Ivy
Es vergingen mehrere Tage, die tatsächlich relativ ruhig verliefen. Fast schien alles wie immer, nur dass es hinter den Kulissen mächtig brodelte. Vielleicht war ich auch einfach die Einzige, die diese Spannung spürte. Wobei, ganz die Einzige war ich wohl nicht. Nur, weil gerade alles ruhig war, hieß das nicht, dass nichts geplant wurde. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich mich so gut es ging raushalten würde. Aber irgendwann war mir alles egal gewesen und ich hatte angefangen, mit den anderen aus der Gruppe weitere Leute für unsere Sache zu gewinnen. Und erstaunlicherweise funktionierte das sogar wirklich gut.
Wir hatten gemeinsam beschlossen, dass wir zunächst einmal keine größeren Aktionen ausführen würden. Einige waren dagegen gewesen und hätten lieber sofort irgendetwas gestartet. Aber letztlich war doch jeder einverstanden gewesen, zunächst abzuwarten und eine größere Gruppe hinter uns zu versammeln. Es war klar, dass wir Rückendeckung brauchten und gemeinsam würde man mehr erreichen können.
Manchmal kam ich mir vor, als befänden wir uns mitten in einer Geheimoperation. Wir versuchten, nicht aufzufallen, aber wer Bescheid wusste, konnte die kleinen Veränderungen sehen, die an unserer Schule vor sich gingen. Es war sichtbar, dass sich neue Freundschaften entwickelten. Sitzordnungen in der Mensa änderten sich und wenn Probleme aufkamen, kamen andere zur Hilfe.
Einmal stand ich in der Nähe, als Henry über den Flur lief, in den Händen eine Topfpflanze für den Gartenclub. Irgendein Typ fand es wohl lustig, ihn anzurempeln – definitiv mit Absicht – sodass der Topf auf den Boden fiel und kaputtging. Und als er ihn dafür auch noch auslachte, kamen gleich mehrere, um sich schützend um Henry zu stellen.
Zusammen mit Hope, einem schüchternen Mädchen aus dem Orchester, half ich dabei, die Erde und die Scherben aufzusammeln. Währenddessen forderten zwei Jungen das Arschloch auf, sich zu entschuldigen. Natürlich fand dieser selbst das noch witzig. Aber es hatte für genug Aufmerksamkeit gesorgt, dass tatsächlich mal ein Lehrer gefragt hatte, was los sei. Natürlich kaufte er die Geschichte ab, dass das Ganze ein Unfall war, aber der Typ musste sich zumindest kleinlaut entschuldigen. Auch wenn er dies nicht ernst meinte, verbuchten wir die Sache als kleinen Erfolg. Und es war klar, dass man sich eben doch zur Wehr setzen konnte – ja, sogar sollte.
Inzwischen hatten wir eine Chatgruppe mit über fünfundzwanzig Teilnehmern. Sie war vor allem für Notfälle eingerichtet worden. Am Anfang hatte ich mir noch Sorgen gemacht, dass irgendwer uns doch verraten würde und die komplette Namensliste an irgendwen senden würde, der uns gegenüber nicht gut gestimmt war. Aber bislang waren diese Sorgen unbegründet gewesen. Stattdessen gab diese Gruppe einem tatsächlich ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Wir hatten ausgemacht, dass jeder, der Probleme hatte, sich dort hilfesuchend an die anderen wenden konnte. Natürlich funktionierte das nur begrenzt, aber es war gut zu wissen, dass die anderen einem zur Hilfe eilen würden, wenn sie könnten.
In dem Sinne war der Chat aber erst einmal genutzt worden. Lucas hatte gesehen, wie ein Zehntklässler gehänselt wurde, indem er mitten in einer Gruppe von Idioten stand, die ihm seinen Rucksack weggenommen hatten und diesen lachend über ihm hin und her warfen. Es standen auch eine Menge Leute drumherum, die aber nur gafften oder mitlachten. Irgendwer hatte eine Nachricht darüber in unseren Chat geschrieben und es hieß, dass dann wohl wirklich mehrere von uns relativ schnell vor Ort gewesen waren, die es geschafft hatten, das Ganze zu beenden.
Man konnte insgesamt also schon sagen, dass sich was entwickelte. Aber zuletzt ging es vor allem darum, unsere Gruppe zu erweitern und Angriffe abzuwehren. Selbst welche auszuführen, stand zunächst nicht ganz vorne auf der Prioritätenliste. Aber das würde noch früh genug kommen. Und das machte mich doch etwas nervös. Aber so lange hatte ich beschlossen, einfach alles auf mich zukommen zu lassen.
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Torn - Die Liebe und alles dazwischen
RomanceAlles beginnt mit einer Party, auf der das Motto gilt, den größten Versager mitzubringen. Aiden gehört zu den beliebtesten Schülern seiner High School und beteiligt sich an dem Spiel, bis er feststellt, dass auch seine frühere Kindheitsliebe bloßges...