Ich schwebe immer noch ein bisschen nach dem gestrigen Abend. Es war einfach zu schön! Ich habe mich so unendlich wohl gefühlt und mein Kopfkino hat sich 100-fach bestätigt. Ich freue mich schon auf unseren nächsten Besuch dort! Auch der Wettkampf heute war interessant auch wenn ich mich, nach der eher kurzen Nacht heute, schon sehr auf ein Mittagsschläfchen mit meinem Liebsten freue. Ich laufe die Treppen herunter zu den Toiletten und halte Ausschau nach Amelie.
"Amelie?", rufe ich in die Kabinen. Es ist keine der Kabinen besetzt. Wo kann sie denn nur sein? Ich gehe wieder aus dem Sanitärgebäude und laufe nach draußen. Vielleicht ist sie ja da irgendwo. Raik schaut mich fragend an. Ich schüttle den Kopf. Seine Mimik spricht Bände.
"Ich hätte sie nicht alleine gehen lassen dürfen!", er rauft sich die Haare. Auch die anderen werden nun auf uns aufmerksam.
"Was ist denn los?", fragt Sophie.
"Amelie ist verschwunden!", sage ich.
"Sie wird bestimmt gleich wieder auftauchen!", gibt Nathan beruhigend zurück.
"Wer weiß, ob sie irgendwo liegt!", knurrt Raik.
"Warum denkst du das?", fragt Nathan in abwartend.
"Weil sie vorher starke Schmerzen hatte! Und mein liebster Praxispartner mir nicht sagen möchte, was sie hat!", gibt Raik aufgebracht zurück. So aufgelöst habe ich ihn erst selten gesehen. Ihm scheint tatsächlich etwas an Amelie zu liegen.
Nathan tauscht einen Blick mit Max. Raik registriert das natürlich und geht auf Nathan zu. "Du weißt also auch, was los ist! Toll! Einfach toll!" Das er nicht mit dem Fuß aufstampft ist auch alles. Wenn es nicht um Amelie gehen würde, wäre es direkt lustig.
"Was ist denn los?", fragt eine blasse Amelie, die gerade um die Ecke kommt. Raik geht mit großen Schritten auf sie zu und legt ihr die Hände auf die Schultern.
"Wo warst du? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!" Sein Blick ist stählern, sein Griff um ihre Schultern fest. Amelie tut mir fast ein bisschen leid.
"Auf der Toilette und danach noch ein paar Schritte spazieren!", sagt sie leise. Raik zieht sie in seine Arme und hält sie fest. Tief inhaliert er den Duft ihres Haars.
"Ich mache mir Sorgen um dich. Keiner sagt mir, was mit dir los ist!" Vorwurfsvoll schaut er in die Runde. Auch Chris, Larissa und Sammy erreichen nun unseren kleinen Kreis.
"Glückwunsch ihr zwei!" Ich lächle Larissa und Sammy an.
"Danke!", sagen die zwei wie aus einem Mund und grinsen sich dann an.
"Wo ist Marc?"
"Er bringt Toni, unsere dritte Teamkollegin noch zum Röntgen in die Klinik!"
"Für wen hast du denn die Schmerzmittel gebraucht?", fragt Chris Max.
"Amelie!", antwortet dieser kurz. Chris dreht sich zu Amelie um und sucht ihren Blick.
"Wie es aussieht, haben die nicht so gut geholfen...", Er nimmt ihr Handgelenk zwischen seine Finger.
"Dein Puls rast!", er verzieht sorgenvoll das Gesicht. "Mag mich mal jemand aufklären?", fragend schaut er Max an.
"Ja, das fände ich auch interessant!", gibt Raik zu verstehen.
Amelie verdreht die Augen. "Ich will nach Hause, bitte!", sagt sie eindringlich zu mir und lehnt sich kurz an mich. Ich lege einen Arm um ihre Schulter.
"Amore?" Max sieht uns nachdenklich an. Er beißt sich auf die Lippe und lässt seine Finger knacken. Das macht er immer, wenn er über etwas hirnt.
"Amelie, ich möchte ein Konsil einberufen." Er sieht Amelie ernst an.
"Und ich will nach Hause!", antwortet diese bockig.
"Um dich dann doch wieder mit Ibu vollzustopfen!" Er sieht sie nun wütend an.
"Das hilft wenigstens. Im Gegensatz zu den anderen Tabletten!" Amelies Stimme wackelt. Sie ist kurz davor in Tränen auszubrechen.
"Okay, jetzt beruhigen wir uns alle mal!", schaltet sich Chris ein und schafft es, dass zumindest alle einen Moment die Klappe halten.
"Amelie, weißt du, was ein Konsil ist?" sanft nimmt er sie an der Hand und setzt sie auf eine der Bierbänke. Die anderen bilden einen schützenden Kreis um sie herum. Amelie schüttelt den Kopf und schaut zu Boden.
"Dabei holt sich der behandelnde Hausarzt, in deinem Fall also Max, Hilfe von anderen Fachärzten um Lösungen für ein Problem zu finden. Hört sich das für dich schlimm an?"
"Nein!", gibt Amelie leise zurück.
"Gut, dann musst du aber Max die Möglichkeit geben, über deinen Fall zu sprechen. Ist das in Ordnung für dich?" Amelie hadert sichtlich. Schließlich nickt sie allerdings und gibt so ihre Zustimmung.
"Also Amelie, ich möchte dann Nathan als Gynäkologen und Chris als Schmerzmediziner mit im Boot haben", sagt Max. "Von mir aus auch gerne noch einen Alternativmediziner, wobei ich da momentan keine konkrete Adresse habe!"
"Wir haben eine im Haus, Dani ist sehr fähig!", merkt Daniel an. "Falls es auch um eine urologische Baustelle geht, wie es manchmal bei dem von mir vermuteten Krankheitsbild der Fall ist, dann könnt ihr euch gerne melden. Wir sind für dich da, Amelie!"
Ich setze mich neben Amelie und nehme sie in den Arm. Sanft streiche ich ihre Tränen zur Seite. "Wir finden einen Weg!" Amelie nickt. Gemeinsam stehen wir auf und gehen aus der Halle. Was für ein emotional aufwühlendes Wochenende!
*** So, mehr gibt es heute aber nicht 😅. Aus welchen der Ärzte würdet ihr euer eigenes Wunschkonsil zusammenstellen?***
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Rezept auf Umwegen
RomantizmDiese Geschichte ist ein kleiner Seitenast der "Herz"- Bücher. Eigentlich war sie nur als Kurzgeschichte gedacht, jedoch hatten meine Charaktere wieder mal ihren eigenen Willen :). Sie verläuft nicht linear wie die anderen Geschichten, sondern weiß...