Teil 62 - Ivy

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Ivy

Der Dezember kam, die ersten Weihnachtsdekorationen schmückten die Stadt und auch unsere Highschool. Während die Stimmung bei allen nach Thanksgiving noch auf dem Tiefpunkt gewesen war, schien langsam alles wieder seinen gewohnten Gang zu gehen. Alle wirkten etwas entspannter. Das merkte man daran, dass die Anfeindungen nachließen. Es war, als würden sich alle zurückhalten. Unsere Gruppe hatte alle geplanten Streiche und Aktionen eingestellt. Momentan schien es auch keinen Grund dafür zu geben.

Vermutlich war es auch deswegen so ruhig, weil nach dem Angriff auf Finn sämtliche Leute unter Beobachtung standen. Und es hatte auch rechtliche Konsequenzen gegeben, auch wenn es sich dabei lediglich um Sozialstunden handelte.

Aiden war davongekommen. Ihm konnte man schließlich nicht so viel vorwerfen wie den anderen. Er hatte sich ja nur gewehrt. Ich wusste, wie erleichtert er über dieses Urteil gewesen war. Und ich hoffte, dass er damit abschließen konnte.

Ich hatte gemerkt, welche große Anspannung von ihm abgefallen war. Und das hatte sich auch auf uns ausgewirkt. Extrem positiv wohlgemerkt. Es fühlte sich das erste Mal an, als wären wir wirklich ein echtes Paar. Wir versteckten uns nicht, jeder in der Schule wusste sicherlich längst über uns Bescheid. Es fühlte sich einfach richtig an zwischen uns. So, als ob endlich mal alles zwischen uns geklärt wäre.

Okay, fast alles.

Denn irgendwie schwebte die Gefahr, dass jemand von unseren Freunden etwas Dummes tun könnte, immer über uns. Zurzeit herrschte zwar so eine Art Waffenstillstand an unserer Highschool. Aber wer wusste schon, wie lange so etwas anhalten würde?

Doch erst einmal wollte ich versuchen, die gemeinsame Zeit mit Aiden einfach zu genießen. Und das bedeutete auch, mit ihm gemeinsam zum Winterball zu gehen.

Als ich mich dafür fertigmachte, kamen Erinnerungen an den Homecomingball sowie an Halloween wieder hoch. Beide Veranstaltungen waren nicht besonders gut für mich ausgegangen. Auf dem Homecomingball hatten wir uns wegen der Juckpulverattacke gestritten, an Halloween wegen der anderen Streiche. Ich hoffte wirklich sehr, dass es dieses Mal ruhig zugehen würde.

„Du siehst fantastisch aus", sagte meine Mom, als sie auf der Türschwelle zu meinem Zimmer erschien.

Lächelnd drehte ich mich zu ihr um. Ich fühlte mich auch einfach gut. Nicht nur, weil ich das dunkelblaue Kleid an mir liebte, das am Oberteil mit ein paar Glitzerapplikationen verziert war. Unten hatte es einen weiten Tüllrock. Erst hatte ich gedacht, dass das Kleid mir ein wenig zu ausladend war, aber Lilly hatte mich beim Shopping dazu ermuntert und ich bereute nicht, es gekauft zu haben.

Der Winterball war die perfekte Gelegenheit. Dieser war meist etwas glamouröser, stilvoller, halt irgendwie erwachsener. Manche fanden die Veranstaltung langweilig. Andere liebten die besinnliche Stimmung kurz vor Weihnachten. Es würden wohl nicht so viele kommen wie zu Halloween. Aber vielleicht war das auch gar nicht so schlecht.

Als Aiden mich abholte, hatte ich kurz ein mulmiges Gefühl. Es erinnerte mich einfach zu vieles an damals, an Halloween. Und die Beklemmung war mir wohl anzusehen, als wir in Aidens Wagen stiegen.

„Ist alles in Ordnung?", fragte er, sobald er auf dem Fahrersitz neben mir Platz genommen hatte.

„Es fühlt sich seltsam an, wieder auf eine Schulparty zu gehen", sagte ich.

„Dieses Mal wird es anders", versicherte mir Aiden. „Wir werden Spaß haben, versprochen."

Er nahm meine Hand und drückte sie kurz. Seine Augen strahlten Zuversicht aus. Dabei war ich mir selbst nicht sicher, wie sehr er an seine eigenen Worte glaubte.

Torn - Die Liebe und alles dazwischenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt