Ivy
Und auf einmal saß ich doch wieder in dem kleinen Computerraum, aus dem ich vor ein paar Tagen noch hinausgebeten worden war. Miles, Lilly und Kendra hatten tatsächlich darauf bestanden, dass ich mitkomme. Wir hatten mittags wieder alle zusammen in der Mensa gegessen. Vielleicht hatten sie mir noch nicht völlig verziehen, aber es schien, als könnte ich doch wieder dazu gehören. Und so war ich sogar gerne wieder mit zum geheimen Treffen gekommen. Ich war nur nervös gewesen, wie die anderen auf mein Auftauchen reagieren würden. Aber ich hatte mir völlig unnötige Sorgen gemacht. Der Fokus lag sowieso auf ganz anderen Leuten.
Ich war erleichtert gewesen, als ich Jordan im Laufe des Schultages bereits einmal über den Weg gelaufen war und unversehrt angetroffen hatte. Allerdings hatte er uns nun erklärt, wieso er auf keine der Nachrichten geantwortet hatte. Denn kurz vorm Eingang war er von ein paar Typen beiseite genommen worden, die ihn aufgefordert hatten, ihnen sein Smartphone auszuhändigen. Sie hatten es vor seinen Augen auf den Boden geworfen und so oft draufgetreten und gegen eine Wand gekickt, bis davon nur noch Schrott übrig gewesen war. Auf Nachfrage, wer genau daran beteiligt war, hatte er erst kurz geschwiegen, war dann aber doch mit der Antwort herausgerückt. Es waren Jonny, Lennox und Trevor gewesen. Überraschend kam das für mich nicht. Immerhin hatte Aiden diese Namen am Vortag auch schon erwähnt.
Natürlich war ich auch gefragt worden, wie genau die Typen herausgefunden hatten, wer an der Juckpulverattacke beteiligt gewesen war. Als ich erzählte, dass Aiden schlicht keine Wahl gehabt hatte, als zu verraten, was er wusste, sprang Miles mir bei. Ich wollte zwar nicht, dass jemand von der Schlägerei erfuhr, aber letztlich hielt ich ihn doch nicht ab, seine Vermutung mitzuteilen, woher Aiden seine Verletzungen wirklich hatte.
„Wer hat ihn so zugerichtet?", fragte Jordan. Dabei sah er erst Miles und dann mich an.
Ich kniff die Lippen zusammen. In mir streikte alles. Ich hatte das Gefühl, Aiden zu hintergehen, aber hier ging es um mehr. Hier ging es vielleicht sogar um die Sicherheit aller.
„Dieselben wie bei dir", antwortete ich also und Jordan schloss kopfschüttelnd die Augen.
„Das ist doch echt nicht zu fassen", murmelte er.
„Ist das jetzt also nur eine kleine Gruppe, oder steckt da der Großteil des kompletten Footballteams dahinter?", fragte Mickey sichtlich nervös. Bislang hatte ich immer gedacht, er würde mutig hinter allem stehen, was hier geplant wurde. Aber jetzt sah man die Sorge in seinem Gesicht. Und auf einmal schien er nicht mehr so risikofreudig zu sein.
„Keine Ahnung", antworteten Jordan und ich fast gleichzeitig auf Mickeys Frage.
„Wie gefährlich ist es eigentlich, dass wir uns hier treffen?", wollte Finn wissen. In seinen Augen hatte kurz so etwas wie Mitleid aufgeblitzt, als er von Aidens Begegnung mit seinen früheren Teamkollegen gehört hatte. Aber ich war mir nicht sicher, ob er ihm wirklich leidtat, oder ob er ihm nicht vielleicht doch egal war. Schließlich war er mehr oder weniger wegen ihm überhaupt erst aufgeflogen.
„Habt ihr darauf geachtet, dass euch niemand gefolgt ist?", fragte Jordan und sah einen nach dem anderen an. Jeder nickte bestätigend.
„Was ist, wenn sie es trotzdem auf jeden von uns abgesehen haben und Rache üben?", fragte Mickey. „Woher können wir sicher sein, dass das alles nicht noch viel weiter geht?"
„Wollt ihr etwa aufhören?", fragte Jordan. „Kein Problem. Wir können gerne einen Rückzieher machen, aber dann wäre alles sinnlos gewesen. Wir hätten gar nichts erreicht. Im Gegenteil: Vielleicht wird dieses Highschool-Leben jetzt erst recht zur völligen Qual. Also, entscheidet euch: Gebt ihr klein bei oder wollt ihr weiterkämpfen?"
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Torn - Die Liebe und alles dazwischen
RomanceAlles beginnt mit einer Party, auf der das Motto gilt, den größten Versager mitzubringen. Aiden gehört zu den beliebtesten Schülern seiner High School und beteiligt sich an dem Spiel, bis er feststellt, dass auch seine frühere Kindheitsliebe bloßges...