Eilig überfliege ich die Liste auf der die Picknickkorb-Spenden vermerkt sind und überprüfe die dazugehörigen Nummern. Unser Garten platzt mittlerweile aus allen Nähten. Überall stehen Gäste an den verschiedensten Getränke und Speisen-Stationen und betreiben die übliche langweilige Konversation. Gerade rücke ich eine auffällig hässliche pinke Schleife an einem riesigen Korb zurecht und verziehe angewidert das Gesicht.
Das einzig Gute an diesem Event ist, dass durch die Spenden die das bieten auf diese Picknickkörbe einbringen, an eine wohltätige Organisation gehen. Der Rest ist bloß wieder ein Grund für die Aristokratie sich aufzudonnern und zu profilieren. Früher war diese Veranstaltung dazu gedacht, dass heiratsfähige Mädchen ihren zukünftigen Ehemännern unauffällig zugeführt werden.
Sie haben die Körbe mit kleinen Leckereien gepackt, die sie mit Sicherheit damals schon nicht selbst zubereitet haben, sondern irgendein Küchenmädchen und danach mit bunten Schleifen versehen. Die jungen Männer haben dann auf einen der Körbe geboten und der Gewinner durfte mit dem Korb und dem Mädchen, ein Picknick machen.
Dabei hat der Zufall früher eine große Rolle gespielt und viele glaubten an das Schicksal, doch heute versehen die Damen ihre Körbe mit den bunten Schleifen und sagen ihrem Angebeteten welcher Korb zu ihnen gehört, damit er dann darauf bietet.So auch heute wieder, während ich die Körbe mit Nummern versehe, schleift die eine oder andere junge Dame ihren Traumprinz an und zeigt unauffällig auf ihr Körbchen. Es ist wirklich nervig und in meinen Augen Schwindel.
Ich halte nicht viel von den meisten Veranstaltungen, aber diese liegt mir wirklich am Herzen, keine Ahnung warum.
Liegt es daran, dass es sich mal nicht nach etwas zwanghaftem anfühlt? Ich mag den Gedanken einfach, dass eine Frau ein Körbchen packt und ein Mann es ersteigert, ohne zu wissen was sich im Inneren befindet.Gerade als ich eine bordeauxrote Schleife an meinen Korb binde, schleppt Penelope Easton Theodor an meinen Tisch und ich ducke mich schnell darunter, weil ich keine Lust auf sein dummes Gesicht habe.
„Also Baby, der da ist meiner! Merk ihn dir gut, okay?", höre ich ihre aufgekratzte Stimme und verdrehe die Augen. Unter dem Tisch kann ich ihre Beine sehen und ärgere mich, warum ich wie eine Idiotin hier unten hocke.
„Mhmh, okay.", ertönt wiederum ein eher gelangweilter Theodor.
„Alles okay, Baby? Du wirkst so angespannt... Ich könnte dir dabei vielleicht behilflich sein, wenn du willst..."
Ich kann nicht verhindern geradeaus zu starren und Penelope's Hand auf Theodors Schritt auf und abstreifen zu sehen. Dort wo vorgestern noch... Eewwwe!
Ich zucke zusammen und stoße mir mit einem lauten Krach den Kopf an der Tischplatte.
„Was war das?", fragt Penelope erschrocken.
Scheiße!
Ich tauche mit hochrotem Kopf auf und vermeide es nach Kräften Theodor anzusehen.„Hallo, mir ist das Klebeband abhanden gekommen...", murmle ich und hebe das Band als Beweisstück hoch. Peinlich!
Penelope schmiegt sich an Theodor und verzieht gehässig den Mund.
„Weißt du Soleil, ich finde es irgendwie spannend, dass du andauernd dort aufzukreuzen scheinst, wo Theodor ist. Bist du vielleicht eine verrückte Stalkerin?", sagt sie und kichert wie ein Schulmädchen.
Ich spüre wie Scham und Wut in mir hochsteigt und balle die Hände zu Fäusten bis es wehtut. Am liebsten würde ich sie am Schopf packen und in den Sektbrunnen tunken.
Ich entscheide mich jedoch für den besonneneren Weg.
Ich ringe mir ein Lächeln ab und starre die beiden abwechselnd an.
„Bin ich nicht, Penelope! Aber frag mal deinen Liebsten, warum er es nicht lassen kann, mir andauernd hinterher zu laufen... Vielleicht ist er ja der Stalker?"
Ich zwinkere ihr zu und sie klappt empört den Mund auf. Theodors Mundwinkel zucken nach oben und ich weiß nicht, wie ich das deuten soll.
„Viel Spaß bei der Auktion", sage ich und versuche so viel Platz wie möglich zwischen uns zu schaffen.
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The Night Sparrow
Romance✨„Stars can't shine without darkness"✨ Eine junge Frau, die bei Tag ein Leben unter stetiger Beobachtung führt, die jede Nacht die Ketten für einen Moment ablegt, um sich endlich frei zu fühlen. Soleil ist Tänzerin, im berüchtigten Nachtclub „ Sens...