The Night Sparrow

TWENTY-SIX

⚠️ Trigger- Warnung ⚠️
⚠️Gewalt
⚠️ körperlicher Übergriff
⚠️Blut

Gehetzt ziehe ich mich während der Fahrt um und schminke mich, während ich immer noch innerlich vor Wut bebe. Ich habe keine Ahnung, wie ich heute nett zu Theodor sein soll, wenn ich ihn gerade einfach nur gerne mit meiner Netzstrumpfhose erdrosseln möchte. Der Wagen hält und ich hüpfe hinaus. Ich passiere Bulldog, den ich dann doch nicht, aus reinem Mitleid bei Donnie verpfiffen habe ( Baby's sind in der Tat teuer!) und eile den Gang hinunter in den Garderoben- Bereich. Travis sieht mich gehetzt an und tippt bloß auf seine Armbanduhr.

"Ja,ja ich weiß, Trav! Ich bin zu spät und du genervt.", spreche ich die Tatsachen aus und lasse meinen Rucksack unter den Tisch fallen. Ich hole eilig meine Kontaktlinsen heraus und möchte sie gerade einsetzen, doch da fällt mein Blick auf etwas an meinem Hals. Fuck!

Ich lege die Linsen auf meinen Tisch und lehne mich weiter zum Spiegel nach vorne, während ich das Haar meiner Perücke auf der linken seite zurückstreiche. Ein rot-violetter Bluterguss ziert die Stelle unterhalb meines Kieferknochens und ich keuche. Dieser verfluchte Penner hat mir einen Knutschfleck verpasst! Ich werde panisch, denn wenn er ihn gesehen hat, wird er es später auch erkennen und mich entlarven. Make up wird mir da nicht helfen können. Verdammter Mist!

Ich sehe mich um und erblicke Travis der gerade hinter mir vorbeigeht.
„Travis, Bitte besorg mir einen Schal oder irgendwas!", rufe ich und er verdreht die Augen.
„Sonst noch etwas? Bin ich jetzt zum Dienstmädchen avanciert?", beklagt er sich und seufzt.
„Bitte, Travis! Ich bin doch schon so spät dran..."
Damit hab ich ihn anscheinend überzeugt, denn er stürzt maulend in Richtung der Köstume davon.
„Schwarz oder Bordeaux wenn es geht...", rufe ich ihm noch rasch hinterher und er reißt die Hände genervt in die Luft und ich lache vor mich hin, ehe ich rasch die Kontaktlinsen einsetze, mir die falschen Wimpern aufklebe und mein Make-up auffrische. Ich besprühe mich mit einem schweren Parfüm, der den blumigen den ich sonst immer trage verdeckt.
Danach schlüpfe ich in die Schuhe und während ich die Riemchen verschließe, wirft Travis mir zwei schwarze, seidene Schals auf den Tisch.
„Bitteschön, du hast 2 Minuten Sparrow!"
Ich richte mich rasch auf und sehe mir die beiden prüfend an. Sie sind nicht gerade ansehnlich und viel zu breit, doch der eine hat an beiden Enden eine Spitzenbordüre und die Schneide ich kurzerhand mit einer Schere ab und binde mir den einen als Choker und den anderen an den Oberarm. So sieht es nicht allzu gezwungen auf und rundet mein Outfit perfekt ab.
Ich dehne noch kurz meine Glieder ehe, Travis schon nach mir verlangt und ich draußen schon dem Publikum angesagt werde.
Ich stelle mich vor den Vorhang und atme einmal tief durch, bevor er sich öffnet und die Scheinwerfer mich blenden. Die Gäste schreien und jubeln, während auch schon meine Musik einsetzt.
Heute habe ich mich für etwas rockigeres und härteres entschieden. Die Bässe dröhnen und die Gitarrensolos vibrieren nicht nur durch den Raum sondern auch durch meinen Körper.
Ich drehe mich um die Stange so kraftvoll ich kann und versuche so meinen Ärger und die Enttäuschung der letzten Stunden wegzutanzen. Als ich gerade kopfüber an der Stange hänge, erblicke ich Theodor in der Menge der mich beobachtet. Ich grinse kurz und fahre mit meinen Händen über meine Brust, hinunter zum Bauch und an meinen Oberschenkeln entlang. Als ich das, das letzte Mal gemacht habe, lag ein sehnsüchtiger Blick auf seinem Gesicht, doch heute Abend wirkt er abwesend. Beinahe unbeeindruckt.
„Na warte du Bastard", denke ich und drehe mich herum und rutsche an der Stange entlang auf den Boden. Nun tue ich etwas, was ich sonst nie mache und krabble auf allen Vieren auf die Bühnenkante zu.
Die Meute gröhlt und tobt, aber der Mann den ich damit reizen will, registriert es nicht einmal.