Kapitel 8

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Ich kam wieder beim Malfoy Manor heraus. Etwas nervös lief über den Kiesweg in Richtung des riesigen Hauses. Auch wenn die Sonne wunderschön auf es herabschienen, wirkte es gerade etwas bedrohlich auf mich. Drinnen würden wahrscheinlich der dunkle Lord und die Todesser auf mich warten. Auch wenn ich mir sicher war, dass mich niemand bei den Weasleys erkannt hatte, schien das mein Puls noch nicht verstanden zu haben. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Vielleicht lag es aber auch an den Gedanken, dass mich eine mehr oder weniger trauernde Familie Malfoy erwarten könnte. Der Gedanke, Narzissa könnte traurig sein, weil ihr Schwippschwager tot war, fand ich auch nicht gerade angenehm. Vor allem da ich die Mörderin von Rabastan Lestrange war. Ich war schuld an ihrem Leid. Und dabei war sie immer so lieb zu mir.
Gut, seitdem ich offiziell als Tahnea bei ihr lebte, war sie nicht mehr ganz so bemüht um mich, doch ich wusste ihre kleinen Gesten immer sehr zu schätzen. Wenn ich abends ins Bett ging, hatten die Hauselfen immer eine Packung mit Bananenchips auf mein Kopfkissen gelegt, ein wenig als wäre ich im Hotel. Wenn sie sich absolut sicher war, dass es niemand mitbekam, der es nicht sollte, strich sie mir immer im vorbeigehen über die Haare.
Doch es half alles nichts. Ich musste wieder zurück in die Schlangengrube. Also setzte ich weiterhin einen Fuß vor den anderen, bis ich schließlich vor der Haustür stand, welche wie immer wie von Geisterhand aufschwang.
Drinnen war es erstaunlich ruhig. Die Todesser schienen nicht in Feierlaune zu sein, was wohl hieß, die Stürmung der Häuser war nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Ansonsten würden sie sich jetzt für ihre Morde auf die Schulter klopfen.
Zielstrebig lief ich unter den wachsamen Blicken der verstorbenen Malfoys zum Salon herüber. Der Teppich auf dem Steinboden verschluckte die Geräusche meine Schritte. Vor der Tür blieb ich noch einmal kurz stehen, um einmal durchzuatmen. Einmal wieder sammeln und die aufgewühlten Gefühle sehr tief in meinem inneren Verstecken.
Ich öffnete die Tür. Drinnen waren tatsächlich die Todesser versammelt. Sie wirkten zwar nicht unbedingt zufrieden, aber die Stimmung sagte auch nicht, die Mission war eine volle Katastrophe. Voldemort schien nicht in Stimmung zu sein, die Leute hier im Raum einmal alle zu foltern, weil sie versagt hatten. Sie hatten Harry nicht gefunden, das stand fest, aber irgendetwas war passiert. Irgendetwas aus ihrer Sicht Gutes, also eigentlich etwas ziemlich Dunkles.
„Basílissa, wir haben dich schon erwartet", wurde mir mal wieder so ruhig von dem selbsternannten dunklen Lord mitgeteilt, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. Ich mochte es gar nicht, wenn er so drauf war. Konnte er nicht panisch umherrennen, seine eignen Leute foltern oder Ähnliches? Denn das würde heißen, der Orden hatte ihm ordentlich in den Arsch getreten, was ich echt gut finden würde.
„Ich wurde erwartet? Habe ich Geburtstag und kriege Geschenke? Aber eigentlich ist Sirius Todestag schon einen Monat her. Also ihr seid wirklich spät dran. Allerdings bin ich heute gnädig und nehme sie auch heute noch an", scherzte ich herum, während ich mich auch schon auf einen Sessel schmiss. Die Todesser sah ich dabei an, als würde ich jetzt wirklich erwarten, dass sie nach uns nach vortraten, um mir eine Opfergabe zu bringen.
„Wir haben tatsächlich ein Geschenk für euch. Es wartet im Keller."
Mein Magen verkrampfte sich. Im Keller? Dort wo man seit einem Jahr Ollivander gefangen hielt? Das hörte sich wirklich nicht gut an. Automatisch ging ich die Leute durch, bei denen sie heute gewesen waren. Wer stand auf Tahneas Liste? Wen hatten sie vielleicht in die Finger gekriegt? Eigentlich konnte ich alle ausschließen, weil sie auf der Hochzeit von Bill und Fleur gewesen waren. Mary, Kira, die Weasleys, Dora ... ich stockte. Tonks war dort gewesen, aber ihre Eltern nicht.
Oh, sie waren nie in der Art auf der Liste gelandet, dass man sie bitte bei erster Gelegenheit an den Haaren hierherzerren sollte. Das war anderen Leuten vorbehalten geblieben. Doch sie hatte trotzdem gemeint, wenn die Tonks sterben würden, dann durch ihre Hand. Was wohl auch hieß, sie würden jetzt wohl durch meine Hand sterben.
Mein Magen drohte sich mal wieder umzudrehen. Der Gedanke, was ich Ted und Andromeda antun müsste. Einmal mehr war ich sehr dankbar dafür, dass die Prophezeiung sagte, dass ich meinen achtzehnten Geburtstag nicht überleben würde. Nach all den Dingen, die ich hier anstellte, würde ich niemanden aus meiner Familie jemals wieder in die Augen sehen können.
„Ihr habt ein neues Spielzeug für mich aufgespürt", stellte ich eindeutig in einem viel zu begeisterten Ton fest.
„Wir haben Andromeda und Ted Tonks gefangen nehmen können", wurde mir stolz von Bellatrix berichtet, die offensichtlich ganz begierig darauf war, die Leiche ihrer jüngeren Schwester zu sehen. Auch wenn es vielleicht nur eine Kleinigkeit war, aber diesen Sieg würde ich ihr nicht vergönnen. Wenn ich das Ehepaar schon töten musste, damit meine Tarnung nicht aufflog, würde ich niemanden auch noch auf ihre Leichen spuken lassen. Außerdem, wenn niemand sie zu Gesicht bekam, konnte ich das Ganze möglichst schnell und schmerzlos über die Bühne bringen. Wenn jemand danebenstand, hätte ich keine andere Wahl, als die beiden zu Tode zu foltern.
„Das hast du aber fein gemacht", erklärte ich ihr in einem Ton, den andere wahrscheinlich bei ihrem Hund anwenden würden. Die Todesser um mich herum fingen mal wieder an zu lachen, weil ich mich so offensichtlich über Bellatrix lustig machte. Meine Tante lief mal wieder vor Wut rot an, doch sie sagte nichts. Eine kluge Entscheidung, schließlich stand sie in der Nahrungskette so weit unter mir.
Mein Blick glitt zu Narzissa und Lucius. Letzterer wirkte noch ziemlich gefasst, doch erster liefen stumme Tränen unerlässlich über ihre Wangen. Ich fragte mich wirklich, ob sie nun wegen Rabastans Tod weinte oder eben, weil ihre Schwester unten im Keller saß. Die Frau sah auf, weshalb sich unsere Blicke kreuzten. Kurz verschwand die Trauer und sie sah mich flehentlich an. Es ging ihr sehr eindeutig um ihre große Schwester. Und die würde ich ihr nehmen müssen.
Ich stand von meinem Sitzplatz wieder auf. Ich wollte erstmal aus dieser Situation raus. Ich musste mir Zeit erkaufen, um eine vernünftige Lösung zu finden. Ich würde sie irgendwie wegbringen müssen. Hier würde man es definitiv mitkriegen, wenn ich sie einfach nur töten würde. Vielleicht konnte ich sie eine Zeit lang bei Jessica unterbringen. Dort war schließlich bisher weitestgehend todesserfreie Zone. Es würde also niemand mitkriegen, wenn ich ihnen einfach nur die Kehle aufschlitzte, nur um dann einen Nervenzusammenbruch zu haben.
„Dann will ich mir mal mein neues Spielzeug ansehen. Ich hoffe, ihr habt es nicht zu sehr beschädigt", tönte ich, um mein Verschwinden zu erklären.
Ich ließ die Leute einfach in dem Salon zurück. Narzissa beeilte sich wieder, ihre stummen Tränen mit einem Taschentuch abzutupfen. Bellatrix hingegen schien sich noch nicht abwimmeln lassen zu wollen. Sie sprang von ihrem Platz auf, um mir hinterherzueilen. Ihre Augen glänzten dabei voller Vorfreude. Wie konnte man nur so begeistert in einen Keller eilen, um eine Person zu foltern? Vor allem seine eigene Schwester?
Ich tat einfach so, als würde ich nicht merken, dass sie mir wie ein Hund folgte. Ich konnte daran gerade eh nichts ändern. Ich musste mir einen Plan zurechtlegen. Einen Grund finden, Andromeda und Ted von hier wegzubringen. Ich musste mit Jessica darüber reden, ob sie bei dieser Aktion dabei wäre. Es war wirklich viel verlangt, bei jemanden zu Hause andere Person töten zu dürfen. Oder gab es einen anderen Weg, Andromeda und Ted aus dem Weg zu räumen? Einen, der nicht mit ihnen unter der Erde enden würde.
Ich konnte mir vielleicht noch mal den Umhang von den Kobolden leihen, um sie und Ollivander aus dem Keller zu befreien. Allerdings wurde mit jedem Auftritt als anonyme Superheldin das Risiko entdeckt zu werden, ein wenig höher. Die Malfoys würden sicherlich auch bestraft werden. Ihr ansehen war eh schon im Keller. Diesen Fehltritt konnten sie sich momentan nicht erlauben. Also schied das aus.
Bei Jessica konnte ich auch keine Befreiung vortäuschen. Mir würde es niemand abnehmen, wenn ich behaupten würde, mich hätte die Frau im weißen Umhang überrumpelt. Also schied dieser Weg aus.
Ob ich das Ehepaar vielleicht woanders unterbringen konnte? Irgendwo, wo man sie nicht finden würde. Ich könnte auch einfach allen erzählen, ich hätte sie ein paar Tage lang gefoltert und dann getötet, während sie sich zu zweit ein schönes Leben in einem netten kleinen Häuschen machten. Die Frage war nur, würden sie dabei mitspielen? Ihren eigenen Tod vortäuschen, Nymphadora in dem Glauben lassen, sie wäre eine Vollwaise ... vermutlich hätten sie damit ein Problem. Also schied auch das aus.
Also musste ich sie irgendwo gefangen halten, was auch hieß, ich brauchte jemanden, der sie überwachen konnte. Bei Jessica konnte ich sie nicht dauerhaft unterbringen, weil dort jederzeit Todesser auftauchen konnten. Die Gefahr war zu hoch, dass jemand sie lebend fand. Die Kriegsnymphenfamilie schied ebenfalls aus, weil jemand aus dem Orden vorbeischauen könnte.
Und damit landeten wir wieder bei aufgeschnittenen Kehlen, damit ich sie nicht auch noch wie Scrimgeour zu Tode foltern musste.
Die Frage war nur, wie begründete ich den Umzug?
Ich kam am unteren Ende der Kellertreppe an. Nur noch eine schwere Holztür trennte mich von den Gefangenen der Malfoys, welche ihre Tage in diesem dunklen und kalten Kellerloch verbringen mussten. Dieses Mal zögerte ich allerdings nicht, beim Öffnen. Ich schlug mit meinen Fingern dagegen und öffnete so die magische Verriegelung. Wie von Geisterhand schwang das Holz bei Seite und gab so den Blick in den Raum dahinter frei.
Viel konnte man trotzdem nicht erkennen. Das Licht, welches nun in das dunkle Loch fiel, reichte nicht bis zu den Wänden. Nur ein Bereich vor der Tür war nun beleuchtet, weshalb man den nackten Steinboden erkennen konnte, welcher im ganzen Raum lag. Von den Gefangenen war nichts zu sehen, vermutlich weil sie sich außerhalb des Lichtfleckes befanden. Jedenfalls hatte Ollivander die Angewohnheit entwickelt, sich in der Dunkelheit zu verstecken, als würde er hoffen, so eines Tages nicht gefunden zu werden.
„Oh kleine Schwester, versteckst du dich etwa?", rief Bellatrix in den Raum herein, offensichtlich ganz begierig darauf, zu sehen, was ich nun vorhatte. So ein sadistisches Miststück. Eines stand fest. Wenn ich starb, würde ich sie mitnehmen.
Ich warf der Frau einen bösen Blick zu. Das hier war ganz alleine Tahneas Psychospiel, da hatte sie nicht drin herumzupfuschen.
Und dann machte es klick bei mir.
Natürlich, es war Tahneas Spiel. Und ein anderes Spiel von ihr war es nun einmal, Bellatrix für die Ermordung von Sirius zu bestrafen. Der Kopf der Todesserin gehörte ihr, doch weil sie so ein fleißiges Bienchen war, reichte ihr es momentan, sie bei jeder Gelegenheit herunterzumachen. Sie würde ihr sicherlich nicht das Vergnügen lassen, den Tod ihrer eigenen Schwester mit anzusehen. Vor allem nicht, weil sie sich so sehr danach sehnte. Sie würde ihr möglichst alles vorenthalten wollen, was damit zu tun hatte.
„Lumos", murmelte ich und formte mit meinen Händen eine Lichtkugel, die auch den Raum ausfüllte. Tatsächlich waren so die drei Gefangenen schnell gefunden.
Mr Ollivander sah einfach nur schrecklich aus. Seine Kleidung war nach einem Jahr des Tragens ziemlich heruntergekommen und verdreckt. Der Mann war von der ganzen Folter und dem wenigen Essen ausgezehrt. Das letzte Jahr, in dem er kaum Sonnenlicht abbekommen hatte, hatte ihn ganz blass werden lassen. Er wirkte einfach nur alt und zerbrechlich momentan.
Ted und Andromeda wirkten hingegen noch sehr gesund. Sie hatten beide weitestgehend sauberere Kleidung an, auch wenn man ein paar Flecken vom Boden und dem Kampf sah. Ihre Frisuren waren durcheinandergekommen. Die Frau des Ehepaars wirkte noch ziemlich benommen, während die Art, wie sie den Kopf ihres Ehemanns in ihren Schoß gebettet hatte, mich vermuten ließ, dass er noch bewusstlos war. Vermutlich hatte man beide geschockt, um sie herbringen zu können. Alles in allem schienen sie aber wohlauf zu sein. Und das freute mich tatsächlich, auch wenn ich diejenige war, die es wahrscheinlich bald ändern würde.
„Soll ich sie hochbringen?", fragte mich Bellatrix ganz begierig. Wenn es nach ihre ginge, hätte sie wahrscheinlich ihre Schwester gar nicht erst hier heruntergebracht, sondern noch in dem kleinen gemütlichen Haus der Tonks ermordet. Sie konnte es gar nicht erwarten, dass sie endlich Tod waren. Wahrscheinlich wollte sie durch dieses Verhalten auch noch mal extra betonen, dass sie mit all dem mehr als einverstanden war. Der Stammbaum würde zurechtgestutzt werden. So wie man es in einer schwarzmagischen Familie erwartete.
„Hochbringen? Man foltert keine Menschen, die sich schon kaum auf den Beinen halten können, außer man will sie sofort zu Tode foltern. Störe mich nicht, Tante Bella. Husch husch, ab ins Körbchen mit dir", wies ich die Frau an und machte dabei noch Handbewegungen, die noch einmal verdeutlichten, sie solle wieder verschwinden. Die Todesserin lief mal wieder vor Wut rot an. Ihre Hand zuckte kurz zu ihrem Zauberstab, als überlege sie, mich endlich umzubringen. Doch dann besann sie sich wieder eines Besseren und verschwand nach oben.
Sobald ich hörte, wie die Tür vom Salon geschlossen wurde, wandte ich mich wieder dem Raum zu.
„Gutes Personal ist heutzutage wirklich schwer zu finden", stellte ich nüchtern fest, während ich dabei aufs genauste Andromeda beobachtete. Diese starrte mindestens genauso aufmerksam zurück. Mein zugegeben schlechter Scherz schien sie nicht wirklich zu interessieren. Wäre ich an ihrer Stelle würde ich allerdings wahrscheinlich auch keine Nerven dafür haben, dass meine durchgeknallte Nichte meine mindestens genauso durchgeknallte Schwester durch die Gegend scheuchte und als Personal sah.
„Schwieriges Publikum. Ich merke schon", stellte ich fest und zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Ich denke, ich komme wieder, wenn es euch besser geht."
Ich wusste selbst, wie Psycho in diesem Moment die Worte aus meinem Mund klingen mussten. Doch trotzdem sprudelten sie einfach aus mir heraus, ohne dass ich mich davon abhalten konnte. Ich ließ sie einfach im Raum stehen. Sie und die damit verbundene Drohung.

Es war komisch, alleine in meinem Bett zu liegen. Normalerweise war Draco immer bei mir. Gerade heute hätte ich ihn auch gerne hier gehabt. Nicht einmal, weil ich es tatsächlich sehr entspannend fand, regelmäßig mit ihm zu schlafen, sondern viel mehr, weil ich gerne mit ihm über all die heutigen Entwicklungen reden wollte.
Ich konnte beim besten Willen nicht einschätzen, wie der Slytherin zu den neusten Gefangenen stand. Natürlich waren sie eigentlich seine Tante und sein Onkel, allerdings kannte er sie bisher nicht. Er hatte keine Bindung zu ihnen. Ich kannte die beiden wenigstens noch aus einer Zeit, in der wir offiziell auf der gleichen Seiten gestanden hatte. Ich hatte sie mit Sirius besucht, hatte mit Andromeda gekocht und einfach etwas Familienleben durch sie gehabt. Für Draco waren es Unbekannte.
Und trotzdem hatte ich das Gefühl, er würde mich wahrscheinlich am besten verstehen. Oder er konnte es am besten Vortäuschen. Es war eigentlich auch egal. Hauptsache er kam abends herüber und ich konnte mich nach einem langen anstrengenden Tag einfach bei ihm ausreden.
Natürlich machte ich das normalerweise auch noch ein zweites Mal in der Zwischenwelt. Doch momentan traute ich mich nicht dort hin. Ich war mir sicher, Sirius würde es irgendwie verstehen, warum ich seine Cousine und ihren Ehemann opfern musste, aber begeistert wäre er definitiv nicht. Und ich war es auch nicht. Ein kleiner Anstoß und ich würde umfallen. Da war ich mir sicher.
Verdammt, eigentlich reichte es schon, dass ich hier lag und noch zehn Mal über alles nachdachte. Natürlich hatte ich immer gewusst, wenn ich als Doppelagentin anfing, würde ich auch unangenehme Dinge erledigen müssen. Ich war noch immer der Meinung, es gab einfach ein paar Sachen, die waren den Sieg in diesem Krieg wert. Aber es machte nun einmal einen Unterschied, ob man jemand unbekanntes für das höhere Wohl tötete oder jemand, den man kannte und mochte.
Ich drehte mich mal wieder um. Diese Nacht würde sicherlich eine Schlaflose. Hoffentlich würde morgen früh Jessica Bescheid geben, wann ich mit Andromeda und Ted zu ihr kommen konnte. Ich hatte erst überlegt, einfach so dort aufzukreuzen, hielt es dann aber doch für besser, sie vorzuwarnen. Entführungsopfer dort zu töten, sollte wirklich ein wenig besser geplant sein, als einfach mal spontan an die Tür zu klopfen. Schon alleine, weil die deutschen Behörden noch nicht unserer Kontrolle standen.
Gerade als ich mich erneut umdrehte und so wieder mit meinem Rücken zur Tür lag, wurde diese endlich geöffnet. Ich konnte hören, wie jemand sich in den Raum hereinschlich, bis zu meinem Bett. Dort wurde kurz gezögert, doch schließlich legte sich Draco hinter mich.
„Jessica hat dir schon zurückgeschrieben", wurde nach kurzem Schweigen gestanden. Ich wirbelte sofort herum. Das ging wesentlich schneller, als ich gehofft hatte. Die Nymphe von Apollon musste mir wirklich direkt nach Erhalt meines Briefes geantwortet haben.
„Wo ist er?", fragte ich, während ich auch schon das Licht auf dem Nachtisch anmachte. Mir wurde das Schriftstück hingehalten. Unruhig riss ich es auf, nur um die geschriebenen Worte endlich lesen zu können. Erst einmal, dann ein zweites Mal, nur um mir sicher zu sein, dass sie auch stimmten.
„Was ist los?", fragte mich Draco besorgt. Offensichtlich konnte man es an meinem Gesicht ablesen, dass ich keine guten Nachrichten erhalten hatte. Was auch leider der Wahrheit entsprach.
„Die deutschen Auroren sind momentan ziemlich hinter Todessern in ihrem Land her. Bisher haben sie Jessica nichts nachweisen können, aber sie ist sich sicher, beobachtet zu werden. Sie weiß noch nicht, wie lange sie überhaupt noch dort bleiben kann. Wir können also nicht zu ihr", stellte ich mit zittriger Stimme fest. Ich würde Andromeda und Ted also nicht einmal einen schnellen Tod gönnen können.
„Und jetzt?", wurde ich ängstlich befragt.
„Entweder mir fällt ein Plan B ein oder ich muss es doch so durchziehen, wie Tahnea es getan hätte."


Hexagramm - PhönixrufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt