verlassen und dann sterben könnte. Ich habe genug Menschen in meinem Leben auf diese Art und Weise verloren", verbesserte ich sie.
„Na ja, hierbei musst du dir wirklich keine Sorgen machen. Es ist zwar kein Abstellgleis aber eine wirklich gemütliche Nebenstrecke mit wunderschönen Bäumchen, Blümchen und Büschchen ... Die Katzenstatue wirkt ein wenig gefährlich. Sie schaut einen so böse an. Die solltest du zur Sicherheit köpfen."
Ich schüttelte belustigt den Kopf. Nein, diese wirklich ungefährliche Statue würde ich nicht köpfen. Jedenfalls nicht heute. Nach meinem Einbruch, wenn ich mir sicher war, nicht beim Austausch erwischt zu werden, dachte ich vielleicht noch einmal darüber nach.
DU LIEST GERADE
Hexagramm - Phönixruf
FanfictionDreizehn Nymphen, dreizehn Flüche. Sieben Horkruxe, drei zerstörte. Tahnea ist besiegt, Patricias Fluch ist gebrochen. Doch nun bleibt ihr nur kein Jahr, bevor sie stirbt. Kein Jahr, um die Vorgängernymphen und ihren Vater aus der Zwischenwelt zu be...