𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟑

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~Annalena's Sicht

Robert und ich ziehen beide die Laptops aus der Tasche, nehmen uns beide das jeweilige Ladekabel. Denn inzwischen haben wir in unseren Büros, sowie hier im „gemeinsamen" unsere Dinge herumliegen. In meinem Büro liegen beispielsweise einige Kondome von Robert herum, ein Hemd von ihm hängt bei einigen meiner Kleider, aber auch sein Lieblingswein steht im Schrank. In seinem Büro hingegen stehen von mir ein paar High Heels und ein paar Sneakers.

Im Schrank sollte noch ein schwarzes Kleid hängen sowie ein Beutel zum Duschen. Das heiße Wasser rinnt nach einem endlos erscheinenden Tag über meine verspannten Schultern. Ich schließe die Augen, atme aus und versuche das wärmende Gefühl in mir aufzunehmen, denn der Winter hat mich durchgefroren.

Der Schnee kam plötzlich, ich habe es nur noch ins Wirtschaftsministerium geschafft, nicht mehr in mein eigenes Ministerium. Aber dafür habe ich ja Robert, ich weiß, dass ich hier immer herkommen kann. Ich bin immer willkommen, auch heute wieder, meine Faust berührt die Eichenholztür, eine leichte Kälte durchfährt mich. Seufzend öffne ich die Tür und schaue dann auf die Couch, dort liegt ein schlafender Robert Habeck, grinsend nehme ich eine Decke aus der Kiste, schaue mich um und schlage die Decke auf. Seufzend öffne ich seine Krawatte, löse die Schnürsenkel und ziehe ihm vorsichtig die Schuhe aus, nicht einmal davon wird der Minister wach. „Du bist definitiv zu müde", flüstere ich, decke ihn zu und gehe dann leise duschen.


„Anna? Wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken?", erschrocken zucke ich zusammen und schaue zu Robert, inzwischen löse ich langsam den Blick von der Stadt und drehe mich zum honigblonden.

„Ach du... ein kleiner Tagtraum... passiert öfter, wenn ich schlecht schlafe", seufzend fahre ich mir durch die Haare und atme dann aus.

„Hast du deine Rede vorbereitet?", grinsend nicke ich und deute auf den Schreibtisch, dort liegt ein unordentlich gefalteter Zettel.

„Ob du es jemals noch schaffst, das ordentlich aufzuschreiben?", musternd lasse Ich meinen Blick über Roberts Gesicht gleiten und beginne ihn regelrecht auszulachen.

„Ja genau, und das will mir ausgerechnet der Mann sagen, der schlimmer als ein Arzt schreibt. Ja'ne ist klar, aber ja, ja ich habe meine Rede und ja ich kann Sie auch...", Robert schlägt mir spielerisch gegen die Schulter, lachend schüttle ich den Kopf und binde dann die verwuschelten Haare wieder zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen.


~Robert's Sicht

Als Annalena nach vorne zum Rednerpult läuft, ruht mein Blick auf ihrer Jeans, auf dem Pullover. Ihr Blick sucht mich, aufmunternd nicke ich ihr zu.

„Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen... Wahrscheinlich fragen Sie sich, wieso ich heute mit einer Jeans mit Löchern in den Knien, mit einem Hoodie und mit Sneakern in den Bundestag komme.
Das hat einen speziellen Grund. Ich kann Ihnen sagen, hier läuft sehr viel schief. Verkaufen Waffen, aber wollen keinen Krieg. Finden Feminismus lustig, weil sie es nicht so sehen, weil sie es nicht so spüren. Doch wenn ich Paul, Moritz, Lukas oder ähnlich heißen würde, würde ich um einiges mehr verdienen.
Sie sagen: „Du bist eine Frau, pass nachts draußen auf" Der Rock ist ganz kurz und die Typen zu blau.
Wir schicken Leute ins Gefängnis, für das Konsumieren von Gras und anderen Substanzen, rauchen, die Drogen, doch Alkohol zelebrieren, mit Spots im TV. Warum halten alle in der Bahn Abstand. Und warum muss mich jeder anstarren?
Ich will hier weg wegen der Faschos Nachbarn. Aber die Wohnung kriege ich nicht mit diesem Nachnamen.
Also sagen sie mir, ist das fair? Ich kann ihnen sagen, hier läuft sehr viel schief meine Damen und Herren, Affenlaute bei einem Fußballspiel, oder bei einer Rede von Reihen der AfD. Sind sie irgendwie auf dem rechten Auge blind, weil sie es nicht sehen?
Die letzten Worte: „I can't breathe" Rest in peace. Kinder gehen auf die Straßen wegen Frust, weil sie etwas verändern wollen. Trotzdem ballern wir an Neujahr hundert Millionen, umweltschädliche Gase und ähnliches in die Luft. Leben in einer virtuellen Welt, sind auf der Flucht. Das Traurige daran ist, Kinder, Kinder müssen immer die besten Markenkleider haben, anders sind sie uncool, werden gemobbt.
Warum stört sie das Kopftuch einer Mutter, die ihr Kind genauso liebt, wie es wir tun? Warum werden Frauen direkt verurteilt, wenn sie wenig anhaben, wenn sie viel Sex haben, sie werden direkt als Flittchen, als Hure, als Besitzstück abgestempelt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Frage ist sehr derbe ausgedrückt, doch anders kann man es leider nicht beschreiben. Sagen Sie mir, wieso ihnen ein Flüchtling, ein Mensch, der Hilfe in unserem Land sucht, derjenige ist, der Ihnen Angst macht. Wieso sind es nicht die narzisstischen Verhaltensmuster aus Reihen der AfD, wieso wird diese beleidigende, herablassende Art akzeptiert?
Also bitte meine Damen und Herren, da haben wir wieder einmal das beste Beispiel, Nein Herr Gauland, das hat absolut nichts mit feministischer Außenpolitik zu tun, sowas nennt sich auch einfach nur eine Seele und ein Herz haben.
Sie merken, dass dieses kindische Verhalten der AfD nicht dazu führt, dass wir gemeinsame Lösungen finden, es hält uns auf, erschwert uns die Arbeit. Also meine Damen und Herren, wieso ist genau das fair?"

𝐃𝐢𝐞 𝐁𝐫𝐢𝐞𝐬𝐞 𝐝𝐞𝐬 𝐍𝐨𝐫𝐝𝐞𝐧𝐬✨Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt