Teil 60 - Ivy

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Ivy

Irgendwann war ich aus dem Bad rausgekommen und hatte mich in meinem Bett verkrochen, bevor meine Eltern wiedergekommen waren. Ich hatte die Nacht über kein Auge zugetan. Ich hatte mein Handy ausgeschaltet, das förmlich zu explodieren schien. Ich hatte es das ganze Wochenende ignoriert, weil ich keine Lust hatte, die ganzen Anrufe und Nachrichten zu sehen. Ich wollte nicht hören, was Aiden getan hatte. Und noch weniger wollte ich irgendwelche fadenscheinigen Erklärungen von ihm hören.

Jetzt war es Montag, der nächste Schultag stand an und ich wäre am liebsten zu Hause geblieben. Ich fühlte mich total elend. Keine Ahnung, wie ich diesen Tag überstehen sollte.

Etwas früher als üblich hörte ich Miles Wagen vorfahren. Da ich noch nicht fertig war, öffnete ich ihm die Tür und ließ ihn hinein.

„Verdammt, Ivy. Warum bist du am Wochenende nicht mehr an dein Handy gegangen?", fragte er leicht aufgebracht.

Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ist das so wichtig?"

Miles verdrehte die Augen. Er sah nervös aus. „Hast du denn mitbekommen, was auf Deans Party wirklich passiert ist?"

Ich hielt irritiert inne, als ich mir gerade die Schuhe anziehen wollte. „Was wirklich passiert ist? Was meinst du damit?"

Miles presste die Lippen zusammen. Dann atmete er lautstark aus. „Ich habe dir nur gesagt, was ich bis dahin gehört habe. Dass Aiden Finn zusammengeschlagen haben soll. Aber das ist nicht die ganze Wahrheit."

„Wieso, was hat er sonst noch getan?"

Miles schüttelte den Kopf. „Oh, Ivy. Es stimmt zwar, Aiden hat auf ihn eingeschlagen. Aber so einfach ist es nicht. Er hat sich nur gewehrt."

Ich schwieg. Ich hatte das Gefühl, tausend Fragen zu haben. Und gleichzeitig kam keine einzige aus mir heraus.

Zum Glück sprach Miles weiter.

„Inzwischen weiß ich mehr, was passiert ist. Es gibt auch Videos und viele Zeugen haben alles bestätigt, nachdem auch die Polizei eingeschritten ist. Finn ist übrigens gestern aufgewacht. Ihm geht es den Umständen entsprechend gut."

Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Immerhin war das eine gute Nachricht.

„Und Finn hat wohl auch eine Erklärung abgegeben", redete Miles weiter. „Immer mehr Puzzleteile setzen sich jetzt zusammen. Und er hat Aiden entlastet."

Was hieß das? Dass ich Aiden völlig grundlos aus dem Haus geworfen hatte? „Aber er hat es quasi zugegeben. Seine Hand? Ich weiß, wie hart er zugeschlagen haben muss", sagte ich stotternd.

„Ja, aber erst, nachdem Finn auf ihn losgegangen war."

„Okay, jetzt mal langsam." Mir schwirrte der Kopf. „Erzähl mir bitte ganz genau, was passiert ist."

Miles nickte langsam. Er sah unglaublich müde und auch sehr angespannt aus. „Also, von Beginn an: Finn war überhaupt nur auf der Party von Dean aufgetaucht, weil er von ein paar der Footballer von zu Hause aus abgeholt worden war. Mit dem Hinweis darauf, dass er die Geschichte mit der Juckpulverattacke wieder gutmachen könnte. Sie hatten ihm wohl versprochen, dass sich die Mannschaft für seine Rückkehr einsetzen würde. Was er dafür machen müsste, wollten sie ihm erst auf der Party sagen."

Ich konnte nicht fassen, dass Finn dieses Versprechen gereicht hatte, um mitzukommen. Er hatte zuletzt einen derartigen Hass auf seine früheren Teamkollegen entwickelt, dass ich das fast nicht glauben konnte. Andererseits war es ihm auch wirklich nicht gutgegangen, nachdem er aus der Mannschaft geworfen worden war. Vielleicht hatte er so sehr gehofft, zurückzukommen, dass er alles dafür getan hätte.

Torn - Die Liebe und alles dazwischenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt