Teil 35 - Ivy

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Ivy

Wir gingen beide die Treppe nach oben. Ich lief Aiden hinterher und sah dabei zu, wie wir Tropfspuren vom Wasser hinterließen. Ein bisschen unwohl fühlte ich mich schon. Es war wirklich unangenehm, wie Hose und Oberteil an mir klebten. Aber irgendwie war die Situation auch ziemlich witzig.

Ich lief hinter Aiden her, da ich nicht genau wusste, wo er im oberen Stock hinwollte. Er öffnete eine der Türen und bat mich, einzutreten. Es war ziemlich offensichtlich sein Zimmer. Die Wände waren in einem schlichten hellgrau gehalten, was mir persönlich viel zu wenig Farbe gewesen wäre. An einer Wand stand ein Regal aus dunklem Holz, indem mir zuerst der Football auffiel, der dort wie eine Statue platziert war. An einer Wand hing ein Poster, natürlich von irgendeinem Spieler, den ich nicht kannte. Seine Bettwäsche war schlicht, sein Zimmer wirkte aufgeräumt. Nur auf seinem Schreibtisch stapelten sich Schulsachen. Ich fragte mich, wie viel er eigentlich nach dem Unterricht und vor allen nach dem täglichen Training noch lernte. Ich wusste ja, wie gut er in der Schule war, aber wie viel Fleiß steckte dahinter? Es war sicher nicht leicht, den ganzen Tag so ausgelastet zu sein.

„Hier", sagte Aiden, der seinen Schrank geöffnet hatte und mir nun ein Handtuch zuwarf. Ich versuchte, damit als erstes meine Haare ein wenig zu trocknen.

„Ich werde mal schauen, ob meine Schwester mich ins Zimmer lässt, um dir ein paar Klamotten zu organisieren", sagte Aiden.

„Meinst du, das ist okay für sie? Das letzte Mal hast du sie ja nicht gefragt."

„Diesmal hat sie keine Wahl. Schließlich trägt sie ja eine Mitschuld daran, dass wir so nass sind."

„Du kannst mir auch was von dir geben", sagte ich.

Erstaunt drehte sich Aiden um, der bereits wieder aus dem Zimmer laufen wollte. Seine Augen waren weitgeöffnet. Anscheinend hatte er diese Möglichkeit nicht bedacht. Er zog seine Unterlippe zwischen die Zähne, während er mich von oben bis unten musterte. Ich war mir ziemlich sicher, dass ihm der Gedanke, mich in seiner Kleidung zu sehen, wahrscheinlich mehr gefiel als er zugeben würde.

„Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas Passendes habe", sagte er heiser.

„Ich weiß, dass du manchmal auffallend lange Shirts oder Hemden trägst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese bei mir schon fast als Kleid durchgehen würden."

„Okay, wenn dir das reicht", sagte er gedehnt. Er schien nicht wirklich zu wissen, was er von meiner Idee halten sollte.

Er stand lange vor seinem Schrank und betrachtete die Sachen, um abzuwägen, was er mir geben könnte. Dann zog er ein Stück Stoff von einem Kleiderbügel und kam etwas schüchtern wieder auf mich zu. Er hielt mir ein rotschwarz kariertes Baumwollhemd in Überlänge entgegen, das sich wunderbar weich anfühlte, als ich danach griff.

„Das Bad ist am Ende des Gangs", sagte er. „Gleich daneben ist unsere Waschküche mit Trockner. Du kannst deine Sachen da hineinwerfen und anstellen. Falls du noch so lange hierbleiben möchtest."

„Ja, gerne", sagte ich und machte mich auf Richtung Badezimmer. Ich schälte mich aus den nassen Klamotten und trocknete mich ab. Im Spiegel betrachtete ich meine nassen Haare und versuchte, diese mit den Fingern ein wenig durchzukämmen. Sie würden ziemlich lockig werden, wenn ich sie an der Luft trocknen ließ. Hoffentlich würden sie gleich nicht total unordentlich aussehen. Um das komplett zu verhindern, band ich sie wieder mit meinem Haargummi zu einem lockeren Knoten zusammen. So ganz gefiel mir mein Anblick zwar nicht, aber ich hoffte, dass Aiden darauf nicht so viel achten würde.

Als ich das Hemd überstreifte, breitete sich ein wohliges Lächeln auf meinem Gesicht aus. Es fühlte sich auf der Haut einfach wundervoll an. Und ich fragte mich, ob das nur am Stoff lag, oder ob ich das so empfand, weil es nun einmal Aiden gehörte. Ich knöpfte es nicht bis ganz nach oben zu. Das würde sicherlich prüde wirken. Andererseits endete der Stoff oberhalb meiner Knie, sodass ich eh schon verdammt viel Haut zeigte. Ich fuhr mit den Fingern das Saumende entlang. Als Minikleid war es schon etwas gewagt, aber um ehrlich zu sein, wollte ich Aiden auch ein wenig reizen. Denn ich konnte nicht verleugnen, dass ich seine Gegenwart mehr als nur schätzte.

Torn - Die Liebe und alles dazwischenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt