Teil 17 - Aiden

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Aiden

Ivy stand reglos neben meinem Wagen. Erst starrte sie mich mit ihren auffallend grünen Augen einfach nur an, dann senkte sie den Blick. Aber ich wollte unbedingt verhindern, dass sie mir noch einmal auswich. Dass sie mir nicht antwortete, reizte mich nur noch mehr.

„Ich habe gesagt, ich lass dich in Ruhe, wenn du sagst, die Nacht hätte dir nichts bedeutet. Aber das hast du nicht."

„Das ist mir echt zu blöd." Ivy drehte sich um, offenbar im Begriff zu gehen.

„Warte!" Mit zwei schnellen Schritten stellte ich mich vor sie, um sie am Weggehen zu hindern. Als sie trotzdem noch zur Seite ausweichen und fliehen wollte, streckte ich unwillkürlich meine Arme aus und platzierte meine Hände links und rechts von ihr auf dem Autodach. Sie presste sich möglichst weit zurück und dennoch waren unsere Gesichter jetzt nur noch Zentimeter voneinander entfernt. Ich merkte, wie ihr Atem heftiger wurde. Außerdem meinte ich, wie sich ihr Blick kurz auf meine Lippen richtete. Ich musste mich beherrschen, diese in dem Moment nicht zu einem breiten Grinsen zu verziehen. Es war schön zu sehen, wie sie auf meine Nähe reagierte. Dann hob sie ihren Blick wieder und starrte mich angriffslustig an.

„Pass ja auf", sagte sie. „Das was du hier machst, könnte man schnell als aufdringlich empfinden." Dann deutete sie mit einem Nicken auf meine Arme, mit denen ich mich seitlich von ihr abstützte.

„Also wenn du dich irgendwie bedrängt fühlst, brauchst du das nur zu sagen." Ich hatte langsam das Gefühl, mich ständig zu wiederholen. „Auch dann werde ich dich in Ruhe lassen. Aber du sagst es nicht. Du willst es gar nicht sagen, oder?"

„Hey Walsh, wer ist denn deine kleine Freundin da?"

Erschrocken zog ich meine Arme zurück und machte automatisch einen Schritt zurück. Auch Ivy drehte sich etwas von mir weg. Sie war ebenfalls kurz zusammengezuckt und hatte vor Schreck ihre Tasche fallen gelassen, nach der sie sich jetzt bückte. Wir hatten beide nicht gemerkt, dass wir gar nicht mehr allein waren.

„Ich dachte, ihr wärt längst weg", sagte ich zu Lennox und Jonny, die nach dem Training eigentlich vor mir Richtung Parkplatz gegangen waren. Zumindest hatte ich das gedacht.

„Tja, Jonny hatte noch was vergessen und ich habe so lange gewartet", erklärte Lennox. „Sonst hätten wir dich wohl nicht mehr getroffen, was schade gewesen wäre. Ist sie etwa der Grund, warum du Gina hast abblitzen lassen?"

Mir gefiel es nicht, wie er Ivy ansah. Er betrachtete sie von oben bis unten, als würde er ihren kompletten Körper abchecken wollen.

„War sie am Wochenende nicht auch auf der Party?", wollte Jonny wissen und ich war sicher, wir wussten alle, dass er eigentlich etwas ganz anderes fragen wollte. Er hatte sie sicherlich wiedererkannt und wollte fragten, ob er sich richtig erinnerte, dass sie auf der Loserliste gestanden hatte. Ivy schien das Gleiche zu denken, denn ich spürte, wie sie sich neben mir anspannte.

„Ich stehe direkt vor dir", sagte sie trotzig. Zugleich klang ihre Stimme stark und selbstbewusst. „Du kannst mich also auch einfach direkt fragen."

Jonny zeigte sich überrascht, dass sie so reagierte. Lennox dagegen stieß einen kurzen Lacher aus. Ihn schien die ganze Situation aus einem mir unverständlichem Grund irgendwie zu amüsieren.

„Sie scheint kratzbürstig zu sein", stellte Lennox fest. „Ihr Temperament scheint zu ihren roten Haaren zu passen. Aiden, ich wusste gar nicht, dass das dein Typ Frau ist, auf den du stehst."

„Was redest du da für einen Quatsch?", rutschte es aus mir heraus.

„Sorry Kumpel, aber es war doch offensichtlich, dass hier irgendwas läuft", sagte Lennox, während er gleichzeitig einen Seitenblick zu Jonny warf, der zustimmend nickte.

Torn - Die Liebe und alles dazwischenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt