Teil 5 - Aiden

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Aiden

Es wurde wirklich immer voller. Ich hatte längst den Überblick verloren, wie viele sich mittlerweile auf meinem Grundstück befanden. Zum Glück hatte es die meisten direkt in den Garten gezogen. Es wurde zwar laute Musik gespielt, aber ich hatte trotzdem nicht das Gefühl, dass wir zu laut waren. Allerdings machte ich mir trotzdem Sorgen, dass irgendwas aus dem Ruder laufen würde.

„Du musst dich entspannen", rief Calum ziemlich nahe an meinem linken Ohr. Vermutlich wollte er die Musik übertönen, aber so nah hätte er mich auch nicht anbrüllen müssen. Er legte mir einen Arm um den Hals und hielt mir einen roten Pappbecher direkt vor die Nase. „Hier trink", sagte er.

Ich versuchte, zu enträtseln, was in dem Becher wohl für ein Getränk war. In diesem schummerigen Licht konnte ich überhaupt nicht sagen, welche Farbe diese Flüssigkeit hatte. Ich schüttelte mit dem Kopf, aber Calum war so aufdringlich, dass ich ihm irgendwann einfach den Becher aus der Hand nahm und kurz dran nippte. Aber selbst dadurch konnte ich nicht sagen, was ich da trank. Ich schätzte, da hatte irgendwer ein komisches Mixgetränk zusammengepanscht. Es schmeckte widerlich.

Irgendwas sorgte dafür, dass Calums Aufmerksamkeit auf was anderes gelenkt wurde. Auf jeden Fall zog er relativ plötzlich davon und beachtete mich nicht mehr. Mir sollte es recht sein. So konnte ich mich wieder auf den Weg ins Haus machen und dort nach dem Rechten sehen. Nie wieder würde ich so eine große Feier organisieren. Das hatte ich mir mittlerweile fest vorgenommen.

Als ich durch die Terrassentür ins Haus trat, hörte ich sofort aufgeregtes Gelächter. In einer Ecke saßen mehrere Leute zusammen und in der Mitte stand jemand, dessen Namen ich leider nicht kannte. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass er zum Basketballteam gehörte. Alle starrten ihn an und schüttelten sich teilweise vor Lachen. Ich brauchte eine Weile, bis ich kapierte, was die seltsame Vorstellung sollte. Er schien eine ziemlich gute Parodie eines Lehrers zum Besten zu geben, der in der Schule durch sein langsames Sprechen und seine seltsam sperrigen Bewegungen bekannt war. Warum er ihn allerdings nachahmte, erschloss sich mir nicht.

„Sie spielen Wahrheit oder Pflicht", hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir. Gina hatte sich angeschlichen. Oder zumindest hatte ich sie nicht kommen gehört. Sie hatte anscheinend meinen neugierigen Blick in Richtung der Gruppe wahrgenommen und mir daher verraten, was das Theater dort sollte.

„Ist das nicht ziemlich albern?", gab ich von mir und lief weiter in die Küche. Gina folgte mir.

„Ich glaube, sie wollen damit erreichen, dass die beiden Jungs aus dem Schachclub irgendwas machen oder sagen, was sie so richtig blamiert", sagte sie.

So genau hatte ich gar nicht darauf geachtet, wer alles dort zusammensaß. Aber wer sich auf so ein Spiel einließ, musste natürlich damit rechnen, sich lächerlich zu machen. Also hielt sich mein Mitleid dann doch etwas in Grenzen.

In der Küche schnappte ich mir einen Lappen und wischte dort verschüttete Sachen weg, die auf den Arbeitsplatten klebten. Mir war völlig egal, ob ich dadurch vielleicht spießig wirkte. Ich wollte einfach schon heute Abend dafür sorgen, dass ich nicht morgen früh das ganze Chaos beseitigen musste.

„Kann ich dir helfen?", fragte Gina erstaunlicherweise, allerdings bemerkte ich schnell, dass dies nicht wirklich ihre Absicht war.

Zuerst dachte ich noch, sie würde tatsächlich nach dem Lappen greifen, doch dann legte sie einfach nur ihre Hand auf meine. Sie kam mir ziemlich nahe, schob auch ihren Körper dichter an mich heran. War sie immer schon so auf Tuchfühlung gegangen? Mein Blick wanderte von ihrer Hand ihren Körper hinauf. Sie trug einen ziemlich aufreizend kurzen schwarzen Rock. Ihr Oberteil war schulterfrei und nur ihre langen Haare bedeckten ihre freie Haut.

Torn - Die Liebe und alles dazwischenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt