TWENTY-SEVEN

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Ich stehe wie angewurzelt da und weiß nicht was ich antworten soll

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Ich stehe wie angewurzelt da und weiß nicht was ich antworten soll. Mein Kopf droht gleich zu zerplatzen, weil die vielen verschieden Empfindungen vom heutigen Tage, darin einfach keinen Platz mehr finden. Dennoch versuche ich meine letzten Kraftreserven zu mobilisieren und stelle mir die Frage, was in Theodors Kopf vorgehen mag.

Es ist geradezu eigenartig wie viele verschiedene Facetten dieser Mann hat. Der, den ich als Soleil kennen gelernt habe, ist großspurig, frustrierend und unmöglich. Doch dieser Kerl, der gerade vor mir steht, zeigt kaum eine Gemeinsamkeit mit dem anderen. Dieser wirkt ehrlich bekümmert, ist liebevoll und beschützerisch. Mein Herz schlägt so fest in meiner Brust, dass ich befürchte, man könnte es durch meine Haut hindurch klopfen sehen.
Meine Lippen beben und ich fröstle so vor mich hin, während er mich immer noch abwartend ansieht.
„Warum tust du das alles? Ich verstehe es einfach nicht.", frage ich und er schiebt seine Hände in die Hosentaschen, während er schwach lächelt.
„Ich habe wirklich nicht den blassesten Schimmer. Wenn du wüsstest, wie ich mich sonst benehme, könntest du nicht glauben, dass ich der selbe Mensch bin."
Am liebsten würde ich ihm antworten, dass ich das sehr wohl glauben könnte, weil ich ihn kenne, aber das geht nicht.

„Warum benimmst du dich dann sonst anders? Du kannst doch selbst entscheiden, wer du sein willst."
Er fährt sich frustriert durch die Haare und seine Augen fahren gehetzt umher, ehe er sich auf die Stufen der Veranda fallen lässt. Kurz stehe ich da und beobachte ihn wie er seinen Kopf in den Händen vergräbt und einfach nur elend aussieht.
Ich nehme neben ihm Platz, hebe die Hand und lege sie ihm schließlich auf den Arm.
Er zieht sofort die Hände vom Gesicht und sieht mich an.
„Ich möchte gerne entscheiden, wer ich sein will, aber das ist eben nicht immer so einfach. Manchmal, möchte ich etwas bestimmtes sagen und aus meinem Mund kommt etwas komplett anderes... Kennst du das Gefühl?"
Ich nicke.
Plötzlich lacht laut auf und schüttelt den Kopf, was absurd ist.
„Wenn meine Eltern wüssten, was ich hier tue, würden sie mich enterben. Jeden Tag wollen sie mir eine Ehefrau andrehen. Sagen mir, ich muss die Familiendynastie aufrecht erhalten und das Einzige woran ich denken kann, ist, dass ich am liebsten ausbrechen möchte."
Es ist als würde er meine Gedanken aussprechen, denn genau so fühle ich mich in meiner Familie. 
Ich kann nur an eines denken, und zwar dass ich dieses Gespräch mit ihm nicht als Night Sparrow, sondern als Soleil mit ihm führen möchte. Kann es möglich sein, dass man auf sich selbst eifersüchtig sein kann?
Ich streiche mit der Hand über seinen Arm und er heftet seine Augen daran fest. Rasch ziehe ich sie zurück, weil ich diese Spannung zwischen uns fühle und möchte, dass er diese Vertrautheit mit mir fühlt und nicht mit der Nachtclubtänzerin.

„Du hast doch von diesem Mädchen erzählt... Die, die dich wahnsinnig macht. Würde sie dich vielleicht verstehen?", setze ich an, weil ich tief in mir eine kleine Hoffnung verspüre.
Theodor lacht leise und schüttelt den Kopf.
„Ich denke, deine schwarzhaarige Freundin und du würdet sie mögen. Sie ist genau so bissig und schlagfertig.
Meine Mutter kann sie nicht ausstehen, weil sie für mich eine andere Art Frau haben möchte..."
Ich kann nicht verhindern, dass sich Enttäuschung in mir breit macht, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, wusste ich das ohnehin schon. Allein die Art wie sie mich heute Abend angesehen hat, hat mir gezeigt, was sie von mir hält.
„Okay, aber was hältst du von ihr?", harke ich behutsam nach und er blickt erneut zu mir.
„Sie reizt und frustriert mich. Sie reagiert nie so, wie ich es vermute und ich quäle sie, weil ich sehen möchte, ob sie es aushält.", gibt er zu und ich kneife die Augen zusammen.
„Warum tust du das? Hat sie es denn verdient, dass man sie quält?"
Er zuckt kurz zusammen und fängt danach an darüber nachzudenken, was ich gesagt habe.
Nach einer Weile, atmet er geräuschvoll ein und knirscht mit den Zähnen.
„Nein, natürlich nicht. Niemand hat so etwas verdient, aber sie wurde mir heute vorgeführt wie eine preisgekrönte Stute und trotzdem, kann sie es nicht lassen, mich in den Wahnsinn zu treiben. Sie müsste bloß lächeln aber stattdessen, streitet sie sich mit mir. Warum macht sie so etwas?"
Ich zucke mit den Schultern.
„Vielleicht solltest du sie das fragen! Denn für mich klingt es, als könnte sie es dir nicht rechtmachen. Du willst sie nicht, weil man sie dir aufdrängt. Aber so wie es sich anhört, versucht sie gar nicht erst , dir zu gefallen. Sonst würde sie dich nicht zur Weißglut treiben und mit dir streiten. Das wiederum, passt dir auch nicht. Für mich hört sich das Ganze ziemlich frustrierend an..."
Er legt den Kopf schief , denkt über meine Worte nach und brummt, ehe er sich wieder mir zuwendet.
Seine Auge ist fast zur Gänze zugeschwollen und sieht wirklich schmerzhaft aus. Ich unterdrücke den Drang, es anzufassen und verschränke daraufhin lieber meine Arme.
„Da mag was Wahres dran sein. Hm... Jetzt haben wir wieder nur über mich gesprochen. Tut mir leid."
Ich lache und stehe auf.
„Kein Problem, du bezahlst immerhin gutes Geld dafür."
Auch Theodor erhebt sich nun und klopft sich den Staub von der Hose.
„Stimmt, aber das bringt mich zurück zu dem Angebot von vorhin. Bist du einverstanden, dass ich deiner Freundin das Geld gebe und du kehrst im Gegenzug dem Club den Rücken?"

Ich schüttle den Kopf.
„Nein, so etwas wie heute wird nicht mehr vorkommen und außerdem genießt du doch deine Redestunden mit mir, oder etwa nicht, Worthington?"
Als er mich nun ansieht, verändert sich was in seinem Blick. Er zuck kaum merklich zusammen und keucht, ehe er meine Arme packt und mich zu sich zieht.
Was geht nun schon wieder mit ihm ab?
Er löst eine Hand von mir und sieht auf meinen Hals. Verdammt! Ich werde innerlich panisch, versuche aber ruhig zu bleiben.
„Wie hast du mich eben genannt und warum trägst du heute ein Halstuch?"
Ich trete von ihm zurück und lächle nervös.

„Bei deinem Nachnamen. Du weißt doch schon länger, dass ich deine Identität kenne und das Tuch hat mir Travis unser Koordinator heute gegeben, das sollte zu der Nummer passen."
Ich bin selbst überrascht, wie ehrlich diese Lüge klingt aber, Theodor sieht nicht überzeugt aus und dann fragt er die eine Frage, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.

„Wie ist dein wirklicher Name?"


Oh, no... 🫣
Denkt ihr, Theo hat sie entlarvt?
Wie findet ihr es bis jetzt? 😅😬

The Night SparrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt