Aiden
Homecoming stand vor der Tür. Und all diejenigen, die das aus irgendwelchen Gründen vergessen haben könnten, wurden in der Schule in sämtlichen Fluren daran erinnert. Die Plakate in dunkelblau klebten an nahezu jeder Wand. Große Banner waren unterhalb der Decken gespannt worden. Einige Sticker klebten an den Spinden, die Fotos von irgendwelchen Mädchen zeigten, die unbedingt Homecoming Queen werden wollten. Selbst an der Tür zu meinem Spind klebte so ein Sticker. Die Anwärterin auf den Thron kannte ich allerdings nicht. Vermutlich war sie im letzten Jahrgang und damit eine Stufe über mir. Genervt begann ich, den Sticker abzuknibbeln.
„Pass bloß auf, dass das arme Mädchen, das du da von deinem Spind entfernst, nicht zufällig um die Ecke kommt. Das wird ihr sonst noch das Herz brechen." Calum lehnte lässig neben mir und beobachte grinsend, wie ich versuchte, das klebrige Bild abzuziehen. Als ich es endlich geschafft hatte, zerknüllte ich es und steckte es in meine Hosentasche. Das würde ich später wegwerfen.
„Wieso spielen eigentlich alle sofort verrückt, sobald Homecoming ansteht?" Genervt zog ich meine Bücher heraus, stopfte sie in meinen Rucksack und warf die Spindtür etwas lauter zu als beabsichtigt.
„Weil sich jeder auf eine große Party freut, nicht nur wir Seniors", antwortete Calum. Dann schlug er mir freundschaftlich auf die Schulter und fügte mit einem frechen Zwinkern hinzu: „Aber wir wissen ja beide, dass die viel bessere und coolere Party - das absolute Mega-Event zum Schulstart - ganz woanders und ein Wochenende früher stattfindet, nicht wahr?"
Ich nickte halbherzig. Dabei hätte ich wohl wesentlich enthusiastischer reagieren sollen, denn die Party von der Calum da sprach, würde in zwei Tagen bei niemand geringerem als mir selbst stattfinden. Und ehrlicherweise hielt sich meine Vorfreude doch arg in Grenzen. Wie es überhaupt dazu gekommen war, konnte ich auch nicht mehr wirklich sagen. Irgendwann in den Ferien hatten wir zu fünft bei mir zu Hause gesessen und Überlegungen einer Anti-Vorab-Homecoming-Party waren hochgekocht. Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte ich dabei erwähnt, dass ich eine Woche vorm Homecoming tatsächlich sturmfrei hatte. Und mit dem Preisgeben dieser Info war mein Schicksal quasi besiegelt gewesen. Ich wurde noch am selben Nachmittag dazu genötigt, meinen Dad um die Erlaubnis einer „kleinen" Party zu fragen. Einige wollten, dass ich einfach ohne sein Wissen etwas organisierte, aber ich wollte wenigstens ein wenig bei der Wahrheit bleiben. Also würden offiziell etwa fünfzehn Freunde kommen, es würde keinen Alkohol geben und Onkel Jimmy würde zwischendurch vorbeischauen und kontrollieren, ob alles in Ordnung sei. Inoffiziell würde es aber ganz anders aussehen. Das betraf auch Jimmy, der längst zugestimmt hatte, dass er lediglich ganz am Anfang vorbeischauen würde, um einmal seine Pflicht zu tun. Den Rest der Zeit wollte er sich fernhalten. Dad wusste davon natürlich nichts.
„Ihr helft mir aber, am Samstag alles vorzubereiten, oder? Nicht, dass ihr alle erst am Abend auftaucht."
Ich versuchte, Calum eindringlich anzusehen, aber der nickte nur geistesabwesend und betrachtete zwei Jungs, die mit ihren Schulbüchern unter den Armen im Flur standen und sich ganz offensichtlich über irgendein physikalisches Experiment unterhielten. Viel zu angeregt, wenn man mich fragte. Die beiden waren in unserer Stufe. Zumindest mit einem von ihnen hatte ich ab und an geredet und war letztes Jahr sogar mit ihm an einer Gruppenarbeit beteiligt gewesen. Er war wirklich schlau, nur leider ließ er es im Gegensatz zu anderen, auch etwas zu sehr raushängen. Die beiden Typen waren definitiv der Kategorie Streber zuzuordnen. Und ich konnte mir nur zu gut denken, wieso Calum sie so anstarrte.
„Kommt, lass uns gehen", sagte ich und lief einfach los, ohne darauf zu warten und zu schauen, ob Calum mir folgte.
Ich ging an den beiden Typen vorbei. Als wir ein paar Schritte entfernt waren, flüsterte Calum: „Hast du dir eigentlich jemanden ausgesucht?"
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Torn - Die Liebe und alles dazwischen
RomanceAlles beginnt mit einer Party, auf der das Motto gilt, den größten Versager mitzubringen. Aiden gehört zu den beliebtesten Schülern seiner High School und beteiligt sich an dem Spiel, bis er feststellt, dass auch seine frühere Kindheitsliebe bloßges...