Torn - Die Liebe und alles dazwischen

Teil 57 - Ivy

Ivy

Die Mittagspause war komisch gewesen. Aiden und ich hatten uns einfach zu zweit an einen Tisch gesetzt, fernab unserer sonstigen Sitzmöglichkeiten, weil wir beide nicht gewusst hatten, zu wem wir uns setzen sollten. Aber alleine zu sitzen war auch nicht besser gewesen. Man hatte die ganze Zeit das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber vielleicht würden wir für die Zukunft andere Lösungen finden oder ausprobieren.

Als es Zeit wurde für die nächste Stunde, verabschiedete ich mich von Aiden und ging nach wie vor grübelnd zum Spanischraum. Da ich mich kaum auf den Unterricht konzentrieren konnte, war ich froh, als uns eine Partneraufgabe gestellt wurde. Da brauchte man nicht dem Lehrer zuhören und konnte die Stunde etwas entspannter angehen. Unser Spanischlehrer war nach wie vor Fan von Gruppenaufgaben. Ich vermutete stark, dass er selbst keine Lust auf Interaktion hatte. So konnte er sich nämlich auch zurücklehnen. Mir sollte es recht sein.

Worüber ich mich dann allerdings weniger freute, war die Tatsache, dass ich mit Sophie ein Team bilden musste. Der verkniffene Gesichtsausdruck, den sie an den Tag legte, zeigte mir, dass sie ähnlich begeistert darüber war wie ich.

Wir schoben unsere Tische zusammen und setzten uns gegenüber voneinander hin. Zum Glück hatten wir am Rand des Raumes für uns Platz gefunden, da musste man nicht so sehr darauf aufpassen, wie viele uns möglicherweise zuhören konnten. Denn dass wir uns beide nicht auf Spanisch konzentrieren konnten, war klar.

Mit der ersten Frage, die Sophie an mich richtete, überraschte sie mich dann allerdings doch. „Hast du jetzt entschieden, die Seiten zu wechseln?"

„Wie bitte?"

„Es ist gut, wenn du eingesehen hast, an wen du dich halten solltest. Du könntest es so viel besser haben, vor allem mit Aiden an deiner Seite. Du solltest halt nur aufpassen, mit wem du sonst befreundet bist."

Das war mal wieder eine Ansage, die ich überhaupt nicht leiden konnte. Aber ich war es auch satt, etwas darauf zu erwidern, also verdrehte ich nur die Augen. Das gab Sophie aber wohl den Anlass weiterzureden.

„Es geht ja nicht nur um dich. Aiden steht noch mehr im Fokus als ohnehin schon. Und das wegen dir."

„Damit kommt er schon klar." Zumindest hoffte ich das.

„Bist du sicher? Mir scheint, als stünde der Zusammenhalt des gesamten Footballteams ziemlich auf der Probe. Dean wird nicht einfach dabei zugucken, sollten einige nicht klipp und klar zu ihm halten."

„Vielleicht solltest du dir eher über deine eigene Verbindung zu Dean Gedanken machen, anstatt über die Freundschaft zwischen ihm und Aiden."

Sophie knallte wütend ihren Stift auf den Tisch. Einige Leute drehten sich kurz zu uns um, ehe sie sich wieder ihren Aufgaben zuwandten. Sophie schien genau zu wissen, dass ich davon Wind bekommen hatte, dass sie eine Affäre mit Dean hatte.

„Ich hoffe, dir wird niemals in den Sinn kommen, das öffentlich zu machen", zischte sie. „Denn dann hast du in mir eine echte Feindin. Und wie du sicher weißt, habe ich einige Freundinnen, die dich nur zu gerne fertigmachen würden."

Oh ja, das wusste ich. Vor allem Gina, die hinter Aiden her war, und Nelly, meine Erzfeindin. Die beiden hätten sicher großes Interesse daran, mir zu zeigen, was sie wirklich von mir hielten.

Auf einmal tauchte Kyle neben uns auf. Diesen Typen konnte ich auch nicht ausstehen. Er hatte ebenfalls bei der „Bring-den-größten-Loser-mit"-Aktion auf Aidens Party teilgenommen. Wenn man so darüber nachdachte, gab es wirklich eine ganze Menge Arschlöcher an unserer Schule.

„Was willst du Kyle?", fragte Sophie wenig höflich. Vielleicht hatte sie auch ein bisschen Angst, dass er unser Gespräch mit angehört hatte. Sie war bei seinem Auftauchen nämlich kurz zusammengeschreckt. Wenn es um ihr Geheimnis mit Dean ging, war sie definitiv nicht so locker drauf wie sonst. Ich fragte mich, wieso sie sich das antat. Was fand sie an dem Typen, dass sie bereit war, sich zu verstecken?