Rezept auf Umwegen

Kapitel 100 ~ aus Nathans Perspektive

Als Dani das Wohnzimmer betritt sucht sie meinen Blick und ich bin mir sicher, dass da etwas im Busch ist. 

"Wir müssen euch leider Nathan kurz entführen. Wir brauchen einen Mann mit Fingerspitzengefühl für den Braten in der Küche!", sagt sie lapidar und zwinkert Leander zu. Dieser kneift die Augen zusammen und mustert Dani intensiv. Diese wird nun doch etwas kleiner und rot. Ich lasse sie nicht länger zappeln, sondern stehe auf und folge ihr. 

"Was ist los?", frage ich sie als wir außer Hörweite sind. 

"Wir brauchen dich oben!" Sie holt einen Rettungsrucksack aus einer versteckten Ecke der Garderobe und schultert diesen. 

"DANI! Ich will jetzt wissen was los ist." Dani sieht sich hektisch um. 

"Nichts Tragisches. Jetzt geh hoch. Bitte!" Ich schaue sie zähneknirschend an, schließlich seufze ich und gehe nach ihr die Treppen nach oben zu Sophies Zimmer. Wir betreten es. Sophie liegt in ihrem Bett. Ihre Beine sind nach oben gelagert.  

"RR!", belle ich zu Dani. Sie öffnet den Rucksack und reicht mir das Gerät. Ich knie mich neben Sophie und messe den Blutdruck. Er ist deutlich zu niedrig. Ich lege betont langsam die Utensilien beiseite und schaue die beiden an. "So! Und jetzt Klartext. Was ist hier los?" Dani holt währenddessen ein Fläschchen mit Lidocain aus dem Rucksack, außerdem Kanülen und Spritzen, sowie Desinfektionsmittel und Pflaster. 

"Sophie hat ein Hörgeräusch, außerdem Drehschwindel. Nacken und Kiefer sind zu!", sagt Dani. "Du weißt, dass da Neuraltherapie sehr erfolgreich angewendet wird!"

"Na das habt ihr euch ja fein ausgedacht! Nee, Mädels. Wir haben da unten einen HNO sitzen, zumindest müsst er jeden Moment kommen!" Ich hebe die Hände. 

"Nathan! Bitte!", sagt Sophie. Tränen laufen ihr die Wangen herunter. "Ich will kein Cortison! Zumindest erstmal nicht. Vielleicht hört es dadurch ja auf!"

"Ja, vielleicht, vielleicht auch nicht!" Ich atme tief durch. 

"Nathan, du kennst Sophies Familie."

"Ja, sogar sehr gut! Und sie haben in mancher Hinsicht recht: Sophie arbeitet zu viel und passt nicht auf sich auf. Und das ist hier einfach die fucking Antwort auf dieses Verhalten! Ich mache das nur unter einer Bedingung, Sophie!", sagte ich leise und ich weiß, dass ihr diese nicht schmecken wird. 

"Hm?" Sophie sieht mich fragend an. 

"Wir buchen dir morgen einen Flug nach Madeira - du bist offiziell 3 Wochen krank geschrieben!" 

"Aber!..."

"SOPHIE!", sage ich gefährlich leise. Sie öffnet den Mund und schließt ihn daraufhin wieder. "Und wenn es nicht besser wird, dann wird sich Joana um einen Termin beim HNO kümmern!"

"Sophie, ich glaube, dass das wirklich eine gute Idee wäre.  Du musst etwas runterkommen!"

"Und wer betreut meine Schwangeren?"

"Das wird sich finden!", sagt Nathan entschlossen. Er streift sich Handschuhe über und sieht Sophie entschlossen an. "Deal?"

Sophie zieht die Nase hoch. "Deal!"