Rezept auf Umwegen

Kapitel 32

Aus Amelies Perspektive

Es ist total nett, dass Larissa mich gefragt hat, ob ich Lust auf einen kleinen Spaziergang habe. Ich denke, das wird meinem Körper gut tun. Wir schlendern durch den Wald und das Gespräch zwischen uns plätschert so dahin. 

"Wie lange kennst du Raik denn schon?", fragt sie mich. 

"Seit gestern...", sage ich vielsagend. Larissa schaut mich irritiert an. 

"Okay, dafür seid ihr aber schon ganz schön intim, oder?" Aha. Mein kleiner Unfall mit ihm hat sich also schon herumgesprochen. Peinlich. 

"Pff. Kann man nicht so sagen. Chiara hat mich ja bei ihm in der Wohnung untergebracht und ich bin sicher, dass sie da entsprechende Hintergedanken hatte. Aber das wird nicht passieren. NIE!", gebe ich zurück. 

"Ach so. Ich dachte ihr kennt euch schon länger, nachdem er dir heute morgen einen Einlauf verabreicht hat!"

"DAS IST SO PEINLICH!" Ich schlage die Hände vor das Gesicht.

"Ach sonst bin ich immer diejenige, der so etwas passiert!" Larissa lacht leise.

"Echt?"

"Echt!"

"Puh. Und er ist mir einfach echt unheimlich. Ich meine er ist Psychiater... hallo!"

"Ja, das kann ich nachvollziehen! Er scheint einen einfach bis aufs Tiefste zu durchleuchten, wenn er einen anschaut. Aber er ist schon auch ein bisschen heiß, so auf eine verbotene Art!", sagt Larissa lächelnd. 

"Oh ja. Das ist er. Aber, nein, also trotzdem nicht!"

"Was nicht ist, kann ja noch werden!" 

"Nee. Also davor fresse ich einen Besen!", sage ich und schaue Larissa ernst an. "Da wäre mir so einer wie dein Chris lieber."

"Ich musste verdammt viele Besen fressen, bevor ich den gefunden habe!", sagt sie leise und ein Schatten geht über ihr Gesicht. 

"Oh, das hört sich schlimm an!"

"Ja, es war nicht schön. Aber jetzt kann ich es langsam wieder zulassen, glücklich zu sein! Und das ist ein sehr gutes Gefühl!"

"Das glaube ich dir sofort!"  Wir erreichen wieder die Waldlichtung, auf der der Hof von Raik steht. Aus der anderen Richtung kommt ein Bus angefahren mit einem Bikeanhänger. 

"Oh die Mädels sind zurück! Ich bin gespannt, wie es war!", sagt Larissa. "Ich wäre zu gerne dabei gewesen!" 

"Ja, ich auch. Aber noch mehr Aussetzer kann ich mir echt nicht leisten!" 

"Aber echt! Jetzt ist mal jemand anderes dran", antwortet Larissa und lächelt mir zu. 

Die Mädels steigen Stück für Stück aus und verabschieden sich von den Guides. Chiara sieht etwas mitgenommen aus. 

"Hey Süße, was ist denn mit dir passiert?"

"Mich hat es gelegt. Alles nicht so schlimm!", gibt sie zurück. Ich finde allerdings, dass sie nicht so fit aussieht. "Ich freue mich jetzt auf eine Dusche und danach einen Sekt!" Sie grinst in die Runde. Die zwei Busse fahren davon. Von den Männern ist nichts zu sehen. Wahrscheinlich sind sie noch in der Sauna. 

Ich lege einen Arm um Chiara, die etwas schwankt. "Komm ich bringe dich mal nach oben!" 

"Bis nachher, Mädels!", ruft sie noch. Sie stützt sich ganz schön auf mich, als wir die Treppen hochlaufen. 

"Soll ich Max Bescheid geben?"

"Nein. Erstmal nicht. Ich dusche jetzt mal und dann sieht die Welt schon besser aus."

"Sicher?"
"Ganz sicher!"