Kapitel 74 -aus Phillips Perspektive

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Ich habe eine kurze Pause, bevor ich meine nächste Aufnahme habe. Ich nutze die Zeit gerne, um mir bei Marie, der Rezeptionistin, einen Kaffee zu schnorren und mit ihr zu reden, wenn sie gerade nichts zu tun hat. Was zugegebenermaßen eher selten vorkommt. Ein Pärchen betritt den Eingangsbereich. Der Mann wirkt dominant und wie jemand, der weiß, was er möchte. Er scheint schonmal hier gewesen zu sein. Zumindest läuft er zielgerecht auf den Empfang zu. Seine Freundin dagegen schaut sich erstmal um, was in einen etwas lustigen nicht synchronisierten Tanz ausartet. Ich verbeiße mir ein Lachen und nehme schnell meine Tasse Kaffee, um dies zu überdecken. Schließlich erreichen die beiden, ohne weitere Zwischenfälle, den Empfang. 

"Guten Tag, ich möchte gerne Frau Seidel anmelden! Ich habe mit Dr. Kurz heute morgen telefoniert."

"Ah. Da haben wir es ja. Schön, dass Sie da sind, Frau Seidel!" Marie lächelt der jungen Frau, die etwas blass um die Nase ist, zu. Ich gehe davon aus, dass sie meine Neuaufnahme ist. Schnell schaue ich im Tablet nach. Ja genau. Das ist sie. Ich mustere sie etwas. Es kann ja nicht schaden, einen ersten Eindruck zu bekommen. Zumal ich die Dynamik zwischen den beiden sehr interessant finde. Marie legt ihr die Schlüssel hin und erklärt ihr, wie sie zu ihrem Zimmer kommt. Der Mann nimmt die Schlüssel entgegen. 

"Ich bringe dich noch zu deinem Zimmer!" Liebevoll lächelt er sie an und legt beschützend einen Arm um sie. Hm, sind die beiden ein Pärchen oder keins? Spannend. 

"Phillip!", sagt Marie bestimmend. Ich zucke zusammen. 

"Was?", frage ich unschuldig lächelnd. 

"Das geht gar nicht!" Sie droht mir mit ihrem Zeigefinger. 

"Sie ist doch ohnehin meine Patientin. Da schadet ein erster Eindruck nicht!"

"Das war gerade aber lauschen. So, ab mit dir in dein Arztzimmerchen!" Sie nimmt mir entschieden meine noch halb volle Tasse aus der Hand. 

"Hey!" In diesem Moment kommt eine der Schwestern, die ich sehr gerne mag um die Ecke und betrachtet das Spektakel grinsend. 

"Na, war er wieder frech?", fragt sie Marie lachend. 

"Ach! Und sie darf das?" Ich zeige gespielt boshaft auf Schwester Leni. 

"Frauen müssen zusammenhalten!", sagt Marie und grinst Leni zu. Die wickelt aber auch wirklich jeden um den Finger. 

Rezept auf UmwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt