Obwohl gerade Pause war, wirkte das Schloss gespenstig ruhig. Von den Fluren, in denen die Klassenzimmer lagen, hörte man kein Gelächter und Gequatsche der Schüler. Schüler liefen höchstens noch flüsternd über die Gänge, als würden sie die ganze Zeit Geheimnisse besprechen. Dabei waren es meistens die üblichen Themen: langweiliger Unterricht, zu viele Hausaufgaben und Lästereien über die Mitschüler.
Nachdem mittlerweile seit acht Monaten die Todesser diese Schule mehr oder weniger fest im Griff hatten, sollte ich mich eigentlich daran gewöhnt haben. Trotzdem stellten sich jedes Mal meine Nackenhaare auf, wenn ich durch das Gebäude lief. Unterschwellig verriet die Stimmung, man lief gerade durch ein Kriegsgebiet.
Ich nahm meinen üblichen Weg, um wieder von Snapes Büro nach unten in meine Räumlichkeiten zu kommen. Die Treppen herunter und die Geheimgänge, welche mein Weg abkürzen konnten, vermiet ich. Man wusste nie, welche Schüler man dort überraschte. Ich wollte weder Draco und Astoria beim Turteln überraschen, noch irgendeinen anderen Schüler beim Schleichen zu einen Streich. Im Zweifelsfall musste ich schließlich eingreifen, worauf ich wirklich keine Lust hatte.
Ich war fast im ersten Stock angekommen, als ich fast von Michael Corner umgerannt wurde. Der Ravenclaw meines Jahrgangs hatte einen der Hufflepuff-Erstklässler an der Hand und wollte gerade die Treppen in die oberen Stockwerke nehmen, als ich gerade die unterste Stufe erreicht hatte. Somit rasselte er genau in mich herein. Ich konnte meinen Sturz noch abfangen, indem ich nach dem Treppengeländer griff. Mein ehemaliger Klassenkamerad hatte nicht so viel Glück. Er stürzte auf den Boden und hätte fast noch den eindeutig verängstigten Erstklässler mitgerissen.
Lange blieb mein Klassenkamerad allerdings nicht auf dem Boden. Er sprang sofort auf und zog seinen Zauberstab heraus, weshalb ich lachen musste. Er war doch in Dumbledores Armee gewesen und hatte gesehen, wie ich mich gegen wesentlich mehr Gegner dort durchgesetzt hatte. Auch jetzt schnipste ich nur kurz mit den Fingern, weshalb der magische Stock in meine Hand flog.
„Du hast ja wirklich gar nichts gelernt", stellte ich abfällig fest. „Und mit dir hat Patricia in der fünften ihre Zeit verschwendet."
Im nächsten Moment kam schon der nächste Fluch angeflogen. Dieses Mal allerdings nicht von mir oder einen der Schüler, sondern aus den Gängen des ersten Stocks. Michael schupste den Erstklässler auf die Treppe und sprang hinterher, um ihn auszuweichen. Damit lagen sie mir zu Füßen. Na ob das die beste Taktik war, um zu entkommen, wusste ich nicht. Normalerweise sprang man doch nicht der dunklen Königin vor die Füße, um irgendeinen ihrer Untertanen zu entkommen. Vielleicht hatte sich allerdings auch herumgesprochen, dass ich den Lehrern nicht bei der Jagd nach Schülern half, sondern den Carrows lieber vorwarf, wenn etwas schief ging.
Auch jetzt lugte ich lieber um die Ecke, um zu sehen, wer in dieser Schule mit Flüchen um sich warf. Es war wohl wenig überraschend, dass gerade Alecto Carrow den Gang entlang rannte. Sie fluchte laut vor sich hin, während sie immer näher zur Treppe kam.
Michael und der Erstklässler nutzten die Möglichkeit sich wieder aufzurappeln. Der Ältere versuchte gar nicht erst, mir den Zauberstab abzunehmen, sondern trieb den jüngeren Schüler an die Treppe zu erklimmen. Hoffentlich würden sie dort die normalen Flure verlassen und in den nächsten Geheimgang fliehen. Meines Wissens nach kannten die Carrows diese nämlich noch immer nicht, weshalb sie weiterhin sicher waren.
„Beeile dich, Alecto. Deine Unruhestifter sind gleich im zweiten Stock", kommentierte ich die ganze Aktion. „Na los! Du hast schon die kleine Weasley nicht unter Kontrolle gekriegt. Jetzt lass doch wenigstens nicht Corner entkommen. Der hat in der DA nicht einmal aufgepasst!"
Die Lehrerin legte noch einen Zahn zu, doch das konnte sie sich sparen. Im nächsten Moment hörte man schon im zweiten Stockwerk ihren Bruder Amycus „Stupor!", schreien. Der Gang wurde kurz durch Licht erleuchtet. Das war dann wohl das Ende des Fluchtversuchs. Na ja, er fing eh schon nicht gut an.
Lange musste ich nicht auf der Treppe warten, da kamen die beiden Carrows die Treppe wieder herunter. Amycus ließ den geschockten Michael Corner vor sich herschweben, während Alecto den kleinen Erstklässler an einem Arm wieder in den ersten Stock zog. Der Hufflepuff machte sich gar nicht die Mühe sich zu wehren, sondern folgte brav, während ihm stumme Tränen über die Wange liefen. Der arme Kleine. Was er wohl angestellt hatte, dass Michael Conner ihn so durch die Gegend zerren wollte.
„Hier ist alles unter Kontrolle, Basílissa", wurde mir schnippisch von Amycus mitgeteilt.
„Dafür sind die aber ziemlich weit gekommen", trat ich noch mal nach, während ich dabei zusah, wie die beiden Schüler ins Büro der Schulleiterin geschleift wurde. Tatsächlich war an einer Wand Ringe angebracht worden, durch die Ketten gezogen worden waren. Die beiden Schüler wurden an jeweils einer dieser Vorrichtungen festgemacht. Der Erstklässler kauerte sich dort zusammen. Der arme Kleine.
„Amycus, versammle die Schüler in der großen Halle. Wir werden an Mr Corner ein Exempel statuieren!", verkündete Alecto wütend.
Mein schlechtes Gewissen meldete sich mal wieder. Mein Gestichel hatte die Lehrerin zur Weißglut gebracht und Michael Corner musste es jetzt ausbaden. Ich meine, wirklich viel hielt ich nicht von ihm. Er hatte Tahnea letztes Jahr die Strategie für das Spiel Slytherin gegen Ravenclaw klauen wollen. Die Carrows hatte er allerdings trotzdem nicht verdient.
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Hexagramm - Phönixruf
FanfictionDreizehn Nymphen, dreizehn Flüche. Sieben Horkruxe, drei zerstörte. Tahnea ist besiegt, Patricias Fluch ist gebrochen. Doch nun bleibt ihr nur kein Jahr, bevor sie stirbt. Kein Jahr, um die Vorgängernymphen und ihren Vater aus der Zwischenwelt zu be...