FOUR

575 29 3
                                    

Als ich Donnie's Bürotür hinter mir zugezogen habe, möchte ich nichts mehr als mich endlich zu verdrücken

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Als ich Donnie's Bürotür hinter mir zugezogen habe, möchte ich nichts mehr als mich endlich zu verdrücken. Die Schuhe und die Perücke haben nämlich wie verrückt gekniffen und ihre Spuren auf meinem Körper hinterlassen. Außerdem ist meine Laune nach diesem ärgerlichen Wortgefecht, nicht gerade auf dem Höhepunkt. Ich krame in meiner Tasche nach meinem Handy, kann es allerdings nicht finden. Ein wütendes Fauchen verlässt meine Kehle und mir fällt ein, dass mein Telefon wohl noch auf meinem Platz am Schminktisch liegen muss, also mache ich auf dem Ansatz kehrt und zwinge meine schmerzenden Füße dazu, noch eine Ehrenrunde durch den Club zu drehen. Als ich die Umkleide betrete verpufft mein Ärger allerdings sofort und ich werde von Sorge übermannt. Um den Platz von Shira hat sich eine richtige Traube gebildet. Kolleginnen, Barkeeper und Türsteher tummeln sich um meine Freundin, die beim näheren Betrachten fürchterlich mitgenommen aussieht. Ich eile auf sie zu und zwänge mich an den Leuten vorbei. Als ich ihren Namen laut ausspreche, hebt sie den Kopf und unsere Blicke treffen sich im Spiegel. Oh Gott! Was ist mit ihr passiert?

Ein Keuchen entkommt mir und ich starre in das geschwollene, blutende Gesicht meiner Kollegin.
Ich lasse mich auf den Sessel neben sie fallen und starre sie geschockt an.
„Was ist passiert? Wer hat dir das angetan?" flüstere ich und greife nach ihrer zitternden Hand. Aus ihren geschwollenen Augen treten dicke Tränen hervor und laufen ihr Gesicht hinunter. Die Türsteher scheuchen derweilen die anderen Tänzerinnen und Barkeeper davon, damit wir Zeit zu reden haben.

„Der VIP-Gast war nicht hier, um sich einen Tanz von mir geben zu lassen..." beginnt sie mit schwacher Stimme und ich gebe ihr einen Moment, als sie erneut zu weinen beginnt. Als sie sich einigermaßen gefangen hat, atmet sie ein paar Mal tief durch und beginnt erneut.
„Es war einer der Typen, denen Rey Geld schuldet. Er hat mich gefunden und mich zusammengeschlagen, ehe Burke dazwischen gehen konnte. Der Typ will 50.000 Dollar haben und dass bis Ende des Monats, sonst kommt er zurück..."
Erneut bricht sie in Tränen aus und ihre geplatzte Lippe fängt wieder zu bluten an. Ich krame nach einem Taschentuch, befeuchte es im Wasserkrug der vor uns steht und halte es ihr an den Mund. Shira stützt ihren Kopf auf die Hand und mich zerreißt es beinahe zu sehen, wie hoffnungslos sie ist.
„Wie soll ich nur so viel Geld, in so kurzer Zeit verdienen? Nicht einmal wenn ich jeden Tag und jede Nacht hier schufte, würde ich das schaffen..." sie schluchzt und vergräbt ihr Gesicht in den Händen. Mir wird übel, wenn ich bedenke, wie klein meine Sorgen im Vergleich zu den ihren sind.

„Ich kann dir das Geld geben." höre ich mich sagen und sie reißt ihren Kopf zu mir. Geschockt starrt sie mich für eine Sekunde an, ehe sie anfängt ihren Kopf zu schütteln.
„Nein, das ist wirklich lieb von dir aber das möchte ich nicht!"
Ich ergreife nun beide ihrer Hände und drücke sie aufmunternd.
„Shira, sei nicht albern... Ich sage es dir, ich hab das Geld und ich gebe es dir gerne..." versuche ich sie zu überzeugen aber sie schüttelt wieder nur den Kopf.
„Nein, das ist mein Problem, Vögelchen. Ich schaff das schon irgendwie..." murmelt sie und erhebt sich zischend und greift an ihre Rippen. Louis, einer unserer Barkeeper ist zu uns gekommen und stützt Shira.
„Lou bringt mich nach Hause. Ach und Vögelchen?" fragt sie und ich sehe ihr abwartend in die Augen. „Du wirst meine Schulden nicht bezahlen, haben wir uns verstanden?" sagt sie mit Nachdruck und schenkt mir einen Blick, der keine Wiederrede duldet. Ich nicke ihr unglücklich zu und sehe wie sie den Raum verlässt. Eine Weile sitze ich wie angewurzelt auf meinem Platz und zermartere mir den Kopf, wie ich Shira nur helfen könnte. Da geht Donnie weiter hinten an uns vorbei und ich sitze plötzlich kerzengerade da. Eine Idee nimmt in meinem Kopf Gestalt an und ich springe energiegeladen auf. Ich laufe meinem Chef in die Richtung nach in die er verschwunden ist und ziehe ihm am Ärmel als ich ihn endlich eingeholt habe. Donnie betrachtet mich irritiert und bevor er mich fragen kann, was zum Teufel bloß in mich gefahren ist, plappere ich auch schon los.

„Ich mache es!" Sprudeln die Worte nur so aus meinem Mund und der seine formt ein erleichtertes und zufriedenes Lächeln. „Aber ich habe 3 Bedingungen. Erstens, muss er den Lohn pro Abend verdoppeln. Zweitens, es gibt keine anderen Gefälligkeiten. Kein anfasst, keine sexuellen Handlungen, nada!"
Donnie nickt wie verrückt und lächelt wie ein Kind an Weihnachten. „Und drittens, meinen Lohn wirst du auf das Konto von Shira überweisen..." als ich das ausspreche, klappt ihm der Mund auf und seine Augen weiten sich.
„Aber, wieso? Hä? Was?" stammelt er verwirrt und kratzt sich seinen Kopf.
„Egal, warum. Du wirst es tun und du darfst ihr nicht sagen woher das Geld kommt! Sag einfach, ein zufriedener Kunde, der anonym bleiben will, zahlt ihr so viel Trinkgeld. Alles klar Donnie?" frage ich ihn und beobachte wie er kurz überlegt und erleichtert ausatmet.

„Das mit der Bezahlung muss ich erst mit dem Kunden abklären, aber wenn er darauf einsteigt, machen wir es so wie du es willst, Täubchen." sagt er und schüttelt zwar ungläubig seinen Kopf, aber dass er mir zustimmt, verschafft mir zum ersten Mal am heutigen Abend Erleichterung.

The Night SparrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt