Seitdem ich die Medikamente nehme, die Chris mir zusammengestellt hat, geht es mir deutlich besser. Ich war fast schmerzfrei während meiner Regel gewesen und das war wirklich ein Novum für mich. Gestern habe ich mich mit Dani getroffen. Sie hat sich richtig viel Zeit genommen und wir haben einen Ernährungsplan zusammengestellt, den ich nun zusätzlich verfolgen werde. Mir geht es gut - richtig gut. Wenn da nur nicht immer die Gedanken an Raik wären... . Ich bekomme ihn einfach nicht aus meinem Kopf. Seufzend schaue ich an der Fassade der gemeinschaftlichen Praxis von Max und Raik empor. Einerseits hoffe ich, dass ich einen Blick auf ihn erhasche, schon damit ich mir meiner Gefühle ihm gegenüber klarer werde. Andererseits habe ich etwas Angst vor dem Moment. Schließlich habe ich ihm klar eine Abfuhr erteilt und das hat er wohl noch nicht allzu oft erlebt.
Aber es hilft ja nichts. Wenn ich weiterhin die Medikamente haben möchte, muss ich diese Blutentnahme über mich ergehen lassen. Mit einem etwas schnelleren Puls und einem trockenen Hals betrete ich schließlich die Praxis. Ich bekomme bei der Anmeldung erstmal kein Wort heraus. Dann werde ich auf einen Stuhl in den Gang platziert, wo ich schließlich darauf warten muss, dass mir Blut abgezapft wird. Max wird mich dann über die Ergebnisse informieren. Ich schnappe mir mein Handy und beginne Chiara zu schreiben. Ich höre schnelle Schritte, die sich nähern und schaue auf. Max natürlich. Er lächelt mich warm an.
"Nach der Entnahme kommst du noch kurz zu mir!", sagt er in seinem so typischen Befehlston. Ich verdrehe die Augen.
"Ich muss arbeiten!", sage ich mit festem Ton. "Ich kann ja wegen den Ergebnissen die nächsten Tage anrufen!" Glücklicherweise steht die Fachkraft, die mir Blut abnehmen wird, in der Tür des Labors. Ich stehe auf. Mir ist etwas schwindelig - schließlich muss ich nüchtern kommen.
"Amelie, du hast Gleitzeit!", stellt er fest. Verdammt! Ich halte mich am Griff des Stuhls kurz fest und schließe für einen Moment die Augen.
"Frau Schuler, bei der Patientin bitte im Liegen abnehmen. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie fertig sind. Ich möchte noch etwas mit ihr besprechen!"
"Alles klar!", gibt die Fachkraft zurück und legt sanft einen Arm um mich. So geleitet sie mich ins Labor und platziert mich auf der Liege. Ich schließe die Augen und lasse sie machen. Glücklicherweise spüre ich fast nichts davon und bin fast überrascht, als sie ankündigt, dass sie schon fertig sei. "Ich sag dem Herrn Doktor Bescheid!" Damit verlässt sie das Zimmer. Ich habe so gar keine Lust auf ein erneutes Zusammentreffen mit Max. Wahrscheinlich will er mich nur wieder wegen der Laparoskopie überreden. Ich setze mich auf. Mein Kreislauf macht zum Glück gut mit. Ich schnappe mir meine Jacke und stelle mich auf meine Füße. Schnell gehe ich die paar Meter zur Türe. Glücklicherweise haben die Damen am Empfang genug zu tun, so dass ich mich schnell an ihnen vorbeischlängeln kann. Ha, das wäre doch gelacht! Die können mich alle mal. Im Laufen ziehe ich meine Jacke an und öffne die Eingangstüre. Ich überlege, ob ich den Aufzug nehmen soll oder doch lieber die Treppe. Ich entscheide mich schließlich für die Treppe und eile nach unten. Mein Handy vibriert. Ich angle es aus der Tasche und sehe Max Nummer. Ich grinse. Doch das Karma meint es wohl nicht so gut mit mir. Abgelenkt wie ich bin, pralle ich gegen eine harte Wand - eine verdammt männliche Wand.
DU LIEST GERADE
Rezept auf Umwegen
RomansaDiese Geschichte ist ein kleiner Seitenast der "Herz"- Bücher. Eigentlich war sie nur als Kurzgeschichte gedacht, jedoch hatten meine Charaktere wieder mal ihren eigenen Willen :). Sie verläuft nicht linear wie die anderen Geschichten, sondern weiß...