Teil 39 - Ivy

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Ivy

Als wir gemeinsam vor der Sporthalle anstanden, meinte ich schon das erste Getuschel hören zu können. Allerdings konnte es auch gut sein, dass ich mir das einfach nur einbildete und in Wahrheit niemand über uns sprach. Die Halloween-Party war wie jedes Jahr extrem gut besucht, schließlich durften auch die jüngsten hin. Und ich war davon überzeugt, dass sich zumindest diese Schüler kein Stück für Aiden und mich interessieren würden. Bei den Leuten aus den oberen Jahrgängen war ich mir da allerdings nicht so sicher.

Kurz bevor wir durch die Tür liefen, spürte ich Aidens Hand, die nach meiner griff und fest umschloss. Eine warme Welle durchfloss meinen Körper. Erleichtert, dass er mir Halt gab, sah ich ihn kurz an und nickte einmal zur Bestätigung, dass ich bereit war. So liefen wir gemeinsam in die große Sporthalle ein, die bereits bestens gefüllt war.

Der Ort hatte sich mal wieder extrem gewandelt. War beim Homecoming noch alles auf eine schicke Dekoration ausgelegt, so war dieses Mal alles sehr dunkel gehalten. Die Wände waren mit schwarzem Stoff behangen worden, auf denen glitzernde Spinnweben befestigt waren. Auf Tischen standen antik wirkende Kerzenständer, die allerdings mit Glühbirnen betrieben wurden, was überhaupt nicht passte. Aber vermutlich hatte das Planungsteam keine Erlaubnis für echte Kerzen bekommen. Ansonsten standen überall Kürbisse und Skelette, die aber nicht wirklich etwas Gruseliges an sich hatten. Insgesamt sah es irgendwie aus wie vergangenes Jahr – abgesehen von einer Sache.

Mein Blick ging nach oben zur Decke, die jetzt gar nicht mehr zu sehen war. Der Grund dafür war ein großes Tuch – womöglich waren mehrere zusammengenäht worden – das eine Art dunklen Himmel bilden sollte. Die Lichter darüber waren ausgeschaltet. Stattdessen waren extra Scheinwerfer aufgestellt und nur die Lampen an den Wänden angeschaltet worden. So wurde zumindest für eine düstere Atmosphäre gesorgt. Allerdings war das nicht der einzige Grund, wieso diese Tücher hoch oben an der Decke hingen. Das hatte sicherlich eine Menge Arbeit gemacht. Keine Ahnung, wie man da oben drangekommen war. Viele schienen sich das gar nicht zu fragen. Vermutlich würden sie sich das erst späte, wenn das wahre Geheimnis um diese Art von Dekoration gelüftet werden würde.

„Kann ich dir was zu trinken bringen?", fragte mich Aiden und riss mich damit aus meinen Gedanken.

„Ja gern", sagte ich lächelnd. „Allerdings hoffe ich, dass da dieses Jahr niemand was reingekippt hat."

„Glaube ich kaum. Die Lehrer bewachen die Getränke mittlerweile mit Argusaugen."

„Dann probiere ich tatsächlich mal den Punsch", sagte ich und sah zu, wie sich Aiden in der Schlange anstellte. Ich hätte auch mitgehen können, aber er hatte extra gesagt, ich sollte mich so lange amüsieren. Das war zwar nett gemeint, allerdings wusste ich nicht so recht wie.

Ich hielt Ausschau nach Leuten, die ich kannte. Das war bei den vielen unterschiedlichen Kostümierungen gar nicht so einfach. Auf der Tanzfläche befanden sich schon einige, die definitiv keine Angst hatten, sich zu präsentieren und einfach die Musik genossen. Mir selbst war allerdings nicht wirklich nach Tanzen zumute. Kurz überlegte ich mir, ob ich nicht doch zu Aiden herübergehen sollte, damit ich nicht komplett alleine in der Gegend herumstand.

Doch dann kam mir Batman dazwischen.

„Wenn du schlau bist, hältst du dich von Aiden fern."

Ich brauchte einen kurzen Moment, um hinter der Maske und anhand der Stimme Dean zu erkennen. Da ich seine Gesichtszüge kaum erkennen konnte, wusste ich nicht, wie ernst er seine Aussage wirklich meinte. Auch sein Tonfall war eher neutral. Trotzdem jagte er mir einen Schauder über den Rücken. Am liebsten hätte ich gefragt, was er mir genau sagen wollte, aber ärgerlicherweise führte allein seine Anwesenheit dazu, dass ich plötzlich stumm geworden war. Ich bekam einfach kein Wort raus.

Torn - Die Liebe und alles dazwischenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt