Teil 40 - Aiden

402 18 7
                                    

Aiden

Irgendetwas beschäftigte Ivy, aber ich wusste nicht, was es war. Als ich in der Schlange für die Getränke angestanden hatte, hatte ich sehr wohl bemerkt, dass Dean mit ihr geredet hatte. Zumindest war ich mir ziemlich sicher, dass er es gewesen war, weil er vorab schon verraten hatte, mit welchem Kostüm er auftauchen würde. Ich hielt in der Menge nach ihm Ausschau. Am liebsten hätte ich ihn nämlich zur Rede gestellt und gefragt, was er von Ivy gewollt hatte. Denn eins war sicher: Sie wirkte auf einmal ziemlich angespannt, sodass klar war, dass er sie auf irgendeine Art und Weise eingeschüchtert haben musste.

„Hey, ihr zwei", ertönte Calums Stimme. „Warum steht ihr beiden denn hier so untätig herum?"

Mit einem fetten Grinsen im Gesicht sah er zwischen Ivy und mir hin und her. Ich starrte ihn finster an. Ich hoffte, ihn wieder vertreiben zu können. Gerade hatte ich keine Lust auf weitere Gesellschaft. Ich wäre viel lieber mit Ivy allein gewesen, um wieder dieses vertraute Gefühl mit ihr zurückzugewinnen, dass ich sonst in ihrer Nähe empfand.

„Ich bin übrigens Calum", sagte er nun völlig überflüssigerweise an Ivy gewandt. Dabei war ich mir ziemlich sicher, dass sie seinen Namen definitiv kannte.

„Ja, ich weiß", sagte sie und nannte höflicherweise auch noch ihren eigenen Namen, weil ihr wohl aufgegangen war, dass Calum sie nicht wirklich zuordnen konnte.

„Ivy? Ja klar, jetzt weiß ich wieder wer du bist", rief Calum und dafür hätte ich ihm am liebsten einen kräftigen Stoß verpasst.

Ivy verdrehte die Augen, angesichts der Tatsache, dass wir wohl alle drei wussten, worauf Calum da anspielte. Wie musste es wohl sein, wenn der eigene Name anderen nur ein Begriff war, weil sich vor Monaten mal etwas zugetragen hatte, das für immer im Gedächtnis mancher Leute blieb?

„Was läuft da eigentlich zwischen euch?", fragte Calum nach kurzem Schweigen. Er war einfach viel zu neugierig.

„Das geht dich gar nichts an", sagte ich scharf.

Die Atmosphäre zwischen uns war extrem angespannt. Der Einzige, der das anscheinend nicht begriff, war Calum, der Ivy auch immer noch ziemlich unverhohlen anstarrte.

„Ich sage mal ein paar Freunden Hallo", sagte sie und eilte davon, bevor ich überhaupt die Chance hatte, sie aufzuhalten. Sie verschwand zwischen den ganzen Menschen und ich fragte mich, ob sie in der Menge überhaupt jemanden gesehen hatte oder auf Verdacht losrannte, um der Situation hier zu entkommen. Ich tippte auf Letzteres.

„Habe ich die Kleine etwa verscheucht?" Calum setzte einen dermaßen übertrieben unschuldigen Gesichtsausdruck auf, dass ich richtig wütend auf ihn wurde.

„Merkst du eigentlich, wie scheiße du zu ihr warst?", rutschte es aus mir heraus.

Jetzt sah er ehrlich überrascht aus. „Was habe ich denn bitteschön getan?"

„Du hättest nicht so dumm reagieren müssen, als sie dir deinen Namen gesagt hat."

„Ich habe doch nichts gesagt, oder? Ich habe ja noch nicht einmal diesen komischen Farbunfall von ihr angesprochen, falls du das meinst. Aber ich würde sehr gerne wissen, warum du so sauer bist. Warum bist du überhaupt mit diesem Mädel hier?"

„Weil ich sie mag." Der Satz ging mir leichter über die Lippen, als ich vermutet hätte.

Calums Gesichtsausdruck wurde irgendwie weicher. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er mich belächeln würde, sondern dass er meine Aussage wirklich ernst nahm.

„Warst du wegen ihr vorher nicht bei uns im Diner?", fragte er. „Du hättest sie doch sicher einfach mitbringen können."

Ich schüttelte leicht mit dem Kopf. „Niemand kennt sie. Wer weiß, mit was für Fragen ihr sie bombardiert hättet."

Torn - Die Liebe und alles dazwischenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt