Teil 54 - Ivy

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Ivy

Ich überlegte, ob ich weiter nach Jonny und Trevor suchen sollte, oder ob das in dem riesigen Haus keinen Sinn hatte. Plötzlich hielt mich jemand von hinten am Arm fest. Ich zuckte richtig heftig zusammen, als wäre ich gerade bei etwas Verbotenem erwischt worden. Ich fuhr herum, völlig panisch und war dann mehr als erleichtert, als ich in Aidens warme Augen blickte.

„Was machst du eigentlich?", sagte er und ich konnte ihn gerade so verstehen. Da ich mich so sehr erschrocken hatte, schlug mir mein Herz noch bis zum Hals und das Blut rauschte in meinen Ohren.

„Was meinst du?", fragte ich.

„Du rennst hier wild umher und ich habe keine Ahnung, warum. Aber es sieht aus, als würdest du irgendwen suchen."

„Wohl eher jemandem hinterher spionieren", gab ich zu.

Es war Aiden anzusehen, dass er diese Antwort lieber nicht hatte hören wollen.

„Verdammt, Ivy, mach keinen Quatsch", zischte er. Und das machte mich ziemlich wütend.

„Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich tun oder lassen soll", sagte ich, ohne darüber nachzudenken, ob ich dabei zickig rüberkam. Vermutlich war es so. Aber es tat mir nicht leid.

„Ich will nur verhindern, dass du irgendeine Dummheit machst", sagte Aiden. „Also, wem spionierst du nach?"

„Jonny und Trevor. Aber ich habe sie leider aus den Augen verloren."

„Okay, dass die zwei was mit der kaputten Fensterscheibe zu tun haben, kann ich mir auch gut vorstellen." Aidens Blick verdüsterte sich.

„Hast du eine Ahnung, wo sie hingegangen sein könnten?"

Er schüttelte den Kopf. „Das Haus ist groß. Sie könnten überall sein."

„Na, das hilft mir jetzt mal herzlich wenig."

Ziellos entschied ich mich für eine Richtung, ging den Flur entlang und steuerte die nächste Treppe an, um einfach irgendwo zu suchen. Ich wollte zumindest probieren, sie zu finden. Noch bevor ich die Treppe nach oben gehen konnte, hielt mich Aiden wieder am Arm fest.

„Du willst sie doch nicht wirklich suchen gehen, oder?"

„Aber natürlich", sagte ich.

„Und wenn du sie findest, was dann? Willst du sie einfach darauf ansprechen und fragen, ob sie die Scheibe eingeschlagen haben? Und was ist, wenn sie ja sagen? Was tust du dann?"

Offen gestanden hatte ich darüber noch gar nicht nachgedacht.

„Mir wird schon was einfallen", murmelte ich, da ich schlichtweg keine Antwort auf seine Frage hatte.

„Bitte lass es sein." Aiden klang diesmal ruhiger, flehender und nicht mehr so, als ob er versuchte, mich dazu zu zwingen, eine große Dummheit sein zu lassen. Nicht mehr so fordernd.

„Wenn sie herausfinden, wieso du wirklich hier bist, weiß ich nicht, was sie tun werden. Ich mache mir Sorgen um dich, Ivy."

Ich wusste nicht, ob ich das süß finden sollte, oder einfach nur nervig.

„Warum willst du mich jetzt davon abhalten?", fragte ich, während ich die Stufen nach oben marschierte. „Dann hättest du mich auch gar nicht erst hierhin bringen müssen."

Aiden kam hinter mir her. Wir kamen oben in einem langen, schmalen Gang an. Allerdings war es hier erstaunlich ruhig. Von Partystimmung war kaum noch was zu spüren. Anscheinend war doch nicht die ganze Villa von Feierlustigen erobert worden. Aber das musste ja nicht heißen, dass Jonny und Trevor nicht vielleicht doch hier waren. Ich konnte nicht einfach so aufgeben.

Torn - Die Liebe und alles dazwischenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt