Ich atme auf, als ich endlich wieder vor der Türe stehe.
„Danke fürs Retten!", sage ich aus tiefstem Herzen. „So einen Scheißtag!", fluche ich leise. Ich schaue auf die Uhr. „Du musst wieder zur Arbeit. Die Mittagspause ist schon um!"
„Nee. Wir haben einen Termin! Komm, steig ein!" Chiaras Flitzer ist dreist im Halteverbot geparkt. Ich schüttle den Kopf."
„Chiara? Was für einen Termin?" Sie wartet, bis ich eingestiegen bin und gibt dann Vollgas. Ich klammere mich an dem Haltegriff fest. Sie lächelt mir zu, sagt aber kein Wort und fährt durch die Stadt
„Wieso weiß ich eigentlich nichts von deinen Plänen für deinen Geburtstag?", frage ich sie etwas sauer.
„Oh, hat Amore gepetzt? Idiota!"
„Ich bin da übrigens nicht dabei!"
„Natürlich bist du dabei!", sie setzt ihren Schmollmund auf und ich seufze leise. „Das wird schön. Meine Freunde, Amores Freunde. Die sind nett. Glaub mir!"
Wir halten vor einem etwas höheren Haus und fahren kurz darauf in die Tiefgarage. Ich muss mir wohl wirklich eine gute Ausrede einfallen lassen, wenn ich da nicht mit möchte.
„Was machen wir hier?"
„Na, wir fahren zu Nathan. Er schiebt dich dazwischen!"
„Was?"
„Si."
„Chiara, dass kannst du nicht machen!"
„si posso. Natürlich kann ich das. Aussteigen!", kommandiert sie im Feldwebelton. Wir fahren gemeinsam nach oben, ruck zuck betreten wir die Praxis und werden in eines der Sprechzimmer gelotst. Warum hat Chiara eigentlich immer so derart leichtes Spiel mit mir? Kurz darauf betritt ein ziemlich großer, eigentlich recht freundlich aussehender Mann den Raum. Chiara begrüßt ihn mit einem Küsschen. Dann wendet sie sich mir zu.
„Cara, ich muss. Ich habe einen wichtigen Termin. Aber Nathan wird gut auf dich aufpassen!" Ich schlucke trocken. Aus der Sache komme ich wohl nicht mehr so einfach raus. Sie winkt Nathan nochmal zu, drückt mir die Schulter und verlässt dann das Zimmer. Ich bekomme eine leichte Gänsehaut, als Nathan und ich schließlich alleine im Raum sind.
„Amelie? Ich darf dich doch so nennen, oder?"
„Ähm. Ja."
„Gut, wo drückt der Schuh? Max sagte, dass du eine starke Regelblutung hast und das immer wieder auch von Übelkeit und Schmerzen begleitet wird?"
„Ja, das stimmt soweit!", sage ich schüchtern.
„Okay, dann stelle ich dir mal ein paar Fragen, bis wir dann genaueres wissen, ja?"
„Geht in Ordnung..."Die darauf folgenden Minuten sind gefüllt von intimen und weniger intimen Fragen. Nathan bleibt jedoch sichtlich professionell und macht eigentlich einen ziemlich sympathischen Eindruck. Ich verstehe, dass Chiara ihn mag. Im Anschluss daran, folgt die Untersuchung. Er ist ziemlich vorsichtig und ich bin sogar einigermaßen entspannt, trotz Regel, was das Ganze nicht unbedingt angenehmer macht. Schließlich sitzen wir wieder im Sprechzimmer.
„Also. Ich würde sagen, dass die Diagnose Endometriose zweifelsfrei im Raum steht. Um das zu bestätigen, machen wir eine Endoskopie. Dabei setze ich einen kleinen Schnitt in die Bauchwand und führe ein Instrument ein...", beginnt er seine Ausführungen.
„Ähm stop!",unterbreche ich seinen Redefluss. „Verstehe ich das richtig? Du willst mich operieren?"
„Ja, genau. Damit wir Klarheit haben!"
„Das will ich nicht!"
„Wie?", verwirrt schaut er mich an.
„Ich möchte da noch eine Alternativmeinung!", stelle ich fest. Nathan lehnt sich in seinem Stuhl zurück.
„Klar, jederzeit!" Er schaut mich abwartend an. Ich spüre aber, dass er etwas angefressen ist.
„Und ich würde da gerne mal einen Alternativmediziner draufschauen lassen...", lasse ich die Katze vorsichtig aus dem Sack. Nathan lässt leise pfeifend die Luft raus.
„Wenn du willst. Dann sind wir hier ja fertig. Ich schicke Max die Unterlagen zu."
„Okay." Er steht auf und reicht mir seine Hand. Sein Händedruck ist sehr angenehm. Fest, aber nicht zu fest.
„Wir haben hier, ziemlich frisch, eine Heilpraktikerin im Haus.Vielleicht wäre sie eine Anlaufstelle für dich. Viel Glück!" Damit verlässt er den Raum. Wieso habe ich das Gefühl, dass meine Äußerungen in die alternative Richtung noch Konsequenzen nach sich ziehen werden?
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Rezept auf Umwegen
RomantizmDiese Geschichte ist ein kleiner Seitenast der "Herz"- Bücher. Eigentlich war sie nur als Kurzgeschichte gedacht, jedoch hatten meine Charaktere wieder mal ihren eigenen Willen :). Sie verläuft nicht linear wie die anderen Geschichten, sondern weiß...