THIRTY-FOUR

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Nach einer gefühlten Ewigkeit betreten wir gemeinsam die Suit, die Theodor für diese Nacht gebucht hat

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Nach einer gefühlten Ewigkeit betreten wir gemeinsam die Suit, die Theodor für diese Nacht gebucht hat. Es wirkt fürchterlich teuer und luxuriös. Alles in diesem Raum ist in den verschiedensten Beige und Creme-Tönen eingerichtet und gestrichen worden. Das warme Weiß der Lampen, lässt alles, trotz der Dekadenz, heimelig wirken. Doch auf mich wirkt es bedrohlich und ein wenig gefährlich. Ich hätte nicht so einfach einwilligen sollen.
Theodor schiebt mich mit der Hand über die Schwelle des Zimmers, damit er hinter mir die Tür schließen kann und ich werde plötzlich nervös.

Was tue ich hier bloß? Das Licht erhellt mein Gesicht viel zu sehr und die Gefahr, dass er mich erkennt, steigt mit jeder Sekunde.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, haftet ein bitterer Geschmack auf meiner Zunge. Die Art wie mich der Concierge angesehen hat, als er Theodors Reservierung verbucht hat, hat Beschämen in mir ausgelöst. Ich schlucke den dicken Kloß hinunter und gehe auf das große Fenster zu, dessen Tür auf die große Dachterrasse hinausführt. Ich brauche frische Luft und weniger Licht!
Ich drücke die schnalle herunter und drücke die Tür auf. Sofort weht mir eine Brise entgegen und kühlt meine erhitzte Haut.
Ich trete hinaus und blicke über die glitzernde Stadt, ehe ich die Wärme von Theodors Körper dicht hinter mir wahrnehmen kann.
Er streift mein Ohr mit seinem Mund, als er sich zu mir beugt.
„Ich geh blosz kursz unter die Dusche. Geh nijcht weg...", haucht er und ich bekomme sofort Gänsehaut. Ob es wegen der kühlen Luft oder der Nähe zu ihm ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich nicke bloß und halte meinen Blick starr auf die Stadt gerichtet.
Er entfernt sich von mir und ich kann gleich viel besser atmen.
Ich höre wie er durchs Zimmer schlürft und eine Tür zufallen.

Tief atmend, versuche ich meine Nerven zu beruhigen und umklammere das eiserne Geländer mit den Fingern. Der Klang des Verkehrs und der Violinenmusik, aus dem Garten dringen an meine Ohren. Es wirkt alles so lebendig und beruhigend auf mich und ich schließe genießerisch die Augen.

„Ich enttäusche sie alle... Immer zu...", geistern Theodors Worte durch meine Gedanken und ich zucke zusammen. Was oder wen, hat er bloß damit gemeint?
Die Erinnerung an die Verletzlichkeit, die sich in seinen blassgrünen Augen gespiegelt hat, lässt mich beim bloßen Gedanken daran frösteln.
Was verbirgt er nur?
Ich weiß, eigentlich sollte mich das nicht kümmern, denn er hat schon viel zu oft bewiesen, wie egoistisch und eigensinnig er sein kann. Ist das alles nur Theater, damit er sich vor etwas schützen kann?
Ich löse meine Finger von dem kühlen Geländer und kehre in das Innere des Zimmers zurück.
Ich lausche und kann das Prasseln des Wassers aus dem Badezimmer hören.
Wäre es nicht besser einfach zu verschwinden? Ich bewege mich hier, auf einem fadendünnen Seil und die Tiefe unter meinen Füßen, ruft schon meinen Namen.

Ich bin so abgelenkt, dass ich nicht höre wie Theodor das Zimmer betritt. Erst als er wieder dicht hinter mir steht, wird mit seine Präsenz bewusst.
Scheiße!
Ich drehe mich automatisch zu ihm herum und bereue es sofort.
Er trägt bloß ein Handtuch um die Hüften geschlungen. Wassertropfen perlen an seinem ziemlich durchtrainierten Oberkörper hinab.  Auf seiner Brust, direkt über dem Herzen zieht ein feiner Schriftzug seine gebräunte Haut und ich kneife die Augen zusammen, um es entziffern zu können. Erst jetzt wird mir klar, dass ich ihn noch nie so gesehen habe. Bei unserem kleinen Stell-dich-ein, hatte er beinahe noch alles an.

The Night SparrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt