Kapitel 62 - aus Samiras Perspektive

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Die Fahrt nach Hause verläuft ruhig. Wir beide sind noch zu beschäftigt damit, die Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Es war auch wirklich ein spannender Abend - diese Wendung hätte ich wirklich nicht vorhersehen können. Ich lasse mich ganz ohne Murren von Marc ins Bett bringen. Der Wecker wird in vier Stunden klingeln. Es ist das erste Mal, dass auch Marc, als Teil des medizinischen Versorgungsteams mit am Wettkampf teilnimmt und ich bin sehr gespannt, wie das verlaufen wird. 

Am nächsten Morgen geht es nach einem proteinreichen Frühstück direkt zum Wettkampfort. Wir treffen dort auf den Rest des Teams. Während ich und Larissa direkt zum Aufwärmen gehen, beziehen Marc und Chris ihre Position am Rand, wo sie im Notfall schnell eingreifen können. Unsere Chefin, die Kahnert, macht alle nervös, indem sie um uns herumscharwenzelt und Kommandos bellt. Die braucht echt niemand! Larissa wirkt schon ganz schön angespannt. Während ich schon zwei Wettkämpfe absolviert habe, ist dies ist erster. Dieser ist für sie umso Wichtiger, da sie sich damit für die nächsthöhere Eben qualifizieren kann. Sie wirkt hochkonzentriert und macht sich in einer Ecke für sich selbst warm. Chris hat sie genau im Auge. Während ich natürlich immer wieder Marcs Blicke auf mir spüre. Schon komisch, dass er jetzt dabei ist. Ich schaue hoch zu den Zuschauerrängen und traue für einen Moment meinen Augen nicht. Es sind tatsächlich alle  da: Elena und Daniel, Amelie und Raik, Sophie und Nathan und Chiara und Max. Ich winke ihnen zu. Es freut mich sehr. Aufgeregter bin ich deshalb nicht. Ich bin Zuschauer gewöhnt. Das Signal ertönt. Der Wettkampf beginnt. Ich konzentriere mich für einen Moment. Wir sind tatsächlich das erste Team das starten wird. Dann gehe ich zu Larissa und zeige ihr, wer alles da ist. Sie ist kurz irritiert, dann jedoch beginnt sie zu strahlen. Ich glaube,  das Gefühl der Verbundenheit und das Füreinander da sein, tut ihr sehr gut. Sie winkt nach oben. Ich drücke ihre Hand, bevor wir uns in einer Reihe aufstellen und nach Happy den Weg in die Halle antreten. 

Höchst konzentriert absolvieren wir unsere Gruppenübung. Zufrieden gehen wir wieder nach hinten in den Aufwärmbereich. Sobald wir außer Sichtweite der Wettkampfrichter sind, geht das Gequassel und Gekicher los. Wir sind allesamt stolz auf unsere Leistung. 

Larissa und ich holen uns eine Kleinigkeit zu essen und trinken. Wir setzen uns etwas abseits. 

"Wie geht es dir?" fragend schaue ich sie an. 

"Gut", gibt sie zurück und beißt  in ihr Brötchen. 

"Habt ihr nochmal gesprochen?"

"Du meinst Chris und ich?" Ich nicke ihr zu.

"Nicht darüber. Aber gestern. Es war schön, dass ihr alle für mich da wart!" Sie lächelt mir zu.

"Wirst du zu Raik gehen?"

"Hattest du gestern eine gute Session?", fragt sie zurück. Ich schaue sie vielsagend an. Anscheinend will sie darüber nicht sprechen. 

"Ja, die hatte ich. Die haben sogar einen Little-Bereich im Club!", sage ich begeistert. 

"Das freut mich!" Sie lächelt mir zu. Aber das Lächeln erreicht dieses Mal ihre Augen nicht. "Du, ich brauche noch einen Moment vor dem Einzel!"

"Alles klar!" Ich schaue ihr nach und geselle mich dann zu den anderen. Außer Larissa und mir hat nur Toni, also Antonia ein Einzel. Sie ist sehr aufgeregt und hibbelig. Ich lächle ihr zu und gehe die Übung  mit ihr auf dem Übungspferd durch. Als sie ihren Abgang macht, passiert es allerdings. Sie kommt etwas schräg auf dem Boden auf und knickt um. 

"Aua!", ruft die leise und umklammert ihren Knöchel. Ich setze mich zu ihr auf den Boden. 

"Kannst du deinen Knöchel bewegen?" Sie versucht es, verzieht aber dann schmerzerfüllt das Gesicht. "Ich hole kurz Chris und Marc!", sage ich und schaue sie einfühlsam an. Schnell flitze ich nach vorne und gebe den beiden Bescheid. 

"Toni hat sich am Knöchel verletzt!", sage ich eilig. Die beiden stehen auf und eilen mit ihren Rucksäcken nach hinten. 

"Toni, was machst du denn für Sachen?" Chris lächelt sie an und setzt sich vor sie. Tränen strömen über ihr Gesicht. "Na komm. Wir schauen mal, ja?" Währenddessen zieht Marc ihr vorsichtig die Schläppchen aus. Toni verzieht ihr Gesicht. 

"Aua!"

"Ist dir übel, Toni?", fragt Marc und schaut sie aufmerksam an. 

"Nein.Das geht!" Ich gebe dir trotzdem mal einen Traubenzucker. Das hilft dem Kreislauf!" Er lächelt ihr zu und lenkt sie so gut wie möglich ab, während Chris vorsichtig das Gelenk untersucht. 

"Also gebrochen ist nichts. Ich denke, dass das eine Zerrung ist. Wir probieren jetzt folgendes: Ich tape dir das Gelenk und du schaust, wie es geht. Das mache ich nur unter der Bedingung, dass wir nachher in die Klinik fahren!"

"Okay. Ich will nur unbedingt antreten!"

"Wir probieren es."  Ich betrachte, wie Marc das Gelenk sanft festhält, während Chris mit geübten Handgriffen die Klebestreifen anbringt. Dann zieht er ihr die Schläppchen wieder drüber. "Steh mal vorsichtig auf!" Langsam belastet Toni das Gelenk. Das ganze Team schaut voller Anspannung zu. Toni beginnt zu strahlen. 

"Wie neu!" Stürmisch umarmt sie Chris. "Danke!" Keine Sekunde zu früh, denn schon wird sie aufgerufen. Tatsächlich läuft sie relativ leichtfüßig zum Eingang der Wettbewerbshalle und beginnt dort ihre Übung zu turnen. 



***Wie ihr ja alle wisst, ist letzte Woche Halbgötter ohne Weiß herausgekommen. Ihr würdet mir wirklich sehr sehr helfen, wenn ihr auf Amazon eine Rezension oder Sternchen hinterlasst.***

Rezept auf UmwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt