Kapitel 5

107 14 0
                                    

Vorsichtig wickelte Narzissa ein Verband um meinen frisch geheilten Arm. Der Knochen war wieder an Ort und Stelle, die Haut, die er durchbrochen hatte, durch Neue ersetzt worden. Sie wirkte noch ein wenig rosig und Heilsalbe war dort dick drauf geschmiert, aber ansonsten war wieder alles in Ordnung. Wenn ich später den Verband wieder abnahm, weil die Creme eingezogen war, würde man wahrscheinlich gar keinen Unterschied mehr zwischen der alten und neuen Haut sehen.
„Das muss eine wirklich ordentliche Bruchlandung gewesen sein", stellte die Mutter meiner besten Freundin fest und fischte mir auch gleich noch einen Ast aus den Haaren.
„Ich habe mir nur meinen Arm gebrochen und vermutlich etwas geprellt", spielte ich die Aktion herunter, auch wenn ich mich nicht so fühlte. Das Adrenalin wich, seitdem ich hier angekommen war, langsam aber sicher aus meinem Körper. Ich merkte, die Prellungen, die ich mir bei meinem Sturz zugezogen hatte. Vermutlich wäre ziemlich viel an meinem Körper bald angeschwollen.
Von meinen inneren Verletzungen ganz zu schweigen. Immer wieder blitzten die Bilder von Moodys Sturz vor meinen inneren Augen auf. Mir wurde mal wieder klar, dass ich Remus in Gefahr gebracht hatte. Das Leben als Doppelagent war noch komplizierter, als ich gedacht hätte. Am liebsten würde ich mich einfach in einer Ecke zusammenrollen und heulen. Und gleichzeitig schreien. Es einfach rauslassen. Irgendwie.
Doch sobald würde das nichts werden. Gleich gäbe es die Nachbesprechung von dem vermasselten Einsatz. Voldemort hatte ziemlich schlechte Laune, weil der wahre Potter entkommen war. Allerdings würde wohl eher der arme Ollivander, der seit einem Jahr in der Gewalt der Todesser war, die Wut des dunklen Lords abbekommen. Schließlich hatte der Trick mit dem Zauberstabtausch nicht funktioniert.
„Ich gebe Draco später eine Heilsalbe gegen die Prellungen mit. Nach heute wird er wohl definitiv bei dir übernachten."
Ich sah verwirrt zu Narzissa herüber. Zwar ging ich auch stark davon aus, dass Draco zu mir kommen würde – und ich hoffte es auch – aber ich wüsste nicht, warum es so klar sein sollte. Natürlich, als Patricia wollte ich ihn gerne als Unterstützung bei mir haben, aber als Tahnea ... als sie hatte ich es nicht eilig, den blutgetränkten Catsuit auszuziehen, und schon gar nicht brauchte ich Draco. Aber vielleicht er mich.
„Wir sollten jetzt zu den anderen, Kleine. Der dunkle Lord wartet ungern. Auch nicht auf eine Basílissa. Außerdem bin ich mir sehr sicher, auch wenn du gerade noch wie ein Eisklotz wirkst, sieht es bei dir innerlich gerade ganz anders aus. Etwas Ruhe in deinem Zimmer wird dir sicherlich guttun.", erklärte mir Narzissa mit einem Augenzwinkern.
Ich lächelte verunsichert. Snape hatte mir schließlich schon gesagt, dass Narzissa ebenfalls vermutete, Patricia war wieder zurück. Es aber so vor die Füße geschmissen zu bekommen, war doch noch mal etwas anderes.

Als Narzissa und ich den Raum betraten, in denen mal wieder die Todesser um eine lange Tafel versammelt waren, war darin ausnahmsweise mal lautes Gejohle zu hören. Anscheinend hatte man schon ohne uns mit der Besprechung angefangen. Der Stimmung nach zu urteilen, hatten wir wohl mit den Erfolgen des heutigen Abends angefangen. Dem geflossenen Blut und Moodys Tod.
„Da ist sie ja. Unsere Basílissa Tahnea", rief Voldemort in einem Ton, welcher wohl fröhlich klingen sollte. Mir lief dabei allerdings mal wieder ein Schauer über den Rücken. „Wir reden gerade über den Moment, als Alastor Moody in die Tiefe stürzte. Was denkt ihr, wer von euch sollte die Ehre kriegen, seine Leiche vom Boden zu kratzen?"
Ich versteckte meine Hände in den Hosentaschen meines Catsuits, damit niemand sah, wie ich sie zu Fäusten ballte. Moody war gestorben. Sein toter Körper war mehrere hundert Meter tief gefallen. Jetzt sollte man ihm wenigstens die Ehre erweisen, von seinen Leuten beerdigt zu werden.
Während ich meine Hände in den Hosentaschen versteckte, berührten sie irgendetwas dort drin. Im ersten Moment war ich einfach nur verwundert. Ich hatte vor meinem Aufbruch nichts hereingetan. Doch dann fiel es mir wieder ein, was ich die ganze Zeit verdrängt hatte. Georges Ohr.
Mein Magen verkrampfte sich erneut. Ich hatte sein Ohr noch immer in meiner verdammten Hosentasche. Aber was sollte ich damit machen? Ich konnte schließlich schlecht zu den Weasleys apparieren, dort klingeln und erklären, ich hätte etwas gefunden. Ich konnte auch nicht Remus darum bitten, die Sache für mich zu klären, denn dann würden alle fragen, woher er das Ohr hätte. Und eine gute Antwort wäre nur wirklich schwierig zu finden. Das hieß unterm Strich, ich würde es aufbewahren müssen, bis die Sache hier vorbei war. Vielleicht konnte man es so konservieren, dass es in einem Jahr noch angebracht werden konnte. Also falls der Weasley nicht auf dem Weg zum Versteck verblutet war.
„Die Person könnte dann auch gleich nach George Weasley suchen. Man blutet sehr stark, wenn man ein Ohr verliert. Vielleicht ist er bewusstlos vom Besen gefallen und beim Aufprall ebenfalls zermatscht worden. Außerdem bräuchte ich jemanden, der das hier konserviert."
Ich zog das Ohr aus meiner Hosentasche und schmiss es achtlos auf den Tisch. Auch wenn ich mich eigentlich für diese Aktion hasste. Es war einfach nur widerlich. Als würde es nicht reichen, dass ausgerechnet Snape George verletzt hatte – ein Thema, worüber ich definitiv noch mit ihm reden musste – jetzt behandelte ich auch noch sein Körperteil so respektlos. Einfach nur abartig.
Aber Tahnea hätte sicherlich, keine Gedanken an so etwas verschwindet. Sie hätte sich ihn ihr Zimmer zurückgezogen, um einen neuen Mordplan auszuhecken. Und vielleicht hätte sie das Ohr auch als Trophäe konservieren lassen. Oder es in den Müll geschmissen. So ganz sicher war ich mir dabei nicht.
Doch niemand schien sich über meinen Wunsch zu wundern. Ein paar der Todesser am Tisch johlten noch ein wenig lauter, ein paar anderen schien nun schlecht zu sein. Sie vermieden es, das abgetrennte Körperteil zu begutachten.
„Ich werde mich gleich nach dieser Besprechung darum kümmern, Basílissa", verkündete Snape, der sich nicht wirklich vor dem Ohr zu ekeln schien. „Ich bringe es euch noch in dieser Nacht zurück", wurde mir versichert, was ich mit einem Nicken quittierte. Dann konnte ich den Lehrer wenigstens gleich damit konfrontieren, warum er George Weasley ein Ohr abgeschnitten hatte. Wahrscheinlich gab es dafür einen sehr guten Grund, ähnlich wie bei dem Mord an Dumbledore. Obwohl ich mir sehr sicher war, der Weasley-Zwilling hatte zu diesem Plan kein Einverständnis gegeben.
„Nun genug. Denn auch wenn wir heute Abend den großen Auror Alastor Moody ausschalten konnten, ist Potter wieder entkommen. Spürt ihn auf. Und bringt endlich das Ministerium unter meine Kontrolle. Ihr wollt mich doch nicht enttäuschen."
Sofort war die ausgelassene Stimmung wie weggeblasen. Nein, enttäuschen wollte den dunklen Lord niemand. Schließlich war es immer sehr unangenehm, das zu tun. Im besten Fall wurde man mit unangenehmen Aufgaben und Sticheleien bestraft, so wie es bei den Malfoys war, im schlimmsten Fall wurde man zum Schlangenfutter degradiert.
„Basílissa, ihr wart am Boden. Habt ihr dort vielleicht einen Hinweis darauf gesehen, zu wem Potter gebracht wurde."
Alles in mir weigerte sich, die Wahrheit laut auszusprechen. Ich wollte Andromeda und Ted nicht in Gefahr bringen. Nicht heute und niemals. Sie hatten sich bisher aus alles, was mit dem Orden zu tun hatte, herausgehalten. Ihre einzige Verbindung war Nymphadora und davor auch mein Vater. Ich wollte ihnen nun jetzt nicht die Todesser auf den Hals hetzen, weil sie sich dazu entschieden hatten, Harry fürs erste eine sichere Unterkunft zu bieten.
Auf der anderen Seite hatte ich nicht wirklich eine Wahl. Es war nicht sonderlich schwierig, herauszufinden, wer dort wohnte, sobald das Ministerium unter Kontrolle war. Es würde alle nur misstrauisch machen, wenn ich lügen würde. Und das Ergebnis wäre wahrscheinlich das Gleiche. Ich konnte der Familie Tonks nur die Daumen drücken, dass die Schutzzauber fürs erste hielten.
„Ich habe sogar mehr als nur einen einfachen Hinweis. Ich war früher schon einmal dort. Es ist das Haus der Familie Tonks. Bellas kleine Schwester hat wohl nun unseren Auserwählten adoptiert", berichtete ich in einem stichelnden Tonfall.
Die Todesser brachen Mal wieder in Gelächter aus. Der Zusammenhalt dieser Gruppe war wirklich katastrophal. Da stichelte man leicht gegen eine Person und alle sprangen auf diesen Zug auf. Schrecklich.
Voldemort sah kurz die Szenerie an. Seine lachenden Untertanen. Na ja, alle bis auf Bella, die vor Wut rot angelaufen war, und die Malfoys, die beschämt auf ihre Hände starrten. Es war aber auch wirklich unangenehm, dass die Tonks in letzter Zeit ständig Gesprächsthema für die anderen waren.
Schließlich schien es dem dunklen Lord allerdings zu reichen. Er hob seine Hand, weshalb es schlagartig wieder ruhig wurde, bevor er sie aller entließ, noch einmal daran erinnernd möglich bald Ergebnisse zu bringen. Auch wenn heute keine absolute Vollkatastrophe war, sollte sich niemand auf den Tod von Moody ausruhen.
Kaum waren die Leute entlassen, strömten sie auch schon in Richtung Ausgang. Sie schienen es eigentlich fast alle eidlich zu haben. Vermutlich trieb eine Mischung aus Übermüdung und Angst vor dem dunklen Lord sie an. Und wahrscheinlich auch die Angst vor mir.
Ich wollte ebenfalls gehen. Das hier war die Chance, in mein Zimmer zu kommen, um mich dort endlich auszuruhen. Mein Körper brauchte Zeit, um sich zu erholen. Meine Seele auch, doch dort war ich mir nicht sicher, ob es überhaupt noch möglich war. Immerhin hatte ich gerade Snape befohlen, Georges Ohr zu konservieren. Ekelig.
„Basílissa Tahnea", hörte ich in diesem Moment den dunklen Lord rufen. Erneut lief mir ein Schauer über den Rücken. Ich wollte nicht noch mehr Zeit mit ihm verbringen. Doch ich würde kaum eine Wahl haben.
„Euer Lordschaft", erwiderte ich kühl, während ich mich langsam umdrehte. Was er wohl wollte? Hoffentlich hatte er mich nicht entlarvt. Für ein Duell mit ihm fehlte mir heute Nacht wahrscheinlich die Kraft. An anderen Tagen würde ich uns erstmal als relativ ausgeglichen ansehen, aber heute ... ich würde wahrscheinlich mit wehenden Fahnen untergehen.
„Ich werde unserem Gast noch einen Besuch abstatten. Begleitet mich, damit mir nicht erneut Lügen aufgetischt werden. Ein anderer Zauberstab hat nicht zum Erfolg geführt. Der von Lucius wurde von Potters zerstört."
Ich schluckte schwer. Das war nicht gut. Der dunkle Lord verlor die Geduld. Für Mr Ollivander ließ das nichts gutes Hoffen. Im Zweifelsfall würde bald sein letztes Stündlein schlagen. Und ich würde auch dagegen nichts tun können. Momentan fühlte ich mich als Doppelagentin wirklich nutzlos und nicht hilfreich. Ich half niemand mit meinem doppelten Spiel. Ich brachte alle anderen nur in Gefahr.
„Wenn ihr es für nötig haltet", zwang ich mich trotz allem zu sagen. Auch wenn ich lieber wegrennen wollte. Ein Besuch in diesem modrigen und dunklen Keller war definitiv nicht in meinem Interesse. Und vor allem wollte ich nicht miterleben, wie Ollivander für die falsche Information mit den Zwillingszauberstäben gefoltert wurde. Sie war ja nicht einmal falsch gewesen. Er wusste nur nicht alles.
Wir erreichten die schwere Kellertür, die den einzigen Ein- und Ausgang zu diesem Raum darstellte. Die einzige Fluchtmöglichkeit aus diesem Gefängnis.
Die Tür wurde aufgeschlossen und geöffnet, weshalb man den Kellerraum dahinter sehen konnte. Jedenfalls soweit das Licht reichte. Der ganze Raum bestand aus Stein. Der Boden, die Wände und auch die niedrige Decke. Im ersten Moment wirkte er noch leer und unbewohnt, doch dann entdeckte ich den Zauberstabmacher. Seine früher mal gute Kleidung war aufgrund des letzten Jahres nur noch ein ekeliger Lumpen. Man sah dem alten Mann auch an, dass er keinen einzigen Sonnenstrahl abbekommen hatte. Seine Augen wirkten leerer als früher, nicht mehr so wachsam. Anders als bei unserer ersten Begegnung in seinem Geschäft wurde man auch nicht mehr wachsam gemustert. Der Mann war fast nur noch die Hülle seiner selbst.
Ollivander hob den Kopf, als wir den Raum betraten. Panik blitzte in seinen Augen auf. Offensichtlich verstand er, dass unser gemeinsames Auftauchen nicht gut für ihn war. Ganz und gar nicht gut.
Voldemort verschwendete keine Zeit mit Erklärungen oder Beschwerden über den fehlgeschlagenen Versuch, Potter zu kriegen. Er hob einfach seinen Zauberstab und rief: „Crucio."
Der Flucht traf den Zauberstabmacher. Augenblicklich fing er an, auf dem Boden zu zucken und unter Todesqualen zu schreien. Die Galle stieg wieder in mir auf. Lange würde ich das nicht mehr aufhalten, ohne kotzen zu müssen.
„Du hast mir gesagt, dass das Problem gelöst wäre, wenn ich den Zauberstab von jemand anderem nehme!", rief Voldemort wütend. Erneut versteckte ich meine Hände in den Taschen meines Catsuits, damit man nicht sofort sah, wie ich sie zusammenballte. Wie konnte man so etwas nur einem Menschen antun?
„Nein! Nein! Ich bitte Euch, ich bitte Euch ...", flehte der Zauberstabmacher. Sein Blick glitt hilfesuchend zu mir, doch ich blieb einfach stocksteif stehen. Ich konnte nichts machen, so gerne ich es auch würde.
„Du hast Lord Voldemort belogen, Ollivander!", pflichtete ich dem dunklen Zauberer bei, damit er aufhörte, mich hilfesuchend anzustarren.
„Das habe ich nicht ... ich schwöre, das habe ich nicht ...", wurde uns wahrheitsgemäß versichert.
„Du hast versucht, Potter zu helfen, damit er mir entkommt!", schrie Voldemort.
„Ich schwöre, das habe ich nicht ... ich glaubte, ein anderer Zauberstab würde funktionieren ..."
„Dann erkläre, was passiert ist. Lucius' Zauberstab ist zerstört!"
„Ich kann es nicht begreifen ... die Verbindung ... besteht nur ... zwischen euren beiden Zauberstäben ..."
„Lügen!"
„Bitte ... ich bitte Euch ..."
Voldemort erhob seinen Zauberstab noch ein wenig mehr, weshalb der Zauberstabmacher erneut aufschrie. Erneut rumorte mein Magen. Es war definitiv Zeit, sich endlich zurückzuziehen. Noch viel länger hielt ich es beim besten Willen nicht aus.
„Er erzählt keine Lügen. Er wollte Harry nicht helfen und er dachte wirklich, der Zauberstab würde helfen", ging ich dazwischen. „Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet. Die Antworten auf eure Fragen habt ihr nun. Und ich habe noch ein Date mit Draco. Ein Sexdate. Kann ich nur empfehlen. Die ganzen Hormone helfen einen dabei, klarer zu denken."
Ich war mir nicht so sicher, dass mich die Hadesnymphe wirklich hörte. Er reagierte nicht auf meine Worte, doch wenigstens beschwerte er sich auch nicht, als ich durch die Tür verschwand und die Treppen wieder heraufstieg.
In meinem Zimmer angekommen, stürzte ich sofort ins Bad. Mein Magen war eindeutig der Meinung, er hätte lange genug durchgehalten. Ich schaffte es gerade noch zur Toilette, dann übergab ich mich auch schon. Wenn man es wirklich so nennen konnte, wenn man nur Magensäure aus dem leeren Magen hoch würgte.
Der bittere Geschmack war einfach nur abartig, doch gleichzeitig fühlte es sich auch irgendwie befreiend an. Es war ein wenig so, als würde ich mit dem Erbrechen auch gleich meine Gefühle herauswerfen. Die Trauer wegen Mad-Eyes Tod, die Angst um George Weasley, all diese würgte ich aus mir raus, bis ich nur noch eine leere Hülle war. Nur leider konnte ich nicht auch gleich das Blut, von mir entfernen. Dafür würde ich mich duschen gehen müssen.
Schließlich beruhigte sich mein Magen wieder. Ich ließ meinen Kopf gegen die Wand fallen. So blieb ich einfach sitzen. Die Zeit zog an mir vorbei. Eigentlich wusste ich auch, dass es Zeit war, endlich aufzustehen, um in saubere Klamotten zu kommen. Verdammt, es hätte schon gereicht, wenn ich beschlossen hätte, den Abzug zu betätigen. Einfach irgendwie voranzukommen.
Ich wurde erst aus meiner Trance gerissen, als Snape mich grob an der Schulte packte.
„Du musst dich zusammenreißen, Patricia", wurde ich von ihm angefahren.
„Ich bin so nutzlos", murmelte ich nur als Antwort.
„Ich warnte dich, Patricia, das es so kommen würde. Nun ist es an der Zeit deinen Worten auch Taten folgen zu lassen. So bist du wirklich nutzlos."
„Ich kann niemanden retten."
„Doch Patricia, das kannst du. Wenn du dich jetzt zusammenreiße. Du warst geistesgegenwärtig genug, Georges Ohr zu retten. Ich habe es so konserviert, dass man es auch noch in einigen Monaten wieder anbringen kann. Es steht nebenan auf der Komodoe", wurde mir mitgeteilt. Zwar hörte ich die Worte, doch ich hatte nicht das Gefühl, sie würden wirklich bis in meinen Kopf vordringen.
„Draco, sie braucht dich jetzt. Sorge dafür, dass sie sich duscht und anzieht, bevor du sie ins Bett steckst.
Ich hörte, wie eine Person wieder ging. Vermutlich war es Snape, der auch nach Hause und ins bett wollte. Außerdem konnte er schlecht zum dunkle Lord gehen, um ihm zu erklären, dass ich gerade einen Nervenzusammenbruch hatte und ihn bei mir brauchte. Nein, das würde an Draco hängenbleiben.
Ich wurde vorsichtig in die Badewanne gesetzt. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich zum einen nicht mehr meinen blutigen Catsuit anhatte und zum anderen schon warmes Wasser dort drin war. Das Ganze schien mich aus meiner Trance zu reißen. Verwirrt sah ich mich im Bad um, doch so wirklich hatte sich die Szenerie nicht geändert. Es war immer noch mein Bad mit meinem Zimmer. Neben der Wanne saß Draco, bewaffnet mit einem Waschlappen und einer Bürste. Er murmelte leise vor sich hin, während sich das Wasser durch das Blut auf meinem Körper langsam verfärbte.
„Draco?", murmelte ich leise. Der Angesprochene ließ vor schreck den Waschlappen in die Wanne fallen.
„Patricia, du bist wieder wach. Den zwölf Göttern sei Dank. Ich hätte keine Ahnung gehabt, was ich gemacht hätte, wenn du morgen auch noch nur vor dich hingestarrt hättest."
Draco fischte den Waschlappen aus der Wanne, um damit mein Gesicht sauber zu machen.
„Du musst mich nicht aus Mitleid zusammenflicken". Wiederholte ich das Ganze, was ich auch schon vor kurzem, zu ihm gesagt hatte. Ich nahm Hilfe gerne an, solange sie mir auch aus anderen Gründen angeboten wurde.
„Ich habe gerne etwas zu tun. Momentan kann ich nur auf den nächsten Sturm warten und hoffen, in ihm nicht unterzukommen. Außerdem stellt sich bei dir nicht mehr die Frage, ob du Hilfe brauchst, sondern nur noch von wem. Und ich wette, da bin ich beste Wahl.
Ich gab ein leises Brummen von mir. Irgendwo hatte er ja leider recht. Doch es fühlte sie trotzdem komisch an, in der warmen Badewanne zu liegen, während Draco daneben saß, mein Gesicht mit dem Waschlappen reinigte und meine Haare zu kämmen. Das letzte Mal hatte sich meine Mutter, Caitlin Howarth, sich um mich auf diese Art und Weise gekümmert. Da ich damals aber lieber groß und selbstständig sein wollte, hatte es relativ schnell ein Ende gehabt. Im Nachhinein war es etwas traurig, dass ich meine Zeit mit Mom nicht mehr geschätzt hatte. Sie war so schnell vorbeigewesen.


Hexagramm - PhönixrufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt