Kapitel 3 - Freundschaftsdienst

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Nun kennt ihr also die Geschichte von meinem heimlichen Crush auf den Mann meiner besten Freundin und Arbeitskollegin. Es ist jetzt nicht so, dass ich total verliebt bin und deshalb eifersüchtig auf Chiara. Gar nicht. Ich mag ihn nur ganz gerne und fühle mich in seiner Anwesenheit einfach ziemlich lebendig. All diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, als ich von der besten Arbeitskollegin der Welt wieder mal wohin gezerrt werde, wo ich eigentlich gar nicht hinmöchte. Toll. Chiara parkt das Auto auf dem weitläufigen Schulparkplatz. Eine Gänsehaut überläuft mich, bei dem Gedanken, dass wir gleich meine ehemalige Schule betreten werden. Ob die wohl immer noch so muffig riecht wie damals? So der Geruch nach Jungsschweiß, Vanille – Deo von Rexona und dazu viel Staub? Chiara lässt mir nicht wirklich Zeit, um nachzudenken und so betreten wir kurz darauf die Schule. Es riecht tatsächlich noch genauso wie früher. Die Schilder an den Wänden zeigen uns, wo wir hinmüssen und wenig später stehen wir in der Sporthalle. Freundlich aussehende Frauen in Uniform sitzen an zu kleinen Tischen und nehmen die Personalien auf. „Wir könnten jetzt auch einfach einen Cocktail trinken!", zische ich Chiara zu. Sie kichert leise. „Na komm. Den können wir auch nach dem Blutspenden trinken."„Ja, dann aber ohne Alkohol und ich habe so ein bisschen das Gefühl,dass mir der ganz gut tun würde." Chiara lacht nun lauthals. „Ach Quatsch. Sei kein Angsthase!"„Ich habe es nicht so mit Nadeln!"„Dann wirst du es lernen!", gibt dieses freche Stück einfach zurück und setzt sich zuerst zur Registrierung. Sie grinst mir zu und geht gleich danach zu dem ärztlichen Gespräch. Na toll. Auch das noch. Da ich zum ersten Mal spende, ist das bei mir natürlich mit mehr Aufwand verbunden, als mit ihr. Schließlich habe ich alle Unterlagen zusammen und werde auch zum Arzt/ Ärztin geschickt. Chiara hat es sich bereits auf einer Liege bequem gemacht und bekommt von einem süß aussehenden Sanitäter bereits einen Stauschlauch angelegt. Mir wird so ein bisschen schlecht. Schließlich wird die Türe geöffnet und wer steht, breit grinsend, in der Türe? Ich denke, ihr konntet es euch schon denken. Amore, oder auch Max, wie er leibt und lebt. „Komm rein!" Mein Herz schlägt natürlich Purzelbäume. Chiara, dieses Miststück, dass wusste sie doch bestimmt. Ich drehe mich kurz zu ihr herum. Sie knetet mit der Hand auf einem kleinen Gummiball herum und zwinkert mir zu. Wusste ich es doch! „Darf ich bitten!", werde ich erneut von Max aufgefordert. Mit einem leisen Seufzen gehe ich schließlich herein. Chiara hatte mir versprochen, dass es nur ein kurzes Gespräch ist. Den HB und Blutdruck haben sie ja gerade schon gemessen. „Wie geht es dir?" Max schaut mich musternd an. „Gut. Danke. War es das?" Plötzlich habe ich es sehr eilig, zum Spenden zu kommen. Meine Hände sind eiskalt. Max lächelt.„Nicht ganz. Dein HB – Wert, also dein Eisenwert, ist grenzwertig. Ich müsste dich eigentlich vom Spenden ausschließen."„Das letzte Mal bei meinem Hausarzt war der Wert aber noch ganz okay...", gebe ich, wie ich finde, schlagfertig zurück. „So, wann warst du denn das letzte Mal beim Hausarzt?",fragt er mich ernst.„Als ich mein Rezept geholt habe..."„Stimmt. Da haben wir aber kein Blut abgenommen und eigentlich wolltest du kurz darauf einen Termin für die 24 Stunden -Messung machen, nicht wahr?", seine Stimme wird immer leiser. Ich schlage die Augen zu Boden. „Ja, stimmt!", sage ich mit einem Flüstern. „Ich weiß!", gibt Max selbstbewusst zurück. „Hat sich deine Regel denn in den letzten Monaten verändert?"„Was, warum?", frage ich irritiert von der doch sehr intimen Frage. Max seufzt.„Wegen deinem kritischen HB – Wert!", er hält meinen Blick. „Na ja, mal stärker, mal schwächer, ne."„Wann warst du das letzte Mal zur Vorsorge?" Shit, falsche Frage. „Amelie?", sagt er leise, aber scharf. „Vor einem Jahr!"„Dann machst du direkt jetzt einen neuen Termin aus!" Trotzig verschränke ich die Arme. „Nö. Das mache ich nachher!"„Ich frage Chiara nachher und wehe sie weiß nichts davon! Sonst mache ich bei Chiaras Gynäkologen einen Termin für dich aus. Nathan ist sehr gründlich und einfühlsam!" Mit einem wissenden Lächeln schaut er mich an. Ich würde ihm so gerne an die Gurgel gehen. „Gut. Also hier sind erstmal die Eisentabletten. Die nimmst du, zusätzlich zu deinen Blutdrucksenkern, klar!"„Ja. Mach ich."„ Außerdem machst du in 4 Wochen einen Termin in der Praxis. Ich möchte einen Kontroll HB und die 24 Stunden – MEssung."„Kann ich jetzt gehen?"„Gleich!" Mit einem widerlich süßen Grinsen holt er sich das Blutdruckmessgerät vom Tisch und rollt sich zu mir. Sanft nimmt er meinen Arm, schiebt meine Bluse nach oben und legt die Manschette an. Ich schließe kurz die Augen, als ich den Kopf des kühlen Stethoskops unter der Manschette spüren. Jetzt tief und langsam atmen, dann wird der Wert nicht durch die Decke gehen, sage ich mir selbst und hoffe, dass es wirkt. „Auch der ist grenzwertig. Was mache ich nur mit dir?"Ich öffne die Augen, als er die Manschette abnimmt und mich nachdenklich anschaut. „Nix!" Ich stehe auf und nehme meine Tasche. Mit ist bereits jetzt ein bisschen schwindelig. „Also, bis in spätestens vier Wochen!", mit einem mitfühlenden Lächeln bringt er mich zur Türe. Ich atme tief durch, bevor ich zu einer der Liegen gehe und mich fallen lasse. Holy Shit! Chiara, bereits ausgerüstet mit einem Verband an ihrem Arm, tritt zu mir und setzt sich auf den Stuhl neben mich. „Na, wie war es bei meinem Mann?" Sie grinst mir zu.„Du hättest mich ruhig vorwarnen können!", gebe ich etwas angepisst zurück. „Oh, war dein HB so niedrig?" Sie zeigt auf die Eisentabletten, die ich auf den kleinen Tisch neben mich gelegt habe. „Ja, war er."„Hm. Das könnte mit der starken roten Tante zusammenhängen, die du letztens hattest, oder?", trötet Chiara lautstark, während ich versuche mir meine Übelkeit nicht anmerken zu lassen, als die verdammt dicke Nadel in meine Vene versenkt wird. Scheiße! „Amelie? Hey!", höre ich Chiaras Stimme wie im Nebel. Ich spüre, wie mir etwas unter die Beine geschoben wird. „Ich brauch hier mal ne Cola!", kommt von dem nadellegenden Teenager neben mir. Ja, ich finde, das ist eine verdammt gute Idee! Blinzelnd öffne ich meine kurz vorher krampfhaft geschlossenen Augen, um einen Schluck von dem süßen Getränk zu nehmen. Das tut gut! „Mann, dass du auch immer so ein Drama machen musst, Amelie!", schimpft Chiara neben mir. „Ich hab dir doch von vornherein gesagt, dass das eine Scheißidee ist!" Ich spüre, wie jemand neben mich tritt. „Na, das war wohl eher eine umwerfende Aktion von dir, Süße!", höre ich Max Stimme neben mir. Er nimmt mein Handgelenk in die Hand und misst den Puls. „Wir hängen hier nachher noch eine Infusion an!", gibt er das Kommando an den Sanitäter weiter. „Und vor dem Aufstehen, bitte einmal Blutdruck kontrollieren!", er zwinkert mir zu, gibt Chiara einen atemberaubenden Kuss, um dann wieder in sein Zimmerchen zu verschwinden. Nachdem die Infusion hindurchgelaufen ist, darf ich endlich aufstehen. Mir ist immer noch etwas schwummrig und ich bin deshalb froh, dass Chiara heute Auto fährt, der übrigens überhaupt gar nichts anzumerken ist. GEMEIN! „Dein Amore hat übrigens angedroht, dass er mir bei deinem Gynäkologen einen Termin ausmacht!"„Nathan ist toll. Ich meine klar, es ist schon etwas komisch von einem Mann untersucht zu werden, aber er ist wirklich einfühlsam und vorsichtig."„Nie im Leben!"„Aber du warst mit deiner Ärztin doch eh unzufrieden. Und jetzt, wo du diese starken Blutungen hattest... da warst du doch voll außer Gefecht gesetzt!"„Das war bestimmt nur einmal. Vielleicht hatte ich ja eine Zyste, oder so."Zum Glück kommen wir nun an meiner Wohnung an. Etwas schwankend steige ich aus. „Danke dir fürs Heimbringen!" „Gern geschehen. Mach langsam heute, ja?"„Mach ich."„Ansonsten melde dich!"„Ja, Mama!" Ich freue mich, noch mehr als sonst, auf meine Couch. In Gedanken gehe ich nochmal diesen verrückten Nachmittag durch. Keine 10 Pferde bekommen mich mehr dahin! Mein Handy piepst und ich nehme es in die Hand. Eine Nachricht von Max:

>>Dein Termin bei Nathan ist übermorgen um 17.30 Uhr. Chiara hat mir von deinen starken Blutungen erzählt. Und wehe du tauchst nicht dort auf. Gruß M<<Geht es noch übergriffiger?

Rezept auf UmwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt