Langsam laufe ich durch das Haus. Ich habe das Gefühl, dass ich meinen Körper im Ganzen gerade viel mehr wahrnehme. Malik hat mich tatsächlich einmal auf den Kopf gestellt. Ich spüre, dass ich Hunger habe. Dementsprechend beschließe ich, nicht mehr vor dem Essen ins Zimmer zu gehen, sondern direkt in den Speisesaal. Ich hole meine Sonderkost direkt vorne an der Küche ab und setze mich etwas abseits. Es ist sonderbar kein Handy dabei zu haben, mit dem ich jetzt rumscrollen kann. Auf der anderen Seite isst man so wirklich bewusster und es ist interessant die anderen Menschen zu betrachten. Meine Gedanken wandern wieder zu der Osteopathie. Soll ich das wirklich machen lassen? Ich meine Nathan hat mich ja auch schon abgetastet und es war nicht schlimm. Mir ist mittlerweile schon klar, dass ich um die Laparoskopie nicht herumkomme. Aber vielleicht gibt es zumindest andere Wege als ständige OPs?
Ein Mann, vielleicht Mitte 60 steht neben mir mit einem Tablett in der Hand. Er lächelt mich freundlich an.
"Dürfte ich mich zu Ihnen setzen?"
"Ähm. Ja, natürlich!" Ich lächle ihm zu. "Ich bin ohnehin fast fertig!"
"Oh. Ich freue mich über Gesellschaft!" Wieder lächelt er mir zu. Ich lehne mich zurück. Der Mann strahlt irgendwie etwas Beruhigendes aus. Ich betrachte ihn. Er hat, für sein Alter, noch ein ganz schön athletisches Äußeres. Er wirkt gepflegt. Eigentlich bin ich satt, trotzdem esse ich noch das Schälchen Obstsalat. Ich spüre, wie ich müde werde. Der Tag hatte es auch echt in sich! Das ich heute Abend hier sitze, damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Jetzt ein Espresso, das wäre es. Aber nein. Der steht ja leider nicht auf meiner Liste. Ich seufze leise.
"So schwere Gedanken?" Er schaut mich ruhig an. Ich zucke etwas hilflos mit den Schultern. Er lächelt erneut. Kleine Fältchen überziehen sein leicht gebräuntes Gesicht. Er könnte mein Vater sein!
"Beziehungsprobleme
"Ach ja. Auch! Wenn es wenigstens so wäre", sage ich etwas schüchtern. Ich kann doch nicht vor dem Mann meine ganze Geschichte auspacken.
"Ich habe Zeit!" Er faltet die Hände in seinem Schoß und lächelt mich beruhigend an. Irgendetwas geht von ihm aus. Ich kann es nur nicht fassen.
"Und ich bin müde!", sage ich leise.
"Darf ich Ihnen noch einen kleinen Rat mitgeben?" Er schaut mich mit seinen leuchtenden Augen an.
"Ja, gerne!" Ich suche seinen Blick.
"Er ist der Richtige, wenn er Ihr empfindsames Herz in seine Hände nimmt und es so lange hält, bis es sich für Sie richtig anfühlt." Mit diesem Satz steht er auf, nimmt sein Tablett in die Hand und verlässt den Tisch, nicht ohne mir nochmal zuzulächeln.
Na toll. Und was mache ich jetzt mit dieser Aussage? Dann ist Raik ja eigentlich nicht der Richtige, oder? Schließlich hat er mir ja ein Ultimatum gestellt. Eines, das sich gewaschen hat. Wenn ich allerdings in mich hineinfühle, spüre ich, dass nicht er der begrenzende Faktor ist, sondern ich. Dieses Eingeständnis macht es jetzt auch nicht einfacher. Fühlt es sich denn richtig mit ihm an? JA!, das tut es. Seufzend stehe ich auf und bringe mein Tablett weg. Mein Körper fühlt sich müde und mein Geist hellwach an. Tolle Mischung! Ich hoffe, Chiara hat mir wenigstens ein schönes Buch eingepackt!
***Kommt gut in die neue Woche!***
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Rezept auf Umwegen
RomanceDiese Geschichte ist ein kleiner Seitenast der "Herz"- Bücher. Eigentlich war sie nur als Kurzgeschichte gedacht, jedoch hatten meine Charaktere wieder mal ihren eigenen Willen :). Sie verläuft nicht linear wie die anderen Geschichten, sondern weiß...